Rollladentechnik Somfy - nur so französisch wie nötig

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Internationalität in den Genen

Somfy-Chef Demaël Quelle: Laif

Präzision ist das Markenzeichen der Region Hoch-Savoyen. Von hier holten die Schweizer Uhrmacher jenseits der nahen Grenze im 19. Jahrhundert die Bauersleute im Winter und spannten sie zur Arbeit in ihren Werkstätten ein. Damit legten sie – wie früher in armen Regionen Baden-Württembergs – das Fundament für die Entwicklung eines der ärmsten Landstriche Frankreichs zum Industriestandort. Während die Regierung in Paris dankbar ist, wenn sich das französische Exportdefizit wenigstens verringert, verdient die Alpenregion mit Ausfuhren richtig Geld.

Zahlreiche andere französische Mittelständler beschränken sich auf den Heimatmarkt. „Wir haben die Internationalität in den Genen“, sagt dagegen Somfy-Chef Demaël. „Wir sind überzeugt davon, dass weltweit der Wunsch nach einer Verbesserung der Lebensbedingungen zunimmt.“

Um davon zu profitieren, suchen die Franzosen den Schulterschluss mit Unternehmen im Ausland. So gründete Somfy mit dem dänischen Fensterhersteller Velux einen Verbund namens io-homecontrol, dem rund ein Dutzend Hersteller angehören. Der Benutzer kann über Fernbedienung die Haustechnikkomponenten der Verbundfirmen einzeln oder zusammen steuern: Dachfenster und Rollläden, Markisen, Heizung, Licht, Türen und Alarmanlage. Über das Internet lässt sich io-homecontrol zudem per Smartphone, PC, Notebook oder Tablet-Computer bedienen.

Digitale Haustechnik

Ziel ist eine „neue Welle des Wachstums“, sagt Demaël, indem Somfy das Bedürfnis nach mehr Komfort, Sicherheit und verstärkt auch nach Umweltschutz bediene. Deshalb wolle Somfy auch bei der Digitalisierung der Haustechnik zum Marktführer aufsteigen. 2012 stieg der Umsatz mit solchen funkgesteuerten Systemen bei Somfy um 131 Prozent. Dabei setzt Demaël auch auf das Umweltbewusstsein in Deutschland, das stärker ausgeprägt sei als in Frankreich. Immerhin ließen sich mit digitalisierter Haustechnik bis zu 30 Prozent Energie sparen.

Umsatz und Nettogewinn von Somfy Quelle: www.daily-bourse.fr

Das entscheidende Wachstum aber verspricht sich Somfy von den Schwellenländern. 2015 soll das Unternehmen dort mindestens ein Drittel des Umsatzes erwirtschaften. 2009 waren es 15 Prozent, heute sind es 25. Beispiel Brasilien: Gerade haben die Franzosen für rund sieben Millionen Euro 51 Prozent an der Sicherheitstechnikfirma Giga erworben. Im August 2012 hatten sie sich die Kontrolle über den Haustechnikspezialisten Neocontrol geschnappt. Und bereits seit 2011 arbeitet Somfy mit dem Automatisierungsspezialisten Garen Automação zusammen.

In China ist der Mittelständler aus den französischen Alpen schon seit 2006 vertreten und beschäftigt dort inzwischen fast 2500 der weltweit 7600 Mitarbeiter. Das sind rund 500 mehr als in Frankreich. Zwar beschert das Somfy nicht nur Freunde. Globalisierungskritiker wie Industrieminister Arnaud Montebourg und die Gewerkschaften geißeln die Produktionsverlagerung französischer Unternehmen ins Ausland regelmäßig als unpatriotisch.

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