Sennheiser Was das Familienunternehmen besser macht

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Die Doppelspitze ist die hohe Schule der Nachfolge

Und das tun sie. Die Söhne sorgen flugs für größere Transparenz. „Ich hatte da ein wohlabgestimmtes System von Intransparenz“, gibt Sennheiser zu. Wie man das eben so macht als Chef. Der zurückhaltende Sennheiser schmunzelt, als er davon erzählt. Doch die Söhne verändern noch mehr Grundlegendes: Sie organisieren das Unternehmen neu, nutzen Social Media zur Kundenbindung. Diese Zeit fällt dem erprobten Strippenzieher nicht leicht, und noch einmal tief Luft holend sagt er: „Ich erkenne durch meine Söhne besser, womit ich nicht zum Ziel gekommen bin.“

Die jungen Sennheiser erscheinen so unterschiedlich wie ihre Eltern, „aber jeder der beiden ist froh, dass der andere die eigene Kompetenz ergänzt“, freut sich Sennheiser. Denn auch er weiß: Eine Doppelspitze, das ist die ganze hohe Schule der Unternehmensnachfolge.

Söhne melden Umsatzrekord

Doch auf Sennheisers langer Liste der guten Vorsätze war noch eine Aufgabe unerledigt: sein vollständiger Rückzug ins Private und damit auch von dem machtvollen Aufsichtsratsvorsitz. Vielleicht ist das die letzte große Aufgabe jedes Managers: diesen richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Sennheiser aber ist sicher: „Nicht ich suche den Zeitpunkt, sondern er wird mich finden, und dann weiß ich auch, richtig zu entscheiden.“

Wo hat Sennheiser über 40 Jahre die Energie hergenommen, sich immer wieder selbst infrage zu stellen und doch seinen Zielen treu zu bleiben? Er zögert einen Moment: „Meine Frau und ich, wir meditieren regelmäßig. Das führt zur Klarheit der Gedanken.“

Dies und ein abstraktes Bild, „Traum und Struktur“, 2013 gemalt von Maria Luise Sennheiser-Blumer, weisen ihm schließlich den richtigen Zeitpunkt. Sennheiser interpretiert es so: „Für mich gleitet darauf ein Schiff in helles Licht, die Mannschaft an Bord mit zwei neuen Kapitänen. Ich sehe das große Schiff wie aus einem etwas entfernten Ruderboot und weiß: Ich bin dort nicht mehr an Bord.“ Zum 1. Januar 2015 übergibt er den Aufsichtsratsvorsitz an Frank Heinricht, den Chef des Spezialglasherstellers Schott AG. Jetzt leben die Privatleute Sennheiser vor allem in Romanshorn in der Schweiz.

Für das Geschäftsjahr 2014 melden seine Söhne einen Umsatzrekord von 634 Millionen Euro.

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