Serie Familienunternehmen: Bankhaus Metzler Der gute Krake von Frankfurt

Die Eigentümer der Privatbank Bankhaus Metzler fördern ungewöhnlich viele Institutionen in der Stadt – langfristig auch zum Nutzen des Traditionshauses. Warum die Bankiersfamilie aus Frankfurt nicht wegzudenken ist.

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Friedrich von Metzler hält nichts von kurzfristigen Moden. Quelle: Oliver Rüther für WirtschaftsWoche

Schon als Kind verbrachte Friedrich von Metzler viele Nachmittage in der familieneigenen Bank. Nach der Schule huschte er über die mit dicken Teppichen bedeckten Flure. Vorbei an Biedermeiermöbeln und stattlichen Ölgemälden seiner Vorfahren führten ihn die Wege in alle Abteilungen, vom Handelssaal bis in den Tresorraum. Wie von selbst lernte der heute 73-Jährige so, wie eine Privatbank funktioniert. „Wir haben ja über der Bank gewohnt, da habe ich den Mitarbeitern einfach bei ihrer Arbeit zugeguckt“, erzählt der Bankier beim Tee aus dem weiß-blauen Familienporzellan. Offener Zugang ist ihm bis heute wichtig. Angeklopft wird nicht, selbst die Zimmer der Vorstände stehen den Mitarbeitern jederzeit offen.

Ein ähnlich offenes Verhältnis pflegt die Familie Metzler zur Stadt Frankfurt. Ihr gesellschaftliches Engagement reicht weit über das gewohnte Maß hinaus, als Stifter und Förderer ist die Familie aus der Stadt nicht wegzudenken. Das Engagement bringt der Familie Ansehen – und es zahlt sich auch aus. Die Bank, das ist kein Geheimnis, profitiert von dem sich daraus ergebenden Netzwerk.

Vom neuen Bürohaus direkt am Mainufer blicken die Metzlers auf einige ihrer wichtigsten städtischen Projekte. Zu ihren Füßen liegt der exotische Garten des Nizza-Ufers, das die Bank finanziert hat. Mainabwärts, im Städel-Museum, ist der „Metzler-Saal“ den Förderern gewidmet. Das Museum für angewandte Kunst ein Stück flussaufwärts residiert in der historischen Villa Metzler und erinnert damit an die jahrhundertealte Bindung zwischen Stadt und Bank.

Metzler bezeichnet sich selbst als älteste Privatbank in ununterbrochenem Familienbesitz. 1674 gründete der Pfarrerssohn Benjamin Metzler mit 24 Jahren in Frankfurt eine Tuchhandlung. Seine Garne und Stoffe exportierte der Firmengründer bis nach Basel, das machte ihn zum Experten für Geldgeschäfte: Waren mussten vorfinanziert, Währungen gewechselt werden. Aus dem Handelshaus wurde so eine Bank. Ihren Durchbruch erlebte diese dann unter Benjamins Urenkel Friedrich. Er machte die Bank zum wichtigen Geldgeber des preußischen Königshauses, noch heute ziert das Porträt des Ahnen einige Wände der Metzler’schen Büros.

Schon damals war die Familie Metzler eng mit der Stadt Frankfurt und deren Persönlichkeiten verbunden. Im 18. Jahrhundert sah man Friedrich zusammen mit Johann Wolfgang von Goethe auf dem zugefrorenen Main Schlittschuh laufen. Später prägte Otto von Bismarck für den Besuch der von der Familie veranstalteten Zusammenkünfte den Begriff des „Metzlern“. Er selbst ritt mit Emma Metzler durch den Frankfurter Stadtwald und war ein häufiger Gast bei den Musikabenden in der Familienvilla, bei denen hochrangige Diplomaten ein- und ausgingen.

An der Tradition halten seine Nachfahren fest. Bis heute ist die Metzler’sche Villa einer der wichtigsten gesellschaftlichen Treffpunkte in Frankfurt. Max Hollein, der ehemalige Direktor des Städel-Museums, bezeichnete die Zusammentreffen als einen der letzten „Bürgersalons“ seiner Art.

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