Weltmarktführertag in Bielefeld "Ihr müsst die Welt retten!"

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Blick nach Berlin und Brüssel

An einen Börsengang scheint Markus Miele, Chef des gleichnamigen Hausgeräte-Herstellers, nicht zu denken. Sein Credo für Qualität und hohen Service scheint sich auszuzahlen: „Wir kommen ohne Fremdmittel aus“. Sagt sich locker und ist doch das schwer erreichbare Fernziel fast aller Unternehmer.

Die Loyalität der Miele-Mitarbeiter wohl auch: „Von unseren 17.600 Mitarbeitern sind 12.500 länger als 25 Jahre im Unternehmen.“ Was für das westfälische Bonmot spricht, dass in OWL eine Probezeit 20 Jahre dauere.

Martin Kannegießer, einst Haudegen bei Tarifverhandlungen und noch immer Inhaber der Herbert Kannegießer GmbH, warnte bei der sich anschließenden Podiumsdiskussion trotz vieler Tugenden im Mittelstand vor zu viel Optimismus: „Der technische Fortschritt kommt immer schneller, ausländische Wettbewerber wie in China entwickeln sich immer besser, die Konkurrenz steigt weltweit und heute sind Zeitfenster für Innovationen und neue Märkte gerade noch drei bis vier Jahre offen.“

Die zehn besten deutschen Mittelständler

Peter Köhler, Chef der Weidmüller-Gruppe, gab ihm später Recht in Sachen technischer Wandel. Köhler muss es wissen: Weidmüller begann vor rund 150 Jahren als Produzent von Druckknöpfen und Reißverschlüssen, heute produziert der Elektronik-Konzern Verbindungen für Datenströme und gilt als Vorreiter beim Thema Industrie 4.0 in OWL.

Köhler warb vor der versammelten Unternehmerschaft für noch mehr Kooperation. Nicht ohne auch auf die politische Bühne nach Berlin und Brüssel zu verweisen: „Wir brauchen eine einheitliche Industriepolitik in Europa und einen neuen industriepolitischen Rahmen.“

Da neigte sich der Tag in der Bielefelder Stadthalle schon dem späten Nachmittag zu, als Frank-Steffen Walliser, Motorsport-Chef bei Porsche, das Podium erklomm und aus brettharten westfälischen Unternehmern eine Hundertschaft von kleinen Jungs mit großen Augen machte.

Das stark überwiegend männliche Publikum hing an seinen Lippen, als er nach einem Video-Beitrag über die harterkämpfte Super-Runde des 919 Hybrid auf dem Nürburgring und des gerade erst gefeierten Gewinns der 24 Stunden von Le Mans, über die Serienproduktion des 918er berichtete. Nach dem Motto: Schlimmer geht’s nimmer – geht’s doch.

Immer wieder brachten weltweite Zulieferer die Produktion des über 770.000 Euro teuren Super-Porsches in ernste Schwierigkeiten, immer wieder kämpften Walliser und seine Kollegen um den Fortgang. Am Ende hat es geklappt und Wallisers Haar lockt sich leicht ergraut. Macht ihm nichts aus: „Vom 918er Hybrid sind alle produzierten Wagen schon verkauft. Jetzt gibt es sie nur noch gebraucht.“ Sagt’s und grinst: „Und die sind teurer“.

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