Weltmarktführer Ost Die heimlichen Weltmarktführer aus den neuen Ländern

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FAM -Die Treuhand-Ausgründung

FAM: 300 Mio. Euro Umsatz, 2000 Mitarbeiter

„Die sind clever“, sagt der Chef einer großen Magdeburger Behörde über den Fördertechnikspezialisten FAM vor seiner Haustür. „Kommen unauffällig daher, sind aber sehr erfolgreich und bilden exzellent aus.“ Chef und Miteigentümer des gerühmten Weltmarktführers ist Lutz Petermann. Und der könnte ein lesenswertes Buch über die Wendezeit schreiben. Fast alle Probleme, die ein Ostdeutscher mit Unternehmergeist damals haben konnte, hat er gehabt. FAM war zu DDR-Zeiten ein volkseigener Betrieb, den Petermann so beschreibt: „Anfang der Neunzigerjahre waren wir nicht überlebensfähig.“ Heute ist FAM mit Tagebautechnik, Verlade- und Hafenbautechnik erfolgreicher als je zuvor. Kaum eine Riesengrube weltweit, in der nicht ein Teil aus Magdeburg arbeitet.

Schweres Gerät: Lutz Petermann führt den Magdeburger Fördertechnikspezialisten FAM. (zum Vergrößern bitte anklicken) Quelle: Christoph Michaelis für WirtschaftsWoche

Das war 1994 nicht wahrscheinlich. Damals kauften Petermanns Vater und ein anderer ehemaliger Mitarbeiter das Unternehmen gemeinsam mit zwei Beteiligungsgesellschaften von der Treuhand. „Wir waren nicht mehr als ein Start-up mit vielen alten Maschinen“, bilanziert der Sohn. Aber mit zwei Personalproblemen: Zum einen blieben von den einst 1600 Stellen nur noch 350 erhalten, zum anderen fehlte der Auslandsvertrieb, der über den Außenhandel der DDR gelaufen war.

Also entrümpelte FAM die Produktpalette und setzte an viele Schaltstellen neue Leute. Das kostete zwar auch Kontakte, aber auf einige Altgediente wollte FAM gerne verzichten. „Stattdessen haben wir über die Jahre zielgerichtet auch westdeutsche Mitarbeiter umworben, auch weil sie Englisch sprachen. Russisch war ja nicht mehr so gefragt“, sagt der Maschinenbauer lakonisch. Der osteuropäische Markt war dann auch nicht mehr so gefragt.

Aber das Glück ist mit den Tüchtigen: Die veralteten Abbaubetriebe der DDR wurden nach der Wende modernisiert. Und damit hatte FAM den Referenzmarkt direkt vor der Haustür. Von dort aus kämpfte sich der Kombinat-Rest weltweit nach oben. „Unser Ziel war: mehr als in der Vergangenheit das Risiko streuen, also möglichst viele Branchen in möglichst vielen Ländern bedienen.“ Heute liegen die größten Märkte in Nord- und Südamerika sowie China. Osteuropa macht heute noch zehn Prozent des Umsatzes aus.

Warum hat FAM überlebt, während andere scheiterten? Petermann überlegt recht lang: „Nach der Wende hatten wir den unbedingten Willen, dieses Unternehmen zu erhalten. Wir sind auch heute noch ein sehr motiviertes Team. Im Projektgeschäft ist das überlebenswichtig.“

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