Modernisierung Die Telekom vor dem Totalumbau

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Die Wettbewerber schlagen deshalb Alarm und fordern von der Deutschen Telekom eine auf sieben Jahre verlängerte Übergangsfrist und Kompensationszahlungen wegen der „Anpassung des eigenen Netzausbaus an die Bedürfnisse und Planungen der Deutschen Telekom“. Das steht in einem gemeinsamen Schreiben der beiden Dachorganisationen, dem Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) und Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) an Festnetz-Chef Höttges, das der WirtschaftsWoche vorliegt. Der Telekom-Vorstand lehnte dies jedoch kategorisch ab. „Die Notwendigkeit von Kompensationen erscheint mir deutlich überzogen“, heißt es in Höttges’ Antwortschreiben an die beiden Verbandspräsidenten Gerd Eickers (VATM), und Peer Knauer (Breko).

Mit seiner starren Haltung hat Höttges bereits erreicht, dass die Front der Telekom-Konkurrenten in zwei etwa gleich starke Lager mit unterschiedlichen Interessen zerbricht. Bundesweit operierende Gesellschaften, allen voran die Vodafone-Tochter Arcor, die spanische Telefongesellschaft Telefónica und der Kölner Internet-Anbieter QSC, wären bereit, auf Ausgleichszahlungen zu verzichten, und drängen in den Verhandlungen auf verlängerte Übergangsfristen sowie faire Zugangsregeln zur neuen Glasfaserinfrastruktur der Telekom. Der Grund: Der Ex-Monopolist soll die Ausgleichszahlungen durch Preisaufschläge bei allen Anrufen leisten, die aus dem Telekom-Netz bei den Konkurrenten ankommen. Doch Telefónica und QSC sind gar nicht im Privatkundengeschäft tätig. In den Genuss der Zusatzeinnahmen kämen nur Dienstleister wie United Internet oder Freenet, die zu Großhandelskonditionen die Infrastruktur von Telefónica und QSC mitnutzen und deshalb keine Abschreibungen auf Investitionen befürchten müssen.

Dagegen pochen Regionalgesellschaften wie Netcologne (Köln) und M-Net (München) auf Ausgleichszahlungen, um die Wertberichtigungen aus der vorzeitigen Schließung der Hauptverteiler kompensieren zu können. Einen entsprechenden „Antrag auf Anordnung von Entgeltaufschlägen“ reichte Netcologne nach dem Scheitern der Verhandlungen mit der Deutschen Telekom am 31. Juli bei der Bundesnetzagentur ein. Für jedes Gespräch, das bei Netcologne ankommt, soll die Deutsche Telekom einen Aufschlag von 0,8 Cent pro Minute zahlen.

Anders als die bundesweiten Betreiber haben Netcologne und M-Net längst mit dem Bau eigener Glasfasernetze begonnen. Die zusätzlichen Einnahmen aus dem Nachteilsausgleich, so ihr Kalkül, helfen bei der Finanzierung der nächsten Ausbaustufen. Auch andere Citygesellschaften, deren Gesellschafter meist örtliche Stadtwerke sind, könnten dann mit dem Ausbau eigener Glasfasernetze beginnen.

Eine Vorentscheidung fällt Anfang September. Dann lädt Höttges die Kontrahenten zum nächsten Gipfeltreffen in die Bonner Telekom-Zentrale ein. Der Telekom-Vorstand weiß, dass die Verhandlungen nicht scheitern dürfen. „Ein großer Teil der mit dem Umbau der Netze entstehenden Problemstellungen kann nur miteinander und nicht gegeneinander gelöst werden“, hatte Höttges beim Auftakt betont.

Denn die geplagten Kunden, das ist der Telekom besonders wichtig, sollen die Bauarbeiten überhaupt nicht spüren.

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