Schmuckmanufaktur Wellendorff "Wenn ihr Geld übrig habt, investiert es in Gold"

Boutiquen in 1A-Lagen von Los Angeles über Peking bis Tokio, Platz 16 im Luxusmarkenranking – und gelenkt seit vier Generationen von der Familie in Pforzheim. Georg Wellendorff vom gleichnamigen Schmuckhersteller spricht über die ideale Größe von Unternehmen, die Absage ans Wachstum um jeden Preis und über Streit und Frieden in Familienunternehmen.

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Die Wellendorffs. Hanspeter, Eva, Christoph, Claudia, Georg. (v.l.n.r.) Quelle: PR

WirtschaftsWoche Online: Herr Wellendorff, in Paris sinken die Umsätze der Luxuswarenhändler in Folge der zurückgehenden Besucherzahlen nach den Attentaten. In China brechen den Herstellern von teuren mechanischen Uhren die Umsätze weg. Keine gute Zeiten für Luxus, oder?
Georg Wellendorff: Jede Zeit ist gut oder schlecht für Luxus. Die Menschen werden diese Güter immer schätzen. Aber es gibt immer Verschiebungen innerhalb der Kulturen und der Kontinente. Den Rückgang in Asien verzeichnen wir auch, weil die Chinesen durch die hohen Steuern und die Anti-Korruptionsgesetze vorsichtiger geworden sind. Uns betrifft das allerdings etwas weniger als die Uhrenhersteller, da Schmuck nicht so im Fokus stand. Wir gehen aber davon aus, dass das eine kurzfristige Phase ist. Der Markt ist so riesengroß, der Nachholbedarf der Bevölkerung immens und deswegen glauben wir, dass in den kommenden Jahren die Nachfrage dort wieder steigen wird. Wir verbessern deswegen auch gerade unsere Lage in Peking.

China besitzt zig Städte mit mehreren Millionen Einwohnern. Sie konzentrieren sich dennoch auf Peking und Shanghai. Ist das nicht zu wenig?
Viele Marken haben es in der Vergangenheit übertrieben mit ihrer Konzentration auf China. Wir sind da sehr vorsichtig. Es reicht uns, in den Zentren präsent sein. Die Kundschaft reist dorthin. Sie reist sowieso viel. Wir verzeichnen auch mehr Nachfrage chinesischer Kunden in Deutschland und Österreich. Die Zeiten, in denen sie vor allem in Gruppen reisten, sind vorbei, das sind Individualtouristen.

Was ist mit dem deutschen Markt?
Wir stellen bei uns eine höhere Nachfrage fest, ungeachtet der globalen Entwicklung. Es gibt viele Menschen, die zurückhaltend sind, aber wenn sie sich entscheiden etwas zu kaufen, dann suchen sie Dinge, die für Authentizität stehen und über den Tag hinaus Bestand haben werden. Gold verliert auch in schweren Zeiten nichts an seiner Anziehungskraft. Das zeigt unsere Unternehmensgeschichte.

Wellendorff

Die schon immer eng mit Gold verknüpft ist?
Ja. Mein Urgroßvater hat bereits 1947 wieder begonnen, Schmuck aus Gold herzustellen. Nach dem Krieg hat jeder erst mal danach geschaut, dass er wieder ein Dach über dem Kopf und was zu essen hat. Die Menschen hatten ganz andere Themen. Dennoch gab es rasch wieder eine Nachfrage nach echtem Goldschmuck. Unter anderem, weil man sich nach einem Ausgleich gesehnt hat zu den harten Dingen des Alltags. Auch heute sehnen sich die Menschen nach Sicherheit, Zuverlässigkeit. Man braucht schöne Dinge, umso mehr. Allerdings geht es aus unserer Sicht weg vom Bling-Bling-Schmuck und hin zu Schmuck, der für Understatement und Nachhaltigkeit steht.

Das sind die teuersten Uhren der Welt
Nein, für den Preis von 2.424.074 Euro (UVP) bekommt der Kunde nicht zwei Uhren. Aber eine, deren Rückseite aussieht wie eine normale Uhr. Patek Philippes Grandmaster Chime ist das aktuell teuerste Modell der Manufaktur aus Genf, die als eine der wenigen Luxusuhrenmarken noch in privater Hand ist und nun von Thierry Stern geführt wird. Die Grandmaster Chime ist eine Minutenrepetition. Das bedeutet, dass nach dem Betätigen eines Schiebeschalters, mehrere Gongtöne die Uhrzeit mitteilen. Diese technische Ausstattung gehört zu den sogenannten "Grand Complications", die besonders aufwändig sind und nur von Uhrmachern mit langer Erfahrung montiert werden können. Was kann die Uhr noch? Mondphase, ewiger Kalender, Alarm mit Zeitschlag, Anzeige der noch zur Verfügung stehenden Gangreserve, zweite Zeitzone, vierstellige Jahresanzeige - sogar die Position, in der sich die Krone gerade befindet, ist abzulesen. So weiß der Nutzer, ob er beim Drehen der Krone das Uhrwerk oder die Feder für das Schlagwerk aufzieht, die Zeiger oder den Alarm einstellt. Quelle: PR
Die Breguet Taschenuhr Classique Grande Complication besitzt - hier gut zu erkennen in der Öffnung - ein Tourbillon, das zu den komplizierteren Mechanismen im Uhrenbau zählt. Früher beherrschten nur wenige Manufakturen diese Technik, inzwischen einige mehr. Das Tourbillon ist jedoch eigentlich eine Erfindung für die Taschenuhr, nicht die Armbanduhr. Die Unruh, die den Takt der Uhr vorgibt, wird von der Schwerkraft beeinflusst. Umso mehr, wenn sie wie bei einer Taschenuhr, die meiste Zeit in einer Position verweilt. Um diesen Einfluss auszugleichen wurde das Tourbillon entwickelt. Es dreht den ganzen Unruh-Teil einmal pro Minute um die eigene Achse. Die Breguet für 843.200 Euro besitzt zudem ein Läutwerk, die sogenannte Minutenrepetition, die mittels Klangfedern die Uhrzeit anzeigt, wenn ein Schieberegler betätigt wird. Quelle: PR
Bei dieser Uhr gestaltet der Käufer den Preis ein wenig mit. Gut - unter einer Million wird er nicht liegen. Das ist der Basispreis. Und es ist sicher die außergewöhnlichste Weise, eine Uhr zu veredeln, die mit der Funktion nichts zu tun hat. Das kleine Schiff im Foto ist ein Skulptur von Willard Wigan. Der erarbeitet in Wochen kleine Kunstwerke, die so winzig sind, dass sie nicht nur in ein Nadelöhr passen - dort baut er sie normalerweise auch ein. In Zusammenarbeit mit Greubel & Forsey gibt es die Chance, so eine Skulptur in die Uhr zu bekommen. Betrachtet wird sie durch eine Lupe an der Seite des Gehäuses. Natürlich kann die Uhr noch mehr: Gangreserve von 72 Stunden und ein Tourbillon sind verbaut. Quelle: PR
Doch, auch unter einer halben Million Euro gibt es unerschwingliche Uhren. Die All-in-One von Chopard wurde dieses Jahr vorgestellt und kostet 369.310 Euro - mit Diamanten: 395.690 Euro. Dafür bekommt der Besitzer allein 3,01 Karat an Diamanten - 60 Stück. Die Differenz von 26.380 Euro zeigt aber: Der Preis kommt von der Mechanik. Das Uhrwerk mit Tourbillon ist ein Chronometer. Das heißt, das Uhrwerk musste sich einer Genauigkeitsprüfung unterziehen. Sieben Tage hält die Feder das Uhrwerk in Gang. Auf der Rückseite sind unter anderem abzulesen: Gangreserve und Sonnenauf- und Untergangszeiten von Genf. Quelle: PR
Sicher sind folgende Fakten: Die Uhr ist 50,55 Millimeter tief und von der Metallschlaufe bis zum Boden 131,7 Millimeter hoch. Sie trägt den Namen 57260 - 57 für die Zahl der verbauten Komplikationen, 260 für das Alter des Herstellers, die Marke Vacheron Constantin. Die Uhr besitzt aber auch Neuheiten, von denen es schwer zu begreifen ist, was sie tun. Der retrograde Schleppzeiger-Chronograph, zum Beispiel. Retrograde ist ein Zeiger, der sich nicht im Kreis dreht, sondern eher wie eine Tachonadel funktioniert. Der Schleppzeiger ist dafür da, Zwischenzeiten zu messen. Und es geht weiter: Neun astronomische Kalenderfunktionen, die Sonnenwenden, Tierkreiszeichen oder Stunde und Minute der Sternzeit anzeigen. Die Sonnenaufgangszeit für den Besitzer oder die Dauer des Tages werden ebenfalls dargestellt. Acht hebräische Kalenderfunktionen sind enthalten, darunter das Alter des hebräischen Jahres. Und und und. Ein Superlativ. Auch beim Preis - nur der ist nebulös. "Ein vielfaches der Tour de L'ill", heißt es bei Vacheron Constantin. Die kostet eine Million. Wenn man gegenüber der Manufaktur die acht Millionen Dollar erwähnt , die das amerikanische Magazin Forbes als Kaufpreis wissen will, dann wird nicht gedroht, eine Gegendarstellung zu erwirken. Sie ist teuer. Das ist Fakt. Quelle: PR
Die Manufaktur Parmigiani gehört zu den etwas unbekannteren Marken im Reigen der Luxusuhrenhersteller. Ihr Namensgeber ist Uhrmacher und restaurierte historische Uhren, bevor er seine eigene Marke gründete mit der Unterstützung der Stiftung Sandoz Family Foundation. Aktuell ist das Modell Tecnica Ombre Blanche für 716.000 Euro . Die Uhr hat eine Minutenrepetition und ihre Klangfedern mit dem Zusatz "Kathedral" sollen einen besonders beeindruckenden Ton erzeugen. Dazu besitzt sie einen Tourbillon, der ursprünglich für Taschenuhren entwickelt wurde und die Auswirkungen der Schwerkraft auf die Unruhe ausgleichen soll. Ebenfalls dabei: ein ewiger Kalender. Quelle: PR
Auf Anhieb ist nur zu erahnen, was Audemars Piguet alles in die Royal Oak Offshore Grande Complication Squelette verbaut hat, um den Preis von "etwa 800.000 " Euro zu errechnen. Sie besitzt ein Automatikwerk, muss also nicht aufgezogen werden. Die Minutenrepetition lässt via Klangfedern die Zeit erschallen. Der ewige Kalender heißt, dass die Datumsanzeige auch nach Schaltjahren noch exakt läuft. Sie zeigt auch die Kalenderwoche an. Der Chronograph, also die Stoppuhr, nimmt auch Zwischenzeiten - die Funktion heißt auch Schleppzeiger oder - noch schöner - Rattrapante. Und natürlich zeigt sie auch Stunde, Minute und Sekunde an. Und die Bauteile des hoch komplexen Uhrwerks wurden dann auch noch an den Stellen ausgespart, wo das technisch keine Einschränkung der Funktion oder Stabilität bedeutet - die Skelettierung. Auflage: drei Stück. Quelle: PR

Ausgerechnet Ringe oder Colliers von Wellendorff sind eher farbenprächtig und oft mit vielen Steinen besetzt. Das ist für Sie Understatement?
Man will sich schmücken, aber nicht, dass jeder sofort erkennt, was da für Werte im Spiel sind. Unser Schmuck ist sicher markant. Aber das sieht oft nur der Kenner, um was es sich genau handelt. Was sich dahinter verbirgt, wissen nur die, die eine tragen oder sich intensiv mit der Materie beschäftigen. Wenn sie hier auf der Königsallee mit einem Wellendorff-Kordel um den Hals spazieren gehen, dann sagen die meisten höchstens, das sei eine schöne Kette, aber kaum einer könnte sagen, die hätte diesen oder jenen Wert.

Es muss alles auf den Tisch

Kommt Ihnen zu Gute, dass in Deutschland recht viele vermögende Menschen ihr Geld angesichts der niedrigen Zinserträge nur zögerlich anlegen und dann lieber gleich in Sachwerte gehen?
Das stellen wir fest, ja. Auch wenn es keinen Zweitmarkt gibt, wie es ihn für hochwertige mechanische Uhren gibt. Die Menschen kaufen Schmuck, um ihn zu behalten oder weiterzureichen, nicht so sehr, weil sie auf Wertsteigerungen hoffen. Mein Großvater hat schon immer gesagt: Wenn ihr Geld über habt, investiert es in Gold.

Wie die meisten Luxusmarken ist Ihr Unternehmen in Nordamerika, Asien und Europa vertreten, nicht aber im arabischen Raum. Versäumen Sie da nicht etwas?
Dazu muss ich ausholen. Wir sind ein Familienunternehmen. Unser höchster Wert ist die Familie. Den leben wir. Mein Bruder macht die Distribution, meine Frau die Pressearbeit und meine Eltern sind auch im Unternehmen. Der weiter gefasste Kreis sind die Mitarbeiter. Ich habe fast täglich mit jedem zu tun. Ich kenne deren Hintergründe, deren Sorgen. Auch unsere Partner bei den Juwelieren sehen wir als langjährige Partner. Vor ein paar Jahren haben wir uns zusammengesetzt und uns gefragt, was die ideale Firmengröße für uns ist. Wir sind derzeit mit den Mitarbeitern im Ausland gut 120 Menschen. Wenn sie da noch drüber hinauswachsen, dann können sie dieses Verhältnis nicht aufrecht halten. Dann werden sie anonym. Dann brauchen sie Managementebenen. Das ist der Grund, warum es Wellendorff nicht in Südamerika oder eben den arabischen Staaten gibt. Auch wenn es dort selbstverständlich Menschen gibt, die sich mit unseren Werten wie der Goldschmiedekunst und Familienwerten identifizieren.

Schließe mit Patent. Die eigene Entwicklung wurde von einer Maschine 160.000 mal geöffnet und geschlossen, bevor sie in Produktion ging. Quelle: PR

Absage an Wachstum durch Familienentscheid? Ist das ein Bruch mit der Notwendigkeit von Wachstum im Kapitalismus?
Nein, wir müssen natürlich wachsen. Aber nicht zwingend mit der Größe des Unternehmens. Uns hilft sicher, dass wir unabhängig sind und alle Entscheidungen ohne Investoren oder Banken treffen. Wir müssen qualitativ wachsen. Wir müssen in der Exzellenz wachsen und nicht in der Anzahl der Schmuckstücke. Anspruch und Innovation – das sind die Dinge, die wir vorantreiben müssen. Das können sie am besten in Deutschland machen. Was erwartet die Welt von einem Produkt, das aus Deutschland kommt? Zuverlässigkeit, Qualität.

Das ist nicht das, was den meisten Menschen als erstes einfallen würde, wenn sie Schmuck kaufen.
Es gibt drei Gründe, warum man hochwertigen Schmuck kauft. Einmal möchte man ihn verschenken aus Liebe und Zuwendung. Dann gibt es diejenigen, die ihn sich selber gönnen, zum Beispiel auf Grund eines besonderen Ereignisses wie ein Abschluss oder eine Beförderung. Und die, die ihn mit Blick auf die kommende Generation kaufen, an die sie ihn weiterreichen möchte. Wenn sie dauerhaft Freude daran haben möchten, dann kommen sie ganz schnell an das Thema Qualität.

Auf Anhieb wirkt ein Ring technisch nicht so herausfordernd, wenn es um Haltbarkeit geht.
Nehmen Sie aber ein Armband. Wir haben eine patentierte Faltschließe. Wir haben eine Maschine entwickelt, die das Öffnen und Schließen simuliert.

So wie bei Ikea der Apparat, der Schubladen öffnet und schließt?
In etwa. Am Anfang hatten wir die Vorgabe, dass die Schließe 40.000 Schließvorgänge schadlos übersteht. Dann können wir garantieren, dass eine Frau, wenn sie sie täglich an- und ablegt, ihr ganzes Leben Freude daran hat. Die ersten Prototypen sind nach 200 Vorgängen gebrochen, weil das Material zu dünn war. Sukzessive haben wir das Schloss nach dreieinhalb Jahren durch Verbesserung so weiterentwickelt, dass wir die Maschine nach 160.000 Wiederholungen abgestellt haben. Die Ingenieursleistung liegt darin, keine externen Federelemente zu verwenden. Andere machen auch schöne Schlösser, aber wir können garantieren, dass es hält.

David im Wettbewerb mit den Luxus-Goliaths

Warum ist da eigentlich vorher keiner drauf gekommen, so simpel, wie die Lösung am Ende aussieht?
Haben wir uns auch gewundert. Aber wir sind ja auch nicht früher drauf gekommen. Das ist aber das, was ich meine, wenn wir von Exzellenz sprechen. Das ist unser Wachstum. Lösungen entwickeln, die es vorher nicht gab.

Der Juwelier Bulgari wurde schon vor Jahren an einen Luxuskonzern verkauft, nun wurde bekannt, dass der Kölner Kofferhersteller Rimowa unter das Dach von LVMH geschlüpft ist. Als kleines Familienunternehmen im Wettstreit mit den Giganten – ist das chancenlos, allein zu bestehen?
Ich empfinde das als Ansporn. Wir glauben immer an den Wettbewerb, je härter der ist, desto besser müssen die Lösungen sein, die wir präsentieren. Das schöne ist ja, dass wir es als kleiner badischer mittelständischer Schmuckhersteller im Kampf David gegen Goliath schaffen, zu bestehen. Konzerne haben sicher Vorteile, wie ein großes Distributionsnetz. Aber wir sind ein schnelles Boot, Entscheidungen treffen wir viel zügiger.

Und das in der Familie. Wenn dann was schief läuft, ärgert man sich nicht nur über den Kollegen, sondern auch den Verwandten. Wie verhindern sie, dass es zu einem Zerwürfnis kommt, wie man es ständig sieht von Bahlsen bis Tönnies?
Wir sitzen in diesem Boot eben alle zusammen. Wenn die Familie sich versteht, gibt es meines Erachtens nichts Besseres als ein Familienunternehmen. Dann arbeitet jeder daran, dass das Unternehmen vorankommt. Wenn sie sich nicht versteht – dann gibt es sicher keine schlimmere Form. Häufig wird natürlich sehr emotional diskutiert. Wenn Sie nach Hause kommen, dann diskutieren sie auch sehr emotional am Abend mit Ihrer Frau über den Tag. Das ist bei uns nicht anders. Aber unter uns herrscht das fundamentale Vertrauen unter allen Familienmitgliedern, dass keiner am Stuhl des anderen sägt. Wenn das nicht da ist, dann ist das die Hölle.

Ihr Bruder ist im Unternehmen, wenn sie nach Hause kommen, treffen sie ihre Kollegin wieder, die tagsüber die PR verantwortet – Ihre Frau. Haben Sie dann noch Lust, über die Arbeit zu reden?
Wir machen das. Wir müssen auch genauso über unseren Tag reden wie alle anderen auch.

Sie können doch nicht über den Kollegen lästern, wenn es ein Verwandter ist.
Wir arbeiten nicht daran, dass man seine Seilschaft aufbaut, wie es in Konzernen passiert. Wir möchten keinen aus dem Boot herausbekommen, denn dann haben sie einen weniger zum Rudern. 

Gibt es irgendeinen Trick, wie Sie Ihren beruflichen Ärger in der Familie leben und gleichzeitig das Gefüge nicht auseinanderbricht?
Es ist Arbeit. Es ist wie in einer Ehe.

Die werden oft genug geschieden.
Richtig. Aber es gibt genug Ehen, die nicht geschieden werden. Da funktioniert das Miteinander. Der Schlüssel ist die Kommunikation. Meine Mutter holt immer wieder alle an einen Tisch. Wir sind in Summe 17 Familienmitglieder und sitzen sehr häufig zusammen. Da kommt alles auf den Tisch. Das ist oft befreiend. Es darf nicht sein, dass jemand etwas in sich hineinfrisst. Das ist anstrengend, weil man unangenehme Dinge sagen muss und sich anhören muss.

Familienunternehmen stolpern oft über die Nachfolge. Macht Sie das nervös?
Die nächste Generation steht in den Startlöchern. Ob sie in die Firma geht, wird sich zeigen, aber zumindest gibt es eine. Wenn sie Lust und Spaß haben, das weiterzumachen, dann unterstützen wir das, wenn nicht… dann…

Dann überlegen Sie, wenn es soweit ist?
Genau. Aber uns macht die Arbeit Spaß. Davon erzählen wir zu Hause. Ein gewisser Grundoptimismus ist hilfreich. Das merkt auch die nachfolgende Generation. Und wir haben einen Vorteil: Wir beschäftigen uns nur mit schönen Dingen. Schmuck ist schön und die Menschen, die sich Schmuck kaufen, freuen sich drauf. Niemand kauft Schmuck, wenn er schlechte Laune hat.

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