Technologieklau Datendiebe im Firmennetzwerk

Wie sich der High-Tech-Hersteller Clearaudio aus Erlangen gegen Technologieklau wehrt und was andere Unternehmen davon lernen können.

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Spionageabwehr: Clearaudio-Manager Suchy bat den Verfassungsschutz um Hilfe Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche

Die schwere Eisentür des Containers knarrt, als die Beamten des Hamburger Zolls sie aufstemmen. Dahinter kommen Hunderte Plattenspieler zum Vorschein. Die Ware stammt aus China. Robert Suchy, einer der Geschäftsführer des Plattenspielerherstellers Clearaudio aus Erlangen bei Nürnberg mit 44 Mitarbeitern, sieht seinen Verdacht bestätigt: Dreist hat ein chinesischer Hersteller seine Audiogeräte kopiert. „Dass die Entwürfe wahrscheinlich aus unserem Computersystem geklaut wurden, haben wir nur durch Zufall bemerkt“, sagt Suchy.

Wenige Monate zuvor: Auf einer Messe in München stellt Clearaudio Geräte mit einem neuen High-Tech-Magnetlager aus, gefertigt in penibler Handarbeit und nach zweijähriger Entwicklung gerade erst patentiert. Mit dem Magnetlager lassen sich die Platten vibrationsfrei abspielen; das sorgt für einen besseren Klang.

Etwa 2.500 Euro kosten damals die Geräte im Handel. Ein paar Stände weiter, bei einem Importeur chinesischer Produkte, entdeckt Suchy durch Zufall genau das gleiche Magnetlager – millimetergenau kopiert. Zuvor hatten die Chinesen wahrscheinlich mithilfe von Schadsoftware Clearaudios Computersystem ausgespäht, vermutet Suchy. Zu der Zeit seien viele Angriffe auf das Firmennetzwerk registriert worden.

Wie im Agentenkrimi

Der Unternehmer reagiert, macht den chinesischen Hersteller ausfindig, schafft es sogar, dort einen Spion im Versand einzuschleusen. Mit Erfolg: Der V-Mann findet die Containernummern für die Fracht nach Deutschland heraus. Der Hamburger Zoll greift ein, beschlagnahmt und zerstört die Fälschungen – noch bevor sie in den deutschen Handel gelangen.

Was klingt wie ein Agentenkrimi ist häufig bittere Realität. „Die meisten mittelständischen Unternehmen sind sich der Bedrohung durch Datendiebstahl gar nicht bewusst“, sagt Mathilde Koller, Leiterin des Verfassungsschutzes Nordrhein-Westfalen. Bei den Datendieben ist alles beliebt, was in Forschung und Entwicklung teuer ist: Patente, Baupläne und Designideen.

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