Der dritte Bruder Jurek ist häufig der Vermittler zwischen den Fundi- und Realo-Flügeln der Familie. Er hat BWL studiert, aber gleichzeitig die Bücher von Steiner gelesen. Heute leitet er den Voelkel-Vertrieb und weiß, dass ein Unternehmen nur nach gewissen Kennzahlen funktioniert. Doch er weiß auch, wie viel ein Saft im Laden kosten muss, damit ein Obstlieferant ebenfalls davon leben kann. Genau dieser Spagat ist die Herausforderung: „Wir wollen etwas aus der großen Welt der Ideale in die Realität hinüberretten“, sagt Jurek.
Denn trotz aller Unterschiedlichkeit sind sich die Brüder in einem Punkt einig. Im Mittelpunkt steht nicht Gewinnmaximierung, sondern Fairness. Deshalb bekommen die Lieferanten deutlich mehr Geld als bei den meisten anderen. Voelkel will sie nicht auspressen, um möglichst viel Gewinn abzuschöpfen – selbst wenn das Unternehmen dadurch auf Geld und Kunden verzichtet. „Wer einen Saft für 99 Cent haben will, soll sich jemanden suchen, der seine Lieferanten mit Dumpingpreisen unter Druck setzt und den Saft aus Konzentraten und Wasser macht“, sagt Vertriebsleiter Jurek Voelkel, „dann ist er auch billig.“ Deshalb beliefert die Familie konsequent nur den Biohandel. Edeka, Rewe und andere große Ketten haben schon angefragt, doch die Voelkels lehnen weiter ab.
Voelkel-Säfte stehen in 95 Prozent aller Biogeschäfte
Aus Sicht von Experten ist das genau die richtige Entscheidung. „Wenn relativ hochpreisige Biomarken in den konventionellen Handel gehen, ist das immer ein Risiko“, sagt Achim Spiller, Professor für Lebensmittelmarketing an der Universität Göttingen.
Der Wettbewerb und damit der Preisdruck seien dort härter, gleichzeitig setzten die Fachhändler auf andere Marken, weil sie nicht mit den großen Ketten konkurrieren können. So jedoch bleiben sie der Marke treu, und das zahlt sich letztlich aus: Die Voelkel-Säfte stehen in 95 Prozent aller Biogeschäfte in Deutschland. Und dank des Biotrends haben genau diese Geschäfte mehr und mehr Kunden, die wiederum auf die Säfte des Marktführers stoßen.
An einem warmen Sommertag besucht Stefan Voelkel, Vater der vier Brüder und derzeit alleiniger Geschäftsführer, den Basic Supermarkt in München. Als er das Familienunternehmen übernahm, gab es weniger als 20 Mitarbeiter, heute sind es knapp 200. Nun ist er ein paar Tage auf Tour durch Bayern: Hände schütteln, Partnerschaft bekräftigen. Doch auch hier zeigt sich die Herausforderung des Familienbetriebs.
Die zehn wichtigsten digitalen Finanzdienste für Mittelständler
Unternehmenssitz: Düsseldorf
Mitarbeiter: 100
Nutzer: 974.000
Dienstleistung: Steckt privates Anlegergeld in Kredite für Privat- und Firmenkunden
Vor- und Nachteile: Kredite nur bis 25.000 Euro, Schwerpunkt bei privaten Kreditnehmern
Nutzen: 1 von 3 Punkten
Quellen: Unternehmen
Unternehmenssitz: Emsdetten
Mitarbeiter: 17
Nutzer: 5100
Dienstleistung: Vergleichsportal für Firmenkredite und Geldanlagen von Unternehmen
Vor- und Nachteile: Kostenlos; zwingt Banken, sich bei Krediten zu unterbieten; unbegrenzte Kredithöhe
Nutzen: 3 von 3 Punkten
Unternehmenssitz: München
Mitarbeiter: 17
Nutzer: Plan 15.000 bis 2018
Dienstleistung: Investoren kaufen Lieferanten ihre Forderungen gegen Großkunden ab
Vor- und Nachteile: Steigert die Kreditwürdigkeit der Nutzer, Geschäft ist erst in der Startphase
Nutzen: 2 von 3 Punkten
Unternehmenssitz: Frankfurt
Mitarbeiter: 9
Nutzer: 1300
Dienstleistung: Versteigert faule Forderungen
Vor- und Nachteile: Digitale Auktionen sind billig und bequem, auch bei kleinen Forderungen
Nutzen: 3 von 3 Punkten
Unternehmenssitz: Darmstadt
Mitarbeiter: 15
Nutzer: Plan 1300 bis 2016
Dienstleistung: Vermittelt Bankkredite an Mittelständler und Selbstständige
Vor- und Nachteile: Kredite bis 150 000 Euro, keine Geldanlage, noch in der Pilotphase
Nutzen: 2 von 3 Punkten
Unternehmenssitz: Osnabrück
Mitarbeiter: 4
Nutzer: 2000
Dienstleistung: Vermittelt Leasingverträge an Mittelständler
Vor- und Nachteile: Gehört zum größten deutschen Leasingmakler FM Leasing
Nutzen: 2 von 3 Punkten
Unternehmenssitz: Berlin
Mitarbeiter: 55
Nutzer: 12.000
Dienstleistung: Finanziert E-Commerce-Unternehmen
Vor- und Nachteile: Schnelle Bonitätsprüfung, nur für Internet-Händler, bisher nur in Spanien und den Niederlanden aktiv
Nutzen: 1 von 3 Punkten
Unternehmenssitz: San Francisco
Mitarbeiter: 200
Nutzer: 460.000
Dienstleistung: Investoren kaufen Lieferanten ihre Forderungen gegen Großkunden ab
Vor- und Nachteile: International verbreitet, in Deutschland noch im Aufbau
Nutzen: 2 von 3 Punkten
Unternehmenssitz: Frankfurt
Mitarbeiter: 30
Nutzer: 15
Dienstleistung: Wickelt Zahlungen für Firmen ab
Vor- und Nachteile: Spart Zeit im Geschäftsalltag
Nutzen: 3 von 3 Punkten
Unternehmenssitz: Berlin
Mitarbeiter: 70
Nutzer: 15.000
Dienstleistung: Steckt privates Anlegergeld in Firmenkredite
Vor- und Nachteile: Kredite bis 250 000 Euro möglich, hohe Gebühren für Schuldner und Investoren
Nutzen: 2 von 3 Punkten
Voelkel lehnt am Stehtisch im Eingangsbereich, als zwei junge Frauen mit Kinderwagen den Biomarkt betreten. Sie gehen an die Theke der Bäckerei und lassen sich einen frischen Orangen-Möhrensaft mixen. Solche Smoothies gibt es inzwischen an jeder Ecke, selbst Kantinen, Supermärkte und Discounter bieten die mehr oder weniger frisch gepressten Säfte an. Trotzdem lächelt Stefan Voelkel. Er stelle sich dem Wettbewerb gerne, auch im Biosegment müsse man sich neue Sortimente erkämpfen und bestehende verteidigen.