Zahlungsverkehr Mittelständler haben von Sepa noch keinen Plan

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Irrtümern und vergeblichen Abbuchungsversuchen vorbeugen

Die größten europäischen Banken
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Die Vorschrift soll Irrtümern und vergeblichen Abbuchungsversuchen vorbeugen. Die Kunden sollen genügend Zeit bekommen, ihr Konto rechtzeitig aufzufüllen. Und die Bank soll innerhalb der Fünf-Tages-Frist prüfen können, ob die Erlaubnis zur Abbuchung, das Sepa-Mandat, tatsächlich vorliegt. „Für die Unternehmen bedeutet das allerdings, dass sie ihre Prozesse anpassen müssen, um keine Liquiditätsnachteile zu erleiden“, sagt Klaus Windheuser, Leiter Cash Management und Internationales Geschäft der Commerzbank.

Das Prozedere birgt für die Unternehmen weitere Risiken. Fehlt ein gültiges Mandat, können Kunden eine Lastschrift noch bis zu 13 Monate später rückgängig machen. „Das setzt zum Beispiel viele E-Commerce-Unternehmen unter Druck, die in der Regel keine schriftliche, sondern nur eine elektronisch übermittelte Lastschriftvollmacht ihrer Kunden vorliegen haben“, sagt PwC-Experte Schräder.

Wie ein gültiges Sepa-Mandat konkret aussehen soll, darüber streiten sich zurzeit die deutsche Kreditwirtschaft und zahlreiche Wirtschaftsverbände. Betroffen sind vor allem Branchen, die wie Versicherungen, Telekommunikationsanbieter, Stromversorger, Online-Händler oder auch Verlage regelmäßig und massenhaft Geld von den Konten der Konsumenten einziehen. Vor allem kleinere E-Commerce-Anbieter fürchten um Kundschaft, weil diese mit einem zusätzlichen Aufwand rechnen muss.

„Kaum ein Online-Kunde wird es akzeptieren, statt wie früher per Mausklick die Einzugsermächtigung zu erteilen, künftig zum Postkasten rennen zu müssen, um im digitalen Zeitalter seinem Online-Shop ein handschriftlich unterzeichnetes Sepa-Mandat zukommen zu lassen“, sagt Ingmar Böckmann, E-Commerce-Experte des Bundesverbands des Deutschen Versandhandels. Bisher verlange die Kreditwirtschaft nämlich ein per Hand unterschriebenes Papier. Oder die Bank akzeptiere nur beweissichere E-Mails mit elektronischer Signatur, die die Identität des Absenders bestätigen. Diese Anforderung sei jedoch „hanebüchen“, zumal es in Deutschland noch gar keine geeignete qualifizierte elektronische Signatur gebe, die für Verbraucher und Unternehmen bezahlbar sei.

Fachleute wie Bitkom-Experte van den Berg hoffen allerdings auf Verhandlungsbereitschaft bei den Banken. Die Deutsche Kreditwirtschaft habe Ende Februar die Erteilung eines Sepa-Mandats per Fax oder E-Mail immerhin schon mal in die Liste der möglichen Übermittlungswege mitaufgenommen.

Schwierigkeiten bringt das künftig erforderliche Sepa-Mandat Unternehmen, die viel Einmal-Besteller im Internet haben oder die jeden Monat einen anderen Betrag vom Konto ihrer Kunden abbuchen wollen. Sie alle müssen 14 Tage vorher ihren Kunden per Post, E-Mail oder SMS mitteilen, welche Summe fällig wird. Versandhandelsvertreter Böckmann geht davon aus, dass diese neuen Fristen gegenüber Schuldner und Bank dazu führen werden, dass sich Zahlungsströme für Unternehmen mit vielen Lastschriften verschieben werden: „Das Geld geht tendenziell später ein als heute, die Zeit muss überbrückt werden.“ Böckmann glaubt, dass viele Online-Händler deshalb auf andere Zahlungssysteme wie etwa Paypal, Yapital oder Easy Click umsteigen werden.

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