Spezialglas von Schott Mainzer machen Autos gläsern

Die Braunsche Röhre für klassische Fernseher und das Ceran-Kochfeld haben das Unternehmen Schott groß und bekannt gemacht. Mit neuen „gläsernen“ Ideen wollen die Mainzer nun an diesem Erfolg anknüpfen.  

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Schott liefert die gläserne Konsole für Daimler. Quelle: ap

Frankfurt Elegant schmiegt sich die Mittelkonsole zwischen die Sitze der Luxuslimousine. Nahtlos ist das große Display integriert, auch die Bedienknöpfe. Die Oberfläche ist spiegelglatt. Kein Wunder, besteht die Konsole doch komplett aus Glas.

Sehen so bald unsere Autos von innen aus? Frank Heinricht ist davon überzeugt. „In zwei bis drei Jahren werden wir immer mehr Glas im Auto sehen“, prognostiziert der Vorsitzende des Vorstands des Mainzer Stiftungsunternehmens Schott: „Glas im Cockpit ist erprobt, es gibt Aufpralltest, das ist alles kein Problem mehr.“ Schwieriger ist es da schon, das Glas entsprechend zu formen und es gleichzeitig „displayfähig“ zu machen und die Berührungssensorik zu integrieren.

Doch der Aufwand lohnt, ist der Schott-Chef überzeugt. Gerade mit solchem Spezialglas will Heinricht das Traditionsunternehmen, das unter anderem für das Ceran-Kochfeld bekannt ist, fit für die Zukunft machen. Seit rund zweieinhalb Jahren steht Heinricht an der Spitze von Schott. Als er vom Hanauer Familienunternehmen Heraeus nach Mainz wechselte, steckte Schott in einer Krise. Die Solarsparte produzierte hohe Verluste, das Eigenkapital war geschrumpft. Heinricht musste kräftig umbauen. Das Solargeschäft ist mittlerweile Vergangenheit, die Altersversorgung modernisiert und an die niedrigen Zinsen angepasst, die Bilanz bereinigt. Nun geht es ans Wachstum.

Und dabei soll das Spezialglas helfen, etwa das hauchdünne. Mit Dicken von gerade einmal bis zu 0,05 Millimeter fühlt es sich an wie eine Folie, ist aber Glas. „Hier suchen wir neue Anwendungen, das ist eine unserer großen Hoffnungen“, sagt Heinricht. Ein erster Kunde ist bereits gefunden: die Smartphone-Hersteller. Sie decken mit dem Glas die Fingerprint-Sensoren ab, um sie zu schützen.  

Den Forschern von Schott ist es zudem gelungen, einen Leiter durch Aluminium zu führen und mit Glas so hermetisch dicht zu bekommen, dass sogar Gas nicht durchdringt. „Das klingt einfach, aber Aluminium ist besonders widerspenstig, denn es dehnt sich bei Wärme extrem aus“, sagt Heinricht. Mit dem Spezialglas von Schott bleibt die Sache aber absolut dicht. Die Idee kann zum Beispiel beim Batteriebau eingesetzt werden.

Die Strategie scheint aufzugehen. So stieg der Umsatz in dem Ende September zu Ende gegangenen Geschäftsjahr um drei Prozent auf 1,93 Milliarden Euro. Der Jahresüberschuss schnellte sogar um 43 Prozent auf 95 Millionen Euro in die Höhe. Auch der Start in das neue Fiskaljahr war laut Heinricht verheißungsvoll. Für das Gesamtjahr prognostiziert er ein Umsatzplus von drei bis fünf Prozent, „im ersten Quartal sehen wir uns eher bei den fünf Prozent.“ Einen wesentlichen Beitrag würden dabei neue Ideen leisten. „30 Prozent des Umsatze in den letzten fünf Jahren wurden mit neuen Produkten erzielt.“

Dank des Geschäftserfolgs konnte Schott mittlerweile auch die Bilanz wieder richten. Das Eigenkapital wurde um 118 auf 519 Millionen Euro aufgestockt, die flüssigen Mittel liegen bei 106 Millionen Euro, gleichzeitig reduzierten sich die Schulden um 27 auf  156 Millionen Euro. „Eine Eigenkapitalquote von rund 30 Prozent ist für uns eine gute Zahl“, findet Finanzchef Klaus Rübenthaler: „Schott ist gut durchfinanziert und wir sind bereit für Akquisitionen“. Die sollen laut Heinricht bald kommen – wenn denn der Markt die richtigen Gelegenheiten bietet.    

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