Recycling Schrott-Verwerter spüren die Stahlkrise

Die Krise auf den Stahlmärkten trifft neben den Großkonzernen auch immer stärker die mittelständisch geprägten Recycler. Die ersten Unternehmen aus der Branche wollen bereits Stellen streichen.

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Der Verfall der Rohstoffpreise setzt die Branche unter Druck. Quelle: dpa

Düsseldorf Die angespannte Lage auf den internationalen Stahlmärkten trifft nicht nur große Konzerne wie Arcelor-Mittal oder Thyssen-Krupp. Auch viele Mittelständler aus der Recycling-Branche leiden unter dem rapiden Preisverfall der Rohstoff- und Stahlpreise.

„Der billige Stahl aus China und der drastische Verfall der Eisenerzpreise sorgen dafür, dass sich die Herstellung von Stahl aus Recyclingmaterial immer weniger rechnet“, sagt Andreas Schwenter, Unternehmer aus Bayern und Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen (BDSV). „Etliche Unternehmen schreiben bereits Verluste.“

Nach Aussage Schwenters schlägt die schwierige Situation der Branche inzwischen direkt auf die Arbeitsplätze durch. So planen ein Drittel der Mitgliedsfirmen für das laufende Jahr einen Stellenabbau. Schon in den vergangenen Jahren war die Zahl der Beschäftigten von über 40.000 auf rund 38.000 gesunken.

Die mittelständisch organisierte Branche, zu der aber auch bekannte Namen wie Alba, Scholz und TSR gehören, wird gleich von zwei Seiten in die Zange genommen: Der deutliche Rückgang der Eisenerzpreise verbilligt die Produktion im Primärverfahren, der Einsatz von Schrott lohnt sich für die Stahl-Konzerne immer weniger. So hat der Preis für eine Tonne Eisenerz inzwischen die Schwelle von 40 US-Dollar pro Tonne unterschritten – vor einem Jahr lag er noch um 100 Dollar höher.

Zum anderen kann die Recycling-Branche mit zuletzt rund 16 Milliarden Euro Umsatz immer weniger pro Tonne Schrott erlösen. So sank der Durchschnittspreis pro Tonne Stahlneuschrott binnen eines Jahres um 35 Prozent auf nur noch 147 Euro. Die Konsequenz: Der Anteil der Erzeugung von Stahl in Elektrostahlöfen, die 100 Prozent Schrott umschmelzen, sank unter die für die Branche wichtige Marke von 30 Prozent. Statt fast 22 Millionen Tonnen im Jahr 2007 wurden zuletzt nur noch 19 Millionen Tonnen Stahlschrott für die Rohstahlerzeugung in Deutschland eingesetzt – Tendenz weiter sinkend.

Noch dramatischer sieht es in Europa aus: Dort sank binnen acht Jahren der Schrotteinsatz um fast ein Viertel auf gut 90 Millionen Tonnen. Die Türkei, bislang größter Importeur europäischen Stahlschrotts, nahm 2015 ein Fünftel weniger Stahlschrott ab als im Vorjahr. „Inzwischen sieht niemand mehr einen Silberstreifen am Horizont“, heißt es bei der BDSV. Rund drei Viertel aller Unternehmen rechnen für 2016 mit einer weiteren Verschlechterung der Geschäftslage.

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