Damit das funktioniert, blubbert es in einer kleinen Küche in der Firmenzentrale ständig. In einem Topf stehen ein Gläschen Spinatpüree und drei Gläser Bananenmark. Daneben allerlei Messkolben, Thermometer, ein Einmachtopf und zwei Tabletts voll mit kleinen Gläsern. Dahinter sitzen zwei Frauen an Computern, eine der beiden trägt Nährwerte in eine Tabelle ein. Rund 15 neue Produkte bringt Voelkel jedes Jahr heraus, alle werden hier kreiert; Neuschöpfungen wie Limonade mit Möhrensaft oder ein Smoothie aus Grünkohl und Spinat. Die Erfindungen sind seit Jahrzehnten Voelkels Antwort auf den zunehmenden Wettbewerbsdruck. Während sich andere Hersteller auf ein Produkt konzentrieren und es so effizient wie möglich herstellen wollen, gibt es bei Voelkel vom Aloe-Vera-Saft über Pfefferminzsirup bis Zitronensaft fast 200 verschiedene Getränke.
Eine logistische Herausforderung, die nach betriebswirtschaftlichen Parametern nicht besonders sinnvoll ist, gesteht Vertriebsleiter Jurek Voelkel.
Doch die Logik stehe eben bisweilen im Gegensatz zur Leidenschaft: „Das prallt bei uns schon manchmal aufeinander“, sagt der Junior. Allerdings liegt in dieser breiten und teilweise speziellen Produktpalette ein weiterer Erfolgsfaktor des Mittelständlers.
Kapitalistische Spielregeln - auch für Idealisten
Andere Biounternehmen sind an ihrem schnellen Wachstum und Erfolg zugrunde gegangen. Sie haben sich entweder an Konzerne verkauft – siehe Bionade an Radeberger – oder konnten nicht mithalten in einem Markt, der nach kapitalistischen Spielregeln spielt.
Als seine Firma immer stärker wuchs, war daher auch Vater Stefan Voelkel besorgt. „Ich wusste einfach nicht mehr, wie es weitergehen kann, ohne dass wir unsere Ideale gefährden“, sagt er. Mittlerweile hatte sein jüngster Sohn ebenfalls eine Ausbildung im Unternehmen angefangen. Wer sollte eines Tages die Firma übernehmen – der Idealist, der Pragmatiker, der Diplomat? Und würde damit nicht das Erfolgsrezept von Voelkel kaputtgehen, die Kombination verschiedener Herangehensweisen?
Er schilderte einem Bekannten sein Dilemma – und der brachte ihn auf eine Idee. Wie wäre es, eine Stiftung zu gründen? Hier könnte er festschreiben, was das Unternehmen tun und lassen soll. Alle Gewinne könnten in die Stiftung fließen. Und der Streit um Unternehmensnachfolge und Erbe wäre mit einem Schritt erledigt: Alle Anteile gehören der Stiftung, bei ihr sind alle Familienmitglieder angestellt. Gesagt, geplant.