Weinkritiker Stephan Reinhardt hat wenig Verständnis für das Wahlergebnis. „Der Schaden jedenfalls, den sich die aktualisierte VDP-Vereinsmeierei mit ihrer mitunter spatzenhaften Krähwinkel-Attitüde selbst zufügt, könnte kaum größer sein, wenn er denn überhaupt noch Relevanz hat“, schreibt Reinhardt in einem Kommentar.
Die Betroffenen von Müller bis Molitor äußern sich nicht, die Fachpresse und Händler gießen Spott über den Landesverband. Der Kölner Weinkeller zeigt auf seiner Facebook-Seite das Logo des Grossen Rings so verändert, dass der Adler umkippt und Wein zu spucken scheint.
Die Spitze des Bundesverbandes beeilte sich, die Gemüter zu beruhigen. Der Vorsitzende Steffen Christmann bezeichnet die Lage als „unglücklich, aber lösbar“. Die wenigen Zeilen lassen ahnen, was im Hintergrund rumort: „Wir als Bundesverband des VDP werden nun schnell das Gespräch suchen, auch um hier durch einen externen Blick auf die Lage eine ergänzende Perspektive zu eröffnen.“
Die Formulierung „externer Blick“ verrät, was man in den anderen Regionen Deutschlands denkt, die sich teils, wie Rheinhessen, in einem atemberaubenden Tempo den neuen Anforderungen des weltweiten Weinmarktes anpassen: Einigen Moselanern fehlt es an Weitsicht. „Die ergänzende Perspektive“ bedeutet nichts anderes als: Die Welt dreht sich weiter. Man sei beim Bundesverband wenig begeistert bis ziemlich sauer auf die Mosel-Mitglieder, die erst in der geheimen Abstimmung Farbe bekannten, heißt es.
So überraschend das Ergebnis, so negativ seine Aussage, so verschwiegen die Winzer. Die Abstimmung war geheim, wer genau gegen die jungen Betriebe votierte, ist unbekannt. Einig sind sich nur die Kritiker, dass es wohl an der Starrköpfigkeit der Winzer in dem von Hügeln umgebenen Flusslauf lag. Mosel/Saar/Ruwer - das Tal der Ahnungslosen, wenn es um neue Entwicklungen im Weinbau geht. Oder blanker Neid auf erfolgreiche Betriebe, die schon einen großen Namen haben, bevor sie Mitglied in dem prestigeträchtigen Verband sind.
Reinhardt wirft dem „Grossen Ring“ vor, zu lange Betriebe Mitglied sein zu lassen, die dem eigenen Anspruch nicht mehr genügen. Er konstatiert „mitunter nachhaltig schwächelnde Mitglieder“. Für den VDP, der bei der Düsseldorfer Messe Prowein sämtliche Mitglieder prominent in einer Halle vorstellt, sind schwächelnde Betriebe allerdings keine Neuheit. Einzelne Betriebe verließen teils freiwillig, teils weil sie den Standards nicht mehr gerecht werden, den VDP, sagt Hilke Nagel, Geschäftsführerin des VDP in Wiesbaden. Zwischen den Jahren 1990 und 2015 seien 123 Betriebe neu aufgenommen worden und 84 hätten den Verband verlassen.
Dass es der Grosse Ring nicht wirklich eilig hat mit Veränderungen, zeigt schon seine Homepage. Vorstände sind dort laut Webseite nach wie vor Müller und Weis. Obwohl die seit dem 30. Juni 2016 nicht mehr im Amt sind.