Nach 500 Jahren Madonnen sind wieder vereint

Zwei Meisterwerke von Raffael sind nach fast 500 Jahren wieder vereint. Die Ausstellung in Dresden zeigt neben der „Madonna di Foligno“ und der „Sixtinischen Madonna“ noch weitere berühmte Marien der Renaissance.

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Ein Teilnehmer einer Vorbesichtigung betrachtet im Semperbau des Zwingers in Dresden die Ausstellung

Himmlischer Glanz im Zwinger: Eine Ausstellung in der Gemäldegalerie Alte Meister Dresden zeigt einzigartige Beispiele der Madonnen-Darstellung in der Renaissance. Unter dem Titel „Himmlischer Glanz“ sind Gemälde italienischer Maler sowie von Künstlern nördlich der Alpen aus dem 16. Jahrhundert zu sehen. Anlass der gemeinsamen Schau der Vatikanischen Museen und der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ist der Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. (22. bis 25. September).

Bis zum 8. Januar 2012 gruppieren sich Werke von Correggio, Grünewald, Dürer und Cranach um Dresdens „Sixtinische Madonna“ und die „Madonna di Foligno“ aus der Vatikanischen Pinakothek. Die Wiederbegegnung der Meisterwerke von Raffael nach fast 500 Jahren ermöglichte Benedikt XVI. mit der Leihgabe der mehr als drei Meter hohen Altartafel, die wie die „Sixtinische Madonna“ sonst nicht ausgeliehen wird. 

Der Papst habe seine Visite um ein „einzigartiges kulturelles Ereignis“ erweitern wollen, sagte der deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl, Walter Jürgen Schmid, am Montag wenige Stunden vor Eröffnung der Schau. „Ohne sein Interesse und Engagement wäre sie so nicht möglich.“ 

In der Begegnung der vor 500 Jahren zeitgleich entstandenen „Geschwisterbilder“ mit Arbeiten anderer Meister erschließe sich die religiöse Kunst in Europa vor der sich durchsetzenden Reformation. Raffael malte die „Madonna di Foligno“ 1511/12 und erhielt noch im selben Jahr (1512) von Papst Julius II. den Auftrag für die „Sixtinische Madonna“. Die für die Basilika Santa Maria in Aracoeli bestimmte „Madonna di Foligno“ wurde 1564 nach der Zerstörung der Kirche nach Foligno gebracht, gelangte dann nach Paris und 1816 nach Rom. 

Die „Sixtinische Madonna“ schuf Raffael für die Klosterkirche San Sisto in Piacenza, wo sie rund 250 Jahre fast unbeachtet hing. 1754 kaufte Sachsen-Kurfürst und Polen-König August III. sie für 25.000 römische Scudos. In Dresden und vor allem durch die Romantiker erlangte sie Berühmtheit. „Die „Madonna di Foligno“ ist die klassische Vision mit irdischer Ebene, Stiftern und Heiligen und der Madonna als Vision, bei der „Sixtina“ ging Raffael einen Schritt weiter“, sagte der Dresdner Kurator Andreas Henning. Hier sei das Bild selbst die Vision, die sich vor jedem Betrachter ereigne. 

Weitere „Stars“ der Schau sind die „Stuppacher Madonna“ von Matthias Grünewald, ein 1516 entstandenes Wallfahrtsbild aus der Pfarrkirche Mariä Krönung in Stuppach bei Bad Mergentheim in Baden-Württemberg, und der „Dresdner Altar“ von Albrecht Dürer (um 1496) aus eigenem Bestand. Arbeiten auf Papier, darunter Raffaels einzige überlieferte Vorzeichnung zur „Madonna di Foligno“ aus dem British Museum London und eine Madonnen-Studie aus dem Frankfurter Städel Museum, Bücher und Dokumente geben Einblick in die Werkstatt des Meisters der Mariendarstellung und der Auftraggeberschaft. 

Die Ausstellung ist Auftakt für das 500-jährige Jubiläum der „Sixtinischen Madonna“ 2012 in Dresden. Mit ihr beginnt zudem eine breit angelegte Kooperation und Partnerschaft der beiden Museen, sagte Arnold Nesselrath von den Vatikanischen Museen. Eine gemeinsame Präsentation mit den Ethnologischen Sammlungen Dresden sei bereits in Planung.

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