Mode Die erfolgreiche Masche von Marc O´Polo

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Marc O´Polo

Böck und seine Vorstände Andreas Baumgärtner und Alexander Gedat liefern Ware mit schlicht-elegantem Ökotouch. Hinter den Kulissen pumpt eine Vertriebsmaschine verlässlich jedes Jahr jeweils acht Damen- und Herrenkollektionen mit rund 2000 Einzelteilen in den Markt. Zu kaufen gibt es diese auf mehr als 2000 Verkaufsflächen etwa in Textilkaufhäusern wie P&C und Breuninger, in 120 Franchise-Geschäften sowie in rund 80 eigenen Läden. „Marc O’Polo kennt seine Handelspartner und Kunden sehr genau – und liefert sehr pünktlich“, sagt Wolf-Jochen Schulte-Hillen vom Beratungsunternehmen SH Selection aus Laer bei Münster, „damit haben sie auch im Ausland sehr gute Marktchancen.“

Marc O’Polo ist teurer als Esprit und S. Oliver. Herrenhemden dürfen auch schon mal bis zu 90 Euro kosten, Damenblusen bis zu 150 Euro, und das soll auch so bleiben: Mit 20 Prozent der Bevölkerung, heißt es intern, mache man 60 Prozent des Umsatzes. „Marc O’Polo bedient geschickt das Segment der Lohas, jener Konsumenten, die an einem gesunden, nachhaltigen Lebensstil orientiert sind“, sagt Berater Schulte-Hillen, „die sind bereit, etwas mehr Geld für ihre Kleidung auszugeben, werden aber abgeschreckt von Logo-Orgien und schreienden Farben.“

Genau das ist es, was Böck anspricht, als er 1967 eher zufällig in Köln bei der Herrenmodemesse an einem kleinen Stand auf zwei Schweden und einen Amerikaner trifft. Göte Huss, Rolf Lind und Jerry O’Sheets – daher das Apostroph bei Marc O’Polo – bieten handgewebte Baumwollhemden aus Indien an, während alle Welt auf bügel- und knitterfreies Polyester und auf Dralon setzt. „Die sind damals komplett gegen den Mainstream gelaufen und haben damit einen neuen Zeitgeist kreiert“, sagt Messe-Mann Müller, der selber Anfang der Neunzigerjahre vier Jahre lang für Marc O’Polo arbeitete. Nach einem Blitzbesuch in Stockholm hat Böck den Vertriebsvertrag für Deutschland in der Tasche und legt los. So gut, dass Deutschland zum wichtigsten Markt des Unternehmens wird und vor allem bei Gymnasiasten mit ausreichend Taschengeld schwer angesagt ist. Bis heute beansprucht Marc O’Polo für sich, als erstes Bekleidungsunternehmen die Marke auf Shirts platziert zu haben. „Wir waren früher dran als Benetton“, sagt Böck.

Heute hält der gebürtige Rosenheimer, nachdem er den Gründern das Unternehmen Zug um Zug abkaufte, knapp 90 Prozent von Marc O’Polo. Jeweils fünf Prozent verkaufte er an die Vorstände Baumgärtner und Gedat, einige weitere Prozente gab er inzwischen an führende Mitarbeiter ab – behielt sich aber ein Vorkaufsrecht vor, sollte einer aussteigen wollen.

Beruhigendes Polster

Böck, Vater zweier Söhne, will die Kontrolle über sein Lebenswerk behalten und lehnte bisher alle Übernahme- oder Beteiligungsangebote ab. Davon gab es offenbar einige: „Ich würde nicht sagen täglich – aber ständig“, sagt Böck. Doch fremde Geldgeber habe er nicht nötig. „Wir finanzieren uns zum größten Teil selbst. Nur in den Spitzen haben wir Bankverbindlichkeiten, unsere Expansion können wir aus der eigenen Tasche bezahlen und sind unabhängig.“ Die Eigenkapitalquote lag 2010 komfortabel bei mehr als 50 Prozent.

Auch wenn Böck selbst keine Namen nennt – selbst der französische Luxuskonzern Moët Hennessy Louis Vuitton (LVMH) soll sich bei ihm einen Korb geholt haben, heißt es in der Branche. Wenn überhaupt, würde der Bayer wohl höchstens über ein Angebot des LVMH-Konkurrenten PPR zumindest nachdenken, zu dem Marken wie Gucci, Yves Saint Laurent und der deutsche Sportkonzern Puma gehören. Denn Noch-Puma-Chef und PPR-Vorstand Jochen Zeitz baut für die Franzosen ein neues Segment mit Life-stylemarken auf. Dazu könnte Marc O’Polo passen. Böck hält viel von Zeitz, und PPR könnte ihm bei der Expansion etwa in Frankreich oder in China helfen.

Doch ob Marc O’Polo in solch einen Konzern passt? Böck sagt, eher, als Anteile abzugeben, könne er sich vorstellen, im Zuge der Auslandsexpansion selber bei einem Einzelhändler mit 20, 30 Verkaufsstellen einzusteigen. „Und das“, sagt der Bayer und zupft sein dunkelblaues Sakko gerade, „wäre uns viel lieber.“

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