Sanierungsfall Scholz Schrottverwerter träumt vom Schuldenschnitt

Der enorme Preisdruck auf dem Stahlmarkt macht Scholz zu schaffen. Der Schrottverwerter ist einer der größten Sanierungsfälle in Deutschland. Nun will er seine Gläubiger zum Teilverzicht auf Kredite und Anleihen bewegen.

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Als die Metall- und Schrottpreise sanken, wurde die Scholz AG zum Sanierungsfall. Quelle: dpa

Frankfurt Der angeschlagene Schrottverwerter Scholz will seine Gläubiger zum Schuldenschnitt bewegen. Die Schulden von gut einer Milliarde Euro verhinderten den Einstieg eines dringend benötigten neuen Investors für den Metall-Recycling-Konzerns, räumte die Scholz Holding am Freitag ein.

Das Familienunternehmen von der Schwäbischen Alb sucht seit Herbst einen neuen Miteigentümer - doch bisher winkten alle Finanzinvestoren und strategischen Interessenten angesichts der Schuldenlast ab. Auch die 2014 mit 39,9 Prozent eingestiegene japanische Toyota Tshusho will kein frisches Kapital mehr geben, aber ihre Beteiligung behalten.

Scholz leidet unter dem enormen Preisdruck auf dem Schrott- und Stahlmarkt und arbeitet seit 2013 am Umbau des Konzerns. Die Firma ist einer der größten Sanierungsfälle in Deutschland. 2014 hatte der Konzern mit 5800 Mitarbeitern noch einen Umsatz von 3,1 Milliarden Euro erwirtschaftet, im ersten Halbjahr 2015 brach die Gesamtleistung um 17 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro ein, Scholz schrieb 14,4 Millionen Euro Verlust. Damit Scholz das Jahr 2016 übersteht, hatten die Banken kurz vor Weihnachten einen Überbrückungskredit von 50 Millionen Euro gewährt.

Um die Verhandlungen zu erleichtern, hat Scholz den Sitz von Essingen bei Aalen nach London verlegt. In den Holding-Vorstand sind zwei Sanierungsexperten eingezogen. In Großbritannien haben Unternehmen die Möglichkeit, sich ohne ein Insolvenzverfahren über ein sogenanntes „Scheme of Arrangement“ mit den Gläubigern zu sanieren. Mehrere deutsche Unternehmen - etwa der Münchener Brillenhersteller Rodenstock - hatten dieses Verfahren genutzt. Zahlreiche Banken von Scholz haben ihre Kredite an Hedgefonds verkauft. Für eine 182,5 Millionen Euro schwere, mit 8,5 Prozent verzinste Anleihe hat ein Gericht in Wien einen Kurator benannt, der die Interessen der Gläubiger vertreten soll.

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