Wachsende Konkurrenz Deutschlands Maschinenbau ist gut, aber nicht gut genug

Der deutsche Maschinenbau ist weltweit erfolgreich. Das muss aber in Anbetracht der wachsenden internationalen Konkurrenz nicht nur aus China und den USA so bleiben. Wie bleibt der Maschinenbau auch nach 2020 erfolgreich? 

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Deutschlands größte Werkzeug-Maschinenbauer
Platz 10: Niles-Simmons Quelle: dpa.
9. IndexDie Index-Gruppe gehört gemeinsam mit dem Tochterunternehmen Traub zu den führenden Herstellern von CNC-Drehmaschinen. Firmensitz ist Esslingen in Baden-Württemberg. Das Unternehmen blickt wie viele schwäbische Maschinenbauer auf eine lange Tradition zurück. Hermann Hahn legte 1914 den Grundstein und begann mit der Produktion von Revolverdrehautomaten. Heute zählen zu den Hauptabnehmern von Index-Drehmaschinen die Automobil- und Automobilzulieferindustrie, der Maschinenbau, die Elektrotechnik und Elektronikindustrie sowie Hersteller in der Fluidtechnik und dem Armaturenbau. Die Index-Gruppe setzte im Jahr 2012 432 Millionen Euro um (Vorjahr: 450 Millionen) und beschäftigte 2.100 Mitarbeiter. Quelle: Pressebild
Platz 9: Emag Quelle: pr
Platz 7: Körber - Schleifring-GruppeSchleifring gehört zum weltweit tätigen Körber-Konzern, der 30 internationale Technologieunternehmen unter seinem Dach vereint. Die Abnehmer der Schleifmaschinen stammen aus den Branchen Automobilindustrie und Zulieferer, Werkzeugindustrie, Kraftwerkturbinenbau, Werkzeug- und Formenbau, Medizintechnik, Maschinenbau, Uhrenhersteller sowie der Turbinenindustrie. Zu den größten Abnehmermärkten gehören, nebst Westeuropa, Asien (inklusive China) sowie Amerika. 2012 setzte die Schleifring-Gruppe 530 Millionen Euro (Vorjahr: 470 Millionen Euro) und beschäftigte 2200 Mitarbeiter. Quelle: Presse
Platz 5: Heller Quelle: Pressebild
Platz 5: GrobDas Unternehmen Grob mit Stammwerk in bayerischen Mindelheim produziert in Sao Paulo, Brasilien, im amerikanischen Bluffton/Ohio und im neugebauten Werk in Dalian in China. Eigene Service- und Vertriebsniederlassungen unterhalten die Mindelheimer unter anderem in Beijing, Shanghai und Mexiko. Seit Firmengründung im Jahr 1926 ist Grob im Familienbesitz und wird heute in dritter Generation geführt. Weltweit beschäftigt der Maschinenbauer rund 4.000 Mitarbeiter. 2012/2013 erwirtschaftete das Unternehmen 650 Millionen Euro (Vorjahr: 600 Millionen Euro). Quelle: Pressebild
Platz 6: MAG Europe Quelle: pr

Wo und wie müssen sich die deutschen Maschinenbau-Unternehmen anpassen oder ändern, um auch nach 2020 zu den besten und gefragtesten Anbietern der Welt zu gehören? Und bleibt die europäische Investitionsgüterindustrie, speziell der Maschinenbau, auch in Zukunft der Wachstumsmotor für Deutschland? Diese Fragen wollten die IKB-Bank und der Maschinenbau-Verband VDMA mit Hilfe einer Studie beantworten. Hier sind die Ergebnisse.

Zunächst die Grundannahmen (alle sind in der Studie zahlenunterlegt):

1. Weltwirtschaft: Das Gewicht der Schwellenländer wird wachsen.

2. Im Zentrum dieser Entwicklungen steht die forcierte Industrialisierung, in Europa wie weltweit.

3. Deutschland ist dank einer starken Industrie in guter Ausgangslage, vor allem bei den „Megatrends“ wie Transport/Mobilität, Energieversorgung/Klimaschutz/Ressourcenschonung oder Information/Vernetzung

4. Neue Wettbewerber kommen auf, vor allem China.

5. Deutsche Erfolgsfaktoren sind schwer imitierbar dank generell hoher Außenorientierung der deutschen Wirtschaft und eine bereits etablierte Präsenz in den neuen Wachstumsmärkten, großer Innovationskraft, Fähigkeit zur Integration von branchenübergreifenden Technologien und zur Realisierung von Systemangeboten, gestützt auf die Zusammenarbeit in Wertschöpfungsketten und hoher preislicher.

Wer sich nicht ändert, lebt trotzdem verkehrt. So wie die deutschen Maschinenbauer derzeit aufgestellt sind, können sie ihre internationale Position nicht halten.

Was jetzt zu tun ist

Seit 2009 ist China vor Japan, den USA und Deutschland der weltweit größte Hersteller von Maschinenbauprodukten. Am weltweiten Umsatz mit Maschinen hat China mittlerweile einen Anteil von etwa 30 % – und liegt gleichauf mit Gesamteuropa. Zum Vergleich: Deutschland kommt auf einen Umsatzanteil von 11 %. Die enorme Größe des chinesischen Marktes forciert das Entstehen großer chinesischer Maschinenbaufirmen, die auf lange Sicht auch auf den Weltmärkten zu einer sehr ernst zu nehmenden Konkurrenz für die etablierten Anbieter werden können. Quelle: PR

Folgende Handlungsempfehlungen haben die Autoren der Studie für die Unternehmen abgeleitet:

Neue große Wachstumsmärkte außerhalb Europas erfordern eine Anpassung der Internationalisierungsstrategie. Aktuell ist das Internationalisierungsprofil insbesondere im mittelständischen Maschinenbau auf der Absatz- und Beschaffungsseite viel stärker ausgeprägt als im Bereich der Produktion und vor allem der Forschung und Entwicklung. In Zukunft aber werden immer mehr Unternehmen dazu übergehen müssen, ihre Präsenz vor Ort auszubauen, nicht nur in Vertrieb und Service, sondern auch mit eigenen Produktionskapazitäten, weltweitem Einkauf und einem stärker auf den spezifischen regionalen Bedarf ausgerichteten Produktportfolio.


1. Eine nur schwer imitierbare nicht-preisliche Differenzierung des Leistungsprogramms kann aus deutscher Sicht durch komplexe Systemangebote erreicht werden, wozu der Standort Deutschland hinsichtlich Vernetzung und Zusammenarbeit auch über Branchengrenzen hinweg und mit öffentlichen Forschungseinrichtungen beste Chancen bietet. Vorhandene Netzwerke ausbauen, sich in neuen Netzwerken zusammenschließen – das ist ein Weg, um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.

2. Unternehmen, deren Produktspektrum sich nicht für eine Systemleistung eignet, müssen, wenn sie auf den internationalen Wachstumsmärkten mitspielen wollen, ihr Produktangebot gegebenenfalls um einen „Good-enough-Standard“ erweitern, um die Absatzmärkte in voller Breite bedienen zu können. Preisliche Wettbewerbskomponenten und somit Economies of Scale bekommen für solche Unternehmen ein höheres Gewicht; Größe wird noch mehr zu einer Bedingung für den Markterfolg.

3. Spezialisierung ist eine andere Option. Mit einem reduzierten, aber sehr hochwertigen Angebot lässt sich ein fester Platz in den neuen Märkten sichern. Allerdings gilt es auch hier zu beachten, dass Nischen nicht dauerhaft Nischen bleiben müssen.

4. Generell gilt: Hohe Qualität, führende Technologie – aber auch der Preis muss stimmen. Insofern sind die Unternehmen aller Sparten und Größenklassen gefordert, in ihren Bemühungen um Kosteneffizienz, Prozessoptimierung und Modernisierung der Produktionskapazitäten nicht nachzulassen.

5. Höhere internationale Präsenz und ein wachsendes Angebot von Systemleistungen werden es für viele Unternehmen notwendig machen, in neue Größenordnungen hineinzuwachsen. Dazu wird es in vielen Fällen sinnvoll sein, mit anderen Anbietern zu kooperieren oder sich zusammenzuschließen.

Vor allem für Letzteres sah der neu gewählte VDMA-Präsident Reinhold Festge bei der Präsentation der Studie noch viel Potential: „Kooperation im Mittelstand ist schon schwierig, da sind immer so viele Alphamännchen unterwegs.“

Möge der studierte Mediziner und Kaufmann bei seinen klaren Diagnosen bleiben…

Die komplette Studie „Maschinenbau und Investitionsgüterindustrie – weiter auf Erfolgskurs“ können Sie hier herunterladen:

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