Vorwerk mit Rekordumsatz Thermomix-Hype sorgt für Höhenflug

Der Hype um die Kult-Küchenmaschine ist ungebrochen. In Zukunft kann das Gerät nicht nur kochen, sondern auch selbst einkaufen. Vorwerk-Chef Reiner Strecker erklärt, warum der Thermomix bald die ganze Küche ersetzen kann.

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Der persönlich haftende Gesellschafter von Vorwerk freut sich über die große Nachfrage beim Thermomix. Quelle: FRANK BEER

Wuppertal Wer keine Zeit, Lust oder Talent zum Kochen hat, dem hilft der Thermomix. Die Küchenmaschine mit Kultstatus aus dem Hause Vorwerk soll künftig noch viel mehr können – zum Beispiel selbst einkaufen gehen. Kürzlich erst hat Vorwerk mit dem Lebensmittel-Lieferdienst Hello Fresh einen Test mit Kochboxen für den Thermomix gestartet. „Und es wird sicherlich keine zehn Jahre mehr dauern, bis der Thermomix selbst Essen bestellt“, prophezeit Vorwerk-Chef Reiner Strecker im Interview mit dem Handelsblatt. Die Wuppertaler tüfteln auch an neuen Funktionen. Ihre Vision: „Der Thermomix könnte zum Beispiel in Single-Haushalten die ganze Küche ersetzen.“

Demnächst soll der Thermomix erstmals auch in der Türkei und den USA verkauft werden. Für die USA überarbeitet Vorwerk sein gesamtes Vertriebskonzept. „Auf Erlebniskochen, unseren erfolgreichsten Vertriebskanal, werden wir selbstverständlich nicht verzichten“, betont Strecker. Neben Kochpartys will Vorwerk in den USA auch Läden eröffnen und stark auf Social Media und Internet setzen. Strecker: „Vielleicht gibt’s dann auch Live-Cooking-Events via Netz.“ Erste Tests laufen in Kalifornien.

Der weltweite Hype um die digitale Küchenmaschine hat Vorwerk 2015 erneut Rekordzahlen beschert. Der Gesamtumsatz des Unternehmens, dessen Kerngeschäft der Direktvertrieb hochwertiger Produkte ist, stieg um fast ein Viertel auf 3,5 Milliarden Euro. „Im Zehn-Jahres-Vergleich von 2005 bis heute hat sich der Umsatz fast verdoppelt: von 1,8 Milliarden Euro auf 3,5 Milliarden Euro“, so die persönlich haftenden Gesellschafter.

Wachstumstreiber ist der Thermomix. Der Hauptumsatzbringer von Vorwerk legte um fast 50 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro zu. „Vom digitalen Modell TM5, das Ende 2014 auf den Markt kam, haben wir weltweit schon zwei Millionen Stück verkauft“, sagt Reiner Strecker. Er führt als einer von drei persönlich haftenden Gesellschaftern zusammen mit Frank van Oers und Rainer Christian Genes das Wuppertaler Traditionsunternehmen.

Auch die legendäre Staubsauger-Familie Kobold  ist deutlich gewachsen, um 16 Prozent auf eine Milliarde Euro Umsatz. Anders als der Thermomix, der nur im Direktvertrieb erhältlich ist, wird der Sauger Kobold seit einiger Zeit auch im Online-Shop und in eigenen Vorwerk-Läden verkauft. Davon gibt es in Deutschland inzwischen 49. Bis Ende des Jahres werden laut Strecker noch elf Geschäfte dazu kommen. Weitere 30 Vorwerk-Läden gibt es in Italien. In Frankreich sind drei geplant. „Fast all unsere Shops entwickeln sich sehr gut“, betont er. Alle drei Vertriebswege wachsen derzeit. Der Direktvertrieb bleibe Kern des Geschäfts.


„Ein völlig neues Gerät für die Küche“

„Vorwerk ist zum einen breit aufgestellt mit verschiedenen Produkten. Zum anderen beherrscht das Unternehmen die Multi-Kanal-Strategie“, konstatiert Florian Kraus, Professor für Marketing an der Universität Mannheim.

Vorwerk wurde 1883 als Barmer Teppichfabrik in Wuppertal gegründet. Die Palette umfasst heute Haushaltsgeräte wie den Staubsauger Kobold, die Küchenmaschine Thermomix, Werkzeuge Twercs, Kosmetik, Teppiche, Wasserfilter sowie Mittelstandsfinanzierung und Gebäudeservice. Weltweit sind in mehr als 70 Ländern rund 625.000 Menschen für Vorwerk tätig, davon etwa 612.000 als selbstständige Berater.

Im laufenden Jahr will Vorwerk die Produktionsstandorte weiter ausbauen. Für größere Infrastrukturprojekte sind Investitionen von mehr als 170 Millionen Euro geplant. Das Familienunternehmen setzt auch in Zukunft auf innovative Produkte. Der Kobold Saugroboter soll künftig per App mit dem Handy steuerbar sein. „Unser Saugroboter ist nur der erste Schritt in Richtung Internet der Dinge. Das Gerät könnte auch als Basis für andere Funktionen im Haushalt dienen“, meint der Vorwerk-Chef.

Für Gestensteuerung etwa sei der Saugroboter geradezu prädestiniert. Vorwerk kooperiert hier mit der Firma Gestigon. „Oder stellen Sie sich vor, Sie stehen mit fettigen Fingern vor Ihrem Thermomix“, so Strecker. „Da könnte dann schon bald eine Bewegung reichen, und er versteht Sie.“

Die Innovationspipeline von Vorwerk scheint gut gefüllt. „Nächstes Jahr wird etwas sehr Schönes kommen“, kündigt Strecker an. „Es ist ein völlig neues Gerät für die Küche. Mehr kann ich Ihnen zur Zeit nicht verraten.“

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