Salm, Sasse, Bora So sorgen Mittelständler für Aufmerksamkeit

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Sasse: Mit Qualität gegen Kater

Sasse, Spirituosen: Mit Qualität gegen Kater

Da schaut man zweimal hin: „Rüdiger Sasse – Schnapsdrossel“, steht auf der Visitenkarte des 45-Jährigen. Sasse ist Inhaber der Feinbrennerei Sasse, einer der letzten selbstständigen Kornbrennereien im Münsterland. Und trotz vieler Rückschläge hat er seinen Humor nicht verloren.

Knapp 30 Jahre ist es her, da galt das Münsterland als Zentrum der Kornproduktion. Doch davon ist nicht mehr viel übrig. Der aus Getreide gewonnene Schnaps steckt seit Jahrzehnten in der Krise. Korn und Doppelkorn haben ein Imageproblem: Sie gelten als Billigfusel mit Brummschädelgarantie. Daher beduseln sich die deutschen Schluckspechte auch lieber mit Whisky, Wodka oder Gin. Das klingt hipper und schmeckt angeblich auch viel besser.

Sasse jedoch ließ sich vom Akzeptanzproblem des westfälischen Rachenputzers nicht beirren, ganz im Gegenteil. Er sattelte vom Banker zum Unternehmer um und wagte Ungeheuerliches: Obwohl sein Vater den Betrieb schon Ende der Achtzigerjahre wegen Erfolglosigkeit stilllegen musste, fingen Vater und Sohn Sasse Mitte der Neunzigerjahre wieder mit dem Kornbrennen an.

Das CEO-Vorabend-Event
Zukunftsfähigkeit sichern – Wachstumspotentiale realisieren – Von den Besten lernen. Das ist das Motto beim Gipfeltreffen der Weltmarktführer. Am Dienstagabend trafen sich die CEOs bei der Optima Pharma GmbH zum Vorabend-Event. Quelle: Steffen Burger
Der geschäftsführende Gesellschafter der Optima Packaging Group, Hans Bühler. Quelle: Steffen Burger
Walter Döring, Wirtschaftsminister a.D. Baden-Württemberg und Inhaber der Akademie Deutscher Weltmarktführer, begrüßte die Gäste. Quelle: Steffen Burger
Auch WirtschaftsWoche-Chefredakteurin Miriam Meckel führte durch den Abend. Quelle: Steffen Burger
Zum Thema "Singapur - Ihre bessere Hälfte in Asien" referierte Ping Bu Loke, Centre Director Europe beim Singapore Economic Development Board. Quelle: Steffen Burger
Über die Erfahrungen von Rohde und Schwarz mit dem asiatischen Markt berichtete Geschäftsführer Peter Riedel. Quelle: Steffen Burger
Dazu gab es auch eine anschauliche Präsentation. Quelle: Steffen Burger

Seitdem sind einige Jahre vergangen. Der Neustart ist gelungen. Jetzt müssen neue Konsumenten her, Unternehmen und Marke müssen bekannter werden. Es sei überlebenswichtig, den Bekanntheitsgrad weit über das Münsterland hinaus zu steigern. Sasse ist klar: Wir müssen rund um unser Traditionsprodukt eine neue Geschichte schreiben, es erlebbar und überall verfügbar machen.

Zukunftsweisender Fund

Dafür besucht der Chef nicht nur Messen und Gourmetfestivals oder tingelt durch die Hotels in den Münsterländer Wasserschlössern. Er baut im Firmengebäude in Schöppingen nahe der holländischen Grenze auch ein kleines Besucherzentrum. Dort, wo noch vor ein paar Jahren eine Flaschenabfüllung stand, stapeln sich heute alte Wein- und Cognacfässer zwischen gemütlichen Sitzbänken. Fast 20.000 Menschen pilgerten 2014 hierher und nahmen an Rundgängen, Verkostungen, Vorträgen oder Destillationskursen teil.

Mit seinem veredelten Schnapsangebot ködert Sasse, der seit sechs Jahren die 1707 gegründete Brennerei in der zwölften Generation führt, nun auch Kunden, die eigentlich nie auf die Idee kämen, eine Flasche Korn zu öffnen. Neben dem Münsterländer Lagerkorn, der für 18 Euro in der Halbliterpulle zu haben ist und aus Bioweizen in einer Brennanlage aus 136 Jahre altem Kupfer destilliert wird und anschließend drei Jahre lang in Eichenfässern reift, offeriert Sasse auch Aperitifs, Wacholder und Kräuterliköre. Ein besonderer Tropfen ist der Lagerkorn „Bordeaux Finish“, der acht Jahre lang in Eichenfässern ruht, in denen zuvor Rotweine des Bordeaux-Weinguts Château Latour reiften. So viel französischer Glamour, gepaart mit westfälischer Destillierkunst, hat seinen Preis: 350 Euro kostet die 0,7-Liter-Flasche.

Die Qualität von Sasses Bränden spricht sich herum. Sie werden auf dem Petersberg in Bonn kredenzt, im Hotel Atlantic in Hamburg und beispielsweise bei den Promi-Gastronomen Sarah Wiener („Das Speisezimmer“) und Holger Zurbrüggen („Balthazar“) in Berlin.

Selbst im beliebten deutschen Restaurant Keitel’s in Tokio findet sich ein Sasse auf der Getränkekarte. Kunden in Japan oder Taiwan beliefert Sasse über seinen ebenfalls neu eröffneten Online-Shop. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen wieder knapp 40 Mitarbeiter und bildet sogar Destillateure aus. Vor 15 Jahren, als die Brennerei dichtmachen musste, arbeiteten nur noch fünf Menschen im Betrieb.

Foto von Bora-Chef Bruckbauer Quelle: Dieter Mayr für WirtschaftsWoche

Bis dahin war es ein langer Weg, der neben allem Ehrgeiz und Wagemut auch vom Zufall bestimmt war. Ende der Achtzigerjahre taucht im Keller eines Schöppingers eine verstaubte Flasche Korn auf, gebrannt von Rüdigers Großvater. Zur Überraschung aller ist der Fund milder, riecht anders und schmeckt besser als die billig produzierte Massenware, die in den Siebziger- und Achtzigerjahren aus den Edelstahltanks auf Flaschen gezogen worden war.

Sasse junior macht sich auf die Suche und stößt auf alte Cognacfässer der Destillerie Rémy Martin, die ältesten von 1888. Für Sasse ist klar, „das Geheimnis eines guten Korns liegt in der Veredelung – und dafür braucht man die richtigen Fässer.“

Er beginnt zu experimentieren. Zehn Jahre vergehen, bis er mit dem Ergebnis zufrieden ist und die ersten Flaschen in den Verkauf bringt. Zu seinen größten Abnehmern gehört die Gastronomie. Der Umsatz des Unternehmens bewege sich im „mittleren siebenstelligen Bereich“, sagt Sasse. „Der Direktverkauf im Internet wächst stark, 20 Prozent unserer Produkte setzen wir auf diesem Weg ab.“

Die Geschäfte laufen gut. So gut, das Sasse schon wieder investiert: in eine neue Reifehalle, in der bis 2020 rund 1000 Barriquefässer mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 200.000 Litern liegen sollen.

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