Mittelstands-Investor Neues Leben aus den Nokia-Trümmern

Seite 2/2

Geschlossenes Nokia-Werk in Quelle: AP

„So eine Situation ist optimal“, sagt Petra Moog, Professorin für Unternehmensnachfolge an der Universität Siegen. Auch die Finanzierung lasse sich so gut planen, außerdem sei es auf diese Weise einfacher, Investoren zu finden.

Dabei kam für Olosu eines nicht infrage: die Verlagerung der Produktion ins Ausland. Zwar sind die Löhne hierzulande höher als in vielen anderen Ländern, viel wichtiger aber war für ihn der Standortvorteil von Bochum.

Die Ruhr-Metropole liegt nur einige Hundert Kilometer entfernt von wichtigen Abnehmern wie Volkswagen, Mercedes und BMW. Die räumliche Nähe verschafft Novero einen Wettbewerbsvorsprung gegenüber Mitbewerbern – Olosu entwickelt und produziert die Freisprechanlagen in enger Zusammenarbeit mit den Automobilherstellern, die Transportwege zu deren Fließbändern sind kurz.

Jeder Dritte in der Forschung

Novero produziert in Bochum nicht nur Freisprechanlagen für die Autoindustrie, sondern entwickelt und produziert auch Handyzubehör für den ehemaligen Mutterkonzern Nokia.

Beide Sparten – also die Produktion von Freisprechanlagen für Autobauer und die Herstellung von Handyzubehör – machen zusammen fast 80 Prozent des Umsatzes aus, die restlichen 20 Prozent entfallen auf Handyzusatzgeräte für Endverbraucher, die unter der Marke Novero verkauft werden – Headsets und sogenannte Speakerphones, Freisprechanlagen für die Hosentasche.

Olosu will das Endkundengeschäft stärken und zum dritten Standbein seines Unternehmens ausbauen. Damit das gelingt, arbeitet rund ein Drittel der Belegschaft in der Forschung und Entwicklung.

Der Aufwand scheint sich zu lohnen: Allein 2009 brachte Novero sieben neue Produkte für den Endverbraucher auf den Markt, etwa ein Headset mit dem Namen „The Firsty One“ und die edlere und teurere Variante namens „Lexington“.

Hohe Innovationsgeschwindigkeit

Die Geräte haben eines gemeinsam: Sie sind weiß oder knallpink. Und sie kommen in einer Plexiglas-Box ins Regal, die 20-mal so groß ist wie das Produkt selbst. Die Ähnlichkeit mit dem Apple-Design ist unverkennbar. Aber nicht nur beim Design will Olosu seinen Kunden etwas Besonderes bieten – mit dem Produkt wird jede Menge Zubehör ausgeliefert: Aufsätze für große und kleine Ohren, Klipps und Anhänger.

Auf solche Ideen kommen die Novero-Entwickler, weil sie Freiräume für Experimente haben und die Entscheidungswege kurz und direkt sind, ist Olosu überzeugt. Was ihm gefällt, kommt in die Packung. Das erhöht auch die Innovationsgeschwindigkeit: Dauerte die Entwicklung eines neuen Produktes bei Nokia noch eineinhalb Jahre, brauchen die Novero-Ingenieure jetzt nur noch neun Monate.

Konzerne sind selten so schnell und flexibel, weiß Tom Rüsen, Dozent am Institut für Familienunternehmen an der Universität Witten/Herdecke: „Das Unternehmen kann plötzlich viel schneller agieren, das ist ein Wettbewerbsvorteil.“  

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%