Neue Pipeline Russland pumpt erstmals Öl nach China

Der größte Ölproduzent der Welt versorgt den größten Energieverbraucher der Welt: Über eine neue Pipeline pumpt Russland erstmals Öl nach China - in den nächsten 20 Jahren sollen jährlich 15 Millionen Tonnen des Rohstoffs fließen. Für beide Länder ist es ein enorm wichtiger Deal.

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Premierminister Wladimir Putin bei der Eröffnung der russisch-chinesischen Pipeline. Quelle: ap

HB MOSKAU. Russland liefert seit dem Neujahrstag erstmals Öl über eine neue Mega-Pipeline nach China und baut damit seine Energie-Partnerschaft mit der asiatischen Supermacht aus. Seit kurz nach Mitternacht werde Öl durch die bislang 2 757 Kilometer lange Röhre vom russischen Skoworodino ins chinesische Danqing gepumpt, sagte ein Sprecher des Pipeline-Betreibers Transneft am Samstag. Bislang wurde russisches Öl per Bahn nach China gebracht.

Mit der Umstellung will Russland auch den Lieferumfang deutlich erhöhen. Insgesamt soll die Pipeline Eastern Siberia - Pacific Ocean (Espo) einmal 4 070 Kilometer messen und damit die längste der Welt sein. Die erste Pipeline zwischen Russland und China sei der "Beginn einer neuen Phase" in der Zusammenarbeit und werde die Energieversorgung der zweitgrößten Wirtschaftsnation verbessern, sagte Yao Wei nach Angaben der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. Bislang wurden jährlich neun Millionen Tonnen Öl per Bahn von Russland nach China geliefert.

Über die Abzweigung von der Ostsibirien-Pazifik-Pipeline nach Daqing in Nordostchina wird Russland in den nächsten 20 Jahren jährlich 15 Millionen Tonnen Öl nach China pumpen. Die Baukosten werden auf etwa 25 Milliarden Dollar geschätzt.

Der weltgrößte Ölproduzent stößt mit der Pipeline das Tor zum asiatisch-pazifischen Raum auf und kann künftig China, Japan und Südkorea vor die Haustür beliefern. Die energiehungrigen Wachstumsmärkte in Asien wollen ihre Abhängigkeit von den Quellen im Nahen Osten verringern.

Für Ministerpräsident Wladimir Putin ist das Projekt ein wichtiger Baustein auf dem Weg zurück zu Großmacht und weltpolitischen Einfluss, den er seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion vermisst. Putin will auch Russlands Abhängigkeit von europäischen Abnehmern verringern. Früheren Angaben zufolge ist die gelieferte Öl-Sorte schwefelarm und macht so die Weiterverarbeitung in Raffinerien billiger.

Ende September hatte der russische Energiekonzern Gazprom auch ein weit reichendes Gas-Lieferabkommen mit China geschlossen. Von Ende 2015 an liefert die staatliche Gazprom 30 Jahre lang jährlich 30 Milliarden Kubikmeter an die ebenfalls staatliche China Petroleum. Beide Länder wollen eine engere Energie-Partnerschaft. Die Volksrepublik wird dabei auch in die Gasförderung in Russland investieren und damit einen Teil der Export-Infrastruktur finanzieren. Russland besitzt die größten Gasvorkommen der Welt. China will den Anteil von Gas an seinem Energieverbrauch im kommenden Jahrzehnt verdoppeln, vor allem zulasten der klimaschädlichen Kohle.

Für China ist die Pipeline ein wichtiger Teil seiner langfristigen Strategie, die Ölversorgung für seine rasant wachsende Wirtschaft zu sichern und neue Lieferwege zu erschließen.

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