Start-up Instana Das Silicon Valley entdeckt Solingen

Instana hat mit einem KI-gestützten System zur Überwachung und Optimierung von Software namhafte Unternehmen von sich überzeugt. Nun ist auch Facebook-Investor Accel auf das Solinger Start-up aufmerksam geworden.

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Der Trend zum Auslagern von IT-Services macht Instanas Angebot für viele Unternehmen interessant. Quelle: AP

Düsseldorf Egal ob Schwäbische Alb, hinterstes Westfalen oder tiefstes Franken – hier finden sich Deutschlands sogenannte „Hidden Champions“. Doch nicht nur traditionelle Familienunternehmen, sondern auch Start-ups sitzen nicht mehr zwangsläufig in Berlin, Hamburg oder München. Zum Beispiel Solingen bei Düsseldorf, wo das Jungunternehmen Instana arbeitet.

Instana hat viel gemein mit den Hidden Champions der klassischen Industrie: Laut eigenen Angaben zählen Großunternehmen aus den verschiedensten Branchen zu den Kunden – darunter auch Audi, Sixt oder Trusted Shops. Die Solinger haben eine Software zur Optimierung und Überwachung von Unternehmenssoftware entwickelt, kurz Application Performance Management (APM).

Was das bedeutet, erklärt einer der Gründer, Mirko Novakovic: „Zu unseren Kunden zählen zum Beispiel auch viele große Online-Shops. Unsere Software überwacht die Stabilität ihrer Seiten und die Erreichbarkeit.“ Denn die Software hinter den Anwendungen werde immer komplexer: „Jedes Puzzleteil muss funktionieren, und die Überwachung all dieser Teile kann ein Mensch gar nicht mehr gewährleisten.“ Instana habe dafür einen Ansatz entwickelt, der auf maschinellem Lernen und Künstlicher Intelligenz basiere.

An Instana glaubt auch Risikokapitalgeber Accel, der bereits in Unternehmen wie Facebook, Baidu oder Macromedia investierte. 20 Millionen US-Dollar erhält das Unternehmen in der zweiten Finanzierungsrunde von verschiedenen Investoren, angeführt von Accel. Das Unternehmen habe riesiges Potenzial, weiter voran zu schreiten, sagt Accel-Partner Harry Nelis: „Der Product-Market-Fit ist stark, und der Markt ist potenziell endlos groß.“

Zwar nicht unbedingt als endlos, wohl aber starkes Wachstumspotenzial bescheinigen auch die Marktforscher von Gartner dem Geschäft mit den APM-Lösungen: Im vergangenen Jahr wuchs der Markt um 13 Prozent. Bis 2020 soll das Marktvolumen auf 5,6 Milliarden Dollar steigen – dank zunehmenden Cloud-Anwendungen und des Internets der Dinge. Auch Gründer Novakovic sieht die Zukunft auf der Seite von Instana: „Zwei Trends werden unser Wachstum weiter befördern: Die neue Elastizität und die Demokratisierung von IT.“

Deutsch-kalifornisches Gründerquartett

Was er mit Elastizität meint: In Zeiten von externen Cloud-Anbietern wie Amazon Web Services lässt sich kurzfristig mehr Servicekapazität kaufen: „Bei einem Online-Shop könnte das zum Beispiel bedeuten, dass über Weihnachten mehr Leistung für die zunehmenden Kundenanfragen benötigt wird“, sagt Novakovic – zudem seien die Zeiten vorbei, in denen Server aufwendig bestellt und implementiert werden mussten: „Heute reicht ein Klick bei einem Anbieter und schon kann ich meine Serverkapazität verdreifachen – das macht alles demokratisch, sorgt aber in kürzester Zeit für eine viel größere Komplexität.“ Das beschert Instana wachsende Umsätze. Über die genaue Höhe will Novakovic zwar nicht sprechen, sagt aber: „Pro Deal mit einem Großkunden landen wir nah an der Millionengrenze.“

Mit dem eingenommen Kapital will Instana vor allem den Vertrieb weiter ausbauen. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen 52 Mitarbeiter. Nicht alle davon sitzen in Solingen. Vertriebler hat Instana auch in Tokio, Austin oder New York. Zudem: Bei dem Start-up handelt es sich um eine deutsch-kalifornische Gründung. Von den insgesamt vier Gründern Novakovic, Pete Abrams, Fabian Lange und Pavlo Baron waren Novakovic und Abrams die Initiatoren. Abrams war zuvor einer der ersten Mitarbeiter bei AppDynamics, das in diesem Jahr von Cisco für 3,7 Milliarden Dollar übernommen wurde.

Das deutsch-amerikanische Zusammenspiel war Novakovic wichtig: „Für das Marketing-Know-how und den Vertriebsgeist braucht es die Herangehensweise des Silicon Valley, die Entwicklerkompetenz sollte aber in Deutschland bleiben.“ Auch Accel-Partner Nelis schätzt die Zusammensetzung der Gründer: „Zusammen haben sie eine starke Balance zwischen innovativem Technologiewissen und Geschäftsverständnis. Das sei rar in Europa.

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