Weltmarktführer Ost Die heimlichen Weltmarktführer aus den neuen Ländern

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Kjellberg - Die Stiftung

Kjellberg Finsterwalde: 164 Mio Euro Umsatz, 450 Mitarbeiter

Was für eine faszinierende Technik: Binnen Sekunden trennt der Lichtbogen eines Plasmaschneiders einen handgroßen Zahnkranz sauber aus einer massiven Stahlplatte. Im dem Finsterwalder Unternehmen Kjellberg fräst er sich sogar durch ein 16 Zentimeter dickes Werkstück.

Dieses Know-How machte das Unternehmen Kjellberg zu einem Weltmarktführer. Und dessen verschachtelte Historie nach der gescheiterten Privatisierung brachte den Betrieb 1997 in eine Gesellschafterform, die es nicht oft gibt in Ost-Deutschland. Das Unternehmen samt diverser Gesellschaften für Schweißelektroden, Schweißtechnik und Plasmaschneiden gehört zu 100 Prozent der Kjellberg-Stiftung und damit sich selber und unterliegt der Rechtsaufsicht des Landes Hessen.

Aus dem Herzen des Mittelstands
Die wirtschaftliche Elite Südwestfalens in den Räumlichkeiten der Trilux GmbH in Arnsberg Quelle: Jörn Wolter für WirtschaftsWoche
Franz Rother Quelle: Jörn Wolter für WirtschaftsWoche
Ralf Kersting Quelle: Jörn Wolter für WirtschaftsWoche
Franz Müntefering Quelle: Jörn Wolter für WirtschaftsWoche
Ein Teilnehmer des Weltmarktführer-Tages studiert die Tagungsunterlagen, die beim Empfang vergeben wurden. Quelle: Jörn Wolter für WirtschaftsWoche
Tag der Weltmarktführer Quelle: Jörn Wolter für WirtschaftsWoche
Katja Hofem Quelle: Jörn Wolter für WirtschaftsWoche

Der Stiftungszweck ist die Erforschung innovativer Materialbearbeitung, der Einsatz technischer Errungenschaften für den sozialen Fortschritt, die gemeinsame Verhinderung des Missbrauchs wirtschaftlicher Macht und die Strukturförderung der Niederlausitz, in der das Unternehmen sitzt. Diese Mixtur gibt es noch seltener als Stiftungen.

Zu DDR-Zeiten war das Unternehmen noch bis 1986 im Besitz eines schwedischen Konzerns, erst dann kaufte die DDR den Betrieb. Nach der Wende gab es mehrere Interessenten, Geschäftsführer Carsten Trentau ist nicht gut darauf zu sprechen: „Der Käufer wollte das Unternehmen mit diversen Winkelzügen zerlegen.“ 1997 wird stattdessen die Stiftung gegründet, die alle Anteile an dem margenstarken Unternehmen hält.

Und genau sie sei der Grund, warum Kjellberg, in der strukturschwachen Lausitz ansässig, so innovativ sei, sagt Trentau. „Wir können überdurchschnittlich viel Geld in Forschung und Entwicklung investieren, weil die Stiftung nicht wie ein privater Eigentümer Gewinne entnimmt. So können wir in der Zukunft noch stärker Grundlagenforschung betreiben“. Ein Luxus, andere Unternehmen investieren zu Gunsten des schnellen Nutzens lieber anwendungsorientiert. Aber gerade Grundlagenforschung hält Kjelleberg für eine Grundvoraussetzung, um sich mit Innovationen die Konkurrenz und Plagiatoren vom Hals zu halten. „China ist nicht keine Bedrohung“, drück es Trentau aus.

Aber Kjellberg kämpft zugleich mit einem Problem, das im Osten von Jahr zu Jahr größer wird: dem Mangel an Facharbeitern und Ingenieuren. Mehr als eine Stunde dauert die Anfahrt aus Dresden, Leipzig und Magdeburg noch länger. Kjellberg aber braucht dringend gut ausgebildete Mitarbeiter vom Mechatroniker bis zum Physiker. Also führen sie schon Schüler durchs Haus, betreuen studentische Diplomarbeiten, ködern mit Stipendien - ganz so wie die Weltmarktführer in Westdeutschland.

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