Tönnies gegen Tönnies Knapper Punktsieg für Onkel Clemens

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Ein wichtiger Zeuge konnte nicht aussagen

Tatsächlich hatte Clemens Tönnies sich schon 1998 privat am Wursthersteller Böklunder beteiligt. Die Firma sei ein wichtiger Kunde gewesen und habe zum Verkauf gestanden, erklärte der 60-Jährige selbst. Diesen Großkunden habe man auf keinen Fall verlieren dürfen.

Um zu verhindern, dass der Kunde verloren geht, sei daher eine Übernahme sinnvoll gewesen. Steuerberater und Finanzexperte Josef Schnusenberg, der damals zugleich Testamentsvollstrecker für Bernd Tönnies war, habe sich aber mit Verweis auf die dünne Liquidität des eigenen Konzerns strikt gegen eine solche Übernahme ausgesprochen – "das wäre nicht zu verkraften", soll er gesagt haben. Der langjährige Tönnies-Geschäftsführer Josef Tillmann sowie die damaligen Beiratsmitglied Horst Schnitker und Hans Reuning, Ex-Manager der IKB-Bank, bestätigten, dass Schnusenberg sich gegen einen Einstieg des Tönnies-Konzerns bei Böklunder gesträubt habe.

Schnusenberg habe Clemens Tönnies nahegelegt, die Firma privat zu kaufen. Tönnies-Manager Josef Tillmann wies zudem darauf hin, dass die Wurstherstellung seinerzeit gar nicht das Metier von Tönnies gewesen sei. "Wir haben die Rohstoffe dafür geliefert." Er habe auch den Kontakt zu seinem Freund Peter zur Mühlen hergestellt, damit dieser eventuell Böklunder kaufen könne. Tobias Bürgers, Anwalt von Clemens Tönnies, sieht in den Aussagen der Zeugen einen klaren Punktsieg für seinen Mandanten: "Die Zeugen haben die Zulässigkeit des privaten Engagements von Clemens Tönnies bei Böklunder und die Zustimmung seitens des Testamentsvollstreckers Josef Schnusenberg hierzu bestätigt."

Clemens Tönnies verdeutlichte die seinerzeit schwierige wirtschaftliche Lage des Familienunternehmens Tönnies mit den Worten: "Wir hatten nach dem Tod meines Bruders schlaflose Jahre." Das wollte Christine Gärtner, Anwältin von Robert Tönnies, nicht so einfach stehen lassen. Sie hielt Clemens Tönnies vor, dass das Unternehmen 1998, als Böklunder zum Kauf stand, über einen Cash Flow in Höhe von 45 Millionen DM verfügte und immerhin Darlehenstilgungen in Höhe von 15 Millionen DM hätte leisten können. Gärtner: "Herr Tönnies, halten Sie daran fest, dass es dem Unternehmen schlecht ging?" Tönnies: "Ja." Darüber hinaus, so Gärtner, seien im betreffenden Jahr 1998 auch Investitionen in Höhe von 18 Millionen DM getätigt worden. Auch dies sei ja wohl kein Beleg für ein wirtschaftlich angeschlagenes Unternehmen. Tönnies dazu: "Ja, klar haben wir das investiert. Wir mussten nach vorne gehen."

Während die Zeugin Evelin Tönnies (62), Mutter von Robert und Clemens Junior, keine Angaben zur Streichung des Wettbewerbsverbots geben konnte, weil sie an jenem Heiligabend nicht anwesend gewesen sei, fiel ein Zeuge, der durchaus Licht ins Dunkel hätte bringen können, aus: Josef Schnusenberg. Er meldete sich kurzfristig krank und erschien nicht vor Gericht.

Schnusenberg war nicht nur Steuerberater, sondern auch Testamentsvollstrecker für den 1994 verstorbenen Firmengründer Bernd Tönnies. Er vertrat viele Jahre die Interessen der beiden Söhne und Erben Clemens und Robert. Schnusenberg soll nun im März als Zeuge aussagen.

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