Provinz Jiangsu Willkommen im chinesischen Baden-Württemberg!

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Günstigere Löhne als in Shanghai


Maschinenbau macht Kasse in China
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MAG

Die hohe Konzentration von deutschen Unternehmen in der Stadt ist einzigartig. Die Ursachen sind Zufall, Netzwerke und eine unternehmerfreundliche Politik der Stadtregierung. Als erste deutsche Firma kam 1993 der schwäbische Automobil- und Textilindustriezulieferer Kern Liebers nach Taicang. Damals lockten geringere Gewerbesteuern und vor allem eine gute Verkehrsanbindung. Mit dem Auto braucht man von Taicang ins Stadtzentrum von Shanghai etwa eine Stunde. Auf halbem Wege liegt der Inland-Flughafen Hongqiao, wo sich auch eine deutsche Schule befindet - ein wichtiger Standortvorteil für Firmen, die Mitarbeiter mit Familien ins Ausland entsenden. Andere Schnellstraßen führen in die Industrie-Cluster Kunshan, Wuxi und Nanjing - alles Millionenstädte im Yangze-Delta. Mittlerweile hat die Stadt auch einen eigenen Tiefseehafen.

Su Ke vom "Investment Promotion Bureau of Taicang" nennt neben der Nähe zu Shanghai und zum Hafen auch noch Kosten als Grund für die Attraktivität Taicangs: "Löhne und Immobilienpreise sind hier günstiger als in Shanghai." Seit dem Jahr 2006 gibt es einen "German Investment Industrial Park". Die Stadtregierung unterstützt hier die Ansiedlung von deutschen Unternehmen auch durch steuerliche Vorteile. Die hängen von der Investitionssumme ab.

Übersicht über die fünf größten Absatzmärkte der deutschen Maschinenbauer (zum Vergrößern bitte Bild anklicken).

Mindestens ebenso wichtig wie die Infrastruktur sind die Netzwerke vor Ort. Neuankömmlinge werden bei Round-Table-Gesprächen mit Erfahrung unterstützt. Einmal im Monat treffen sich Vertreter der Unternehmen, um die wirtschaftliche Lage zu besprechen. Diese Kontakte vor Ort sind besonders für kleinere Unternehmen nützlich. Denn nicht nur die großen Unternehmen - Bosch, Trumpf und Krones sind zum Teil seit über zehn Jahren in Taicang - auch immer mehr klein -und mittelständische Unternehmen zieht es in die Provinz Jiangsu. So auch Acam Messelectronic. Das Karlsruher Unternehmen macht schon seit 2004 Geschäfte in China. 15 Prozent des Gesamtumsatzes entstehen hier, damit ist China für Acam nach der EU der zweitwichtigste Markt.

Doch mit insgesamt nur 22 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 5,8 Millionen Euro waren die Mittel für den Aufbau eines eigenen chinesischen Standorts begrenzt. Gleichzeitig war aber klar, dass sich die Beziehungen von Deutschland aus nicht genügend vertiefen ließen. Norbert Breyer, bei Acam zuständig für Marketing und Vertrieb: "Für einen bessere Kommunikation brauchten wir einfach Leute vor Ort. " Acam nutzte daher den Firmenpool von Baden-Württemberg International (bw-i). Die Gesellschaft mit dem offiziell etwas sperrigen Namen "Kompetenzzentrum für das Land Baden-Württemberg zur Internationalisierung von Wirtschaft und Wissenschaft" berät und unterstützt gezielt kleinere und mittelgroße Betriebe bei der Erschließung ausländischer Märkte, hilft bei der Personalsuche vor Ort, stellt Dolmetscher zur Verfügung oder bemüht sich passende Kooperationspartner zu finden. Seit einem guten halben Jahr haben die Karlsruher jetzt einen Applikationsingenieur und einen Marketingmanager vor Ort. Breyer ist zufrieden. Das Engagement in China soll kein Testballon sein, vielmehr will er den Umsatzanteil sukzessive erhöhen.

Das Umfeld dafür ist ideal. Da die meisten deutschen Unternehmen nicht in direkter Konkurrenz stehen, gilt ein "Gentlemen's Agreement". "Wir werben uns keine Arbeiter gegenseitig ab", sagt Krones-Mitarbeiter Lamers. Das kann zu einem wichtigen Standortvorteil werden, denn die Fluktuation in China ist extrem hoch. In manchen Branchen liegt sie bei 20 Prozent. Loyalität zu einer Firma kennen viele der chinesischen Mitarbeiter nicht. Wenn das Nachbarunternehmen etwas mehr zahlt oder näher am Wohnort gelegen ist, wechseln viele sofort.

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