Voelkel Das Erfolgsgeheimnis des Biosaft-Herstellers

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Der Laden läuft auch ohne Papa

„Wir Geschwister waren anfangs natürlich skeptisch“, sagt Jacob Voelkel. „Doch es hat uns letztendlich auch sehr frei gemacht.“ Niemand mache sich mehr Gedanken darüber, wer das Unternehmen eines Tages übernimmt – oder was passiert, wenn sich einer auszahlen lässt: „Wir alle arbeiten hier, weil wir das gerne tun“, sagt Jacob, „und für alle ist klar, wohin die Reise geht.“

In der Stiftung hat die Familie die Ziele definiert: Voelkel macht Saft, darf weder konventionell herstellen noch an ein anderes Unternehmen verkauft werden. So können die Brüder auch mal unterschiedliche Entscheidungen treffen, solange die grundsätzliche Ausrichtung stimmt. „Damit bleibt die Mission der Gründer bestehen: biodynamische Landwirtschaft fördern“, sagt Stefan Voelkel.

Sein Sohn Jacob kann nicht ganz verhehlen, dass er das etwas anders sieht. Ein zentraler Zweck des Unternehmens sei aus seiner Sicht, dass die Mitarbeiter ihre Familien ernähren können. Doch dann zögert er kurz und schiebt hinterher: „Auch wenn der primäre Stiftungszweck die biodynamische Landwirtschaft ist. So können wir unseren Teil dazu beitragen, die Welt ein bisschen besser zu machen.“

Denn natürlich gehören bei Voelkel die gleichen Geschichten zum Repertoire wie bei den meisten Ökounternehmen: Sie bieten Flüchtlingen einen Ausbildungsplatz, schenken Rhabarbersaft an Antiatomlageraktivisten im benachbarten Gorleben aus, starten Initiativen für alte Apfelsorten, der Chef fährt Fahrrad. Doch genauso gehört dazu, dass Voelkel ein Tochterunternehmen gegründet hat, um Säfte für andere Biohandelsmarken abzufüllen. Nur so werden die Maschinen in den zwölf Hallen ausgelastet.

Den Seniorchef zieht es immer wieder in die Großstadt, um Inspiration für neue Produkte zu bekommen. Deshalb kann er den Streit um die Liefermenge nicht schlichten. Doch der Laden läuft auch ohne Papa. Die beiden Brüder haben sich schnell geeinigt: auf die kleinere Menge Mirabellen – zu einem Preis über dem Marktdurchschnitt.

Die WirtschaftsWoche und die Unternehmensberatung Deloitte verleihen gemeinsam einen Preis für gelungene Nachfolge im Mittelstand. Für den Axia-Award können sich Familienunternehmen mit Hauptsitz in Deutschland bewerben, die mindestens 150 Millionen Euro Umsatz pro Jahr machen – und die mit ihrer Nachfolgeregelung für nachhaltiges Unternehmertum stehen. Weitere Informationen unter axia-award.de

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