Nivea Beiersdorf liftet seine Kultmarke

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Mitten in einem Wohngebiet, in der Nähe der Hamburger Beiersdorf-Zentrale, arbeitet Horst Wenck im Forschungszentrum. Der 52-Jährige ist seit fast 25 Jahren dabei, seit der Jahrtausendwende leitet er die Forschung. 450 Mitarbeiter beschäftigen sich in Hamburg mit molekular-biologischer Forschung, untersuchen, wie sich in den Collagen- und Lipid-Haushalt der Haut eingreifen lässt, oder betreiben Genanalysen, um den Ursachen der Hautalterung auf die Spur zu kommen.

Auch die Wirkung von pflanzlichen Inhaltsstoffen erforscht Wencks Team schon seit Mitte der Neunzigerjahre. „Und da flatterte, so um 2002 herum, ein Brief von Bauer Horn auf den Schreibtisch einer unserer Forscher“, erzählt Wenck. „Darin stand in Kurzfassung: Ich züchte Kletten mit einem besonderen Wirkstoff. Haben Sie Interesse?“ Als Anhang folgten einige Seiten mit wissenschaftlichen Details und Untersuchungsergebnissen zu den Wirkungen der Klettenfrucht, einer heimischen Pflanze die besonders viel Arctiin enthalten sollte, einen Anti-Age-Wirkstoff.

Trend zur Naturkosmetik verschlafen

Auch wenn das zunächst nach der spinnerten Idee eines Ökofreaks klang, Wenck reagierte auf das Schreiben von Gert Horn, einem Landwirt aus Zappendorf in Sachsen-Anhalt, und lud ihn nach Hamburg ein. Sechs Jahre forschten Beiersdorf und Horn gemeinsam. Und dann schaffte es der Wirkstoff der Klette in die neue Anti-Falten-Tages- und -Nachtcreme von Nivea Visage Pure & Natural, die seit Januar 2011 auf dem Markt ist. Ein Millionengeschäft, das auf einem ostdeutschen Bauernhof seinen Anfang nahm.

Den Trend zur Naturkosmetik hat Beiersdorf dennoch verschlafen. Wettbewerber wie Weleda, aber auch Drogerieketten wie dm mit der Eigenmarke Alverde bieten seit Jahren naturbelassene Cremes und Lotionen an. „Dabei hatten wir die Grundlagen“, ärgert sich Wenck. „Wir haben schon vor Jahren Emulsionen hergestellt, die hätten sie auch essen können, so natürlich waren die.“ Andere waren schneller. „In den alten Strukturen hatten wir einfach nicht genug Ohren und Augen am Markt.“ Das habe sich jetzt deutlich verändert, allein durch die Tatsache, dass nun Produktentwickler und Marketingmanager gemeinsam in Geschäftseinheiten organisiert sind.

Rihanna zum Jubiläum

„The Brain“ – das Gehirn, wird er von Kollegen genannt. Ansgar Hölscher, erst knapp ein Jahr im Unternehmen, ist bei Beiersdorf der Mann für die Zahlen. Nach dem Studium sammelte er Daten bei Markt- und Meinungsforschern wie AC Nielsen und Emnid, später bereitete er sie in bunten PowerPoint-Präsentationen als McKinsey-Berater auf. Nun kümmert sich der 40-Jährige bei Beiersdorf um Markenstrategien, Marktforschung und digitales Marketing. Und da haben Hölscher und sein Team zum Nivea-Jubiläum einiges vor, um parallel zur Konzentration auf die Hauptpflege auch die Verjüngung der Marke voranzutreiben.

Um neue Kunden der Facebook- und Twitter-Generation anzulocken, bekommt Nivea ein prominentes Zugpferd aus der jungen Musikszene: die auf Barbados geborene, kaffeebraune Sängerin Rihanna. Der Star wird nicht nur von Mitte Mai an einen eigenen Song für Nivea trällern, sondern auch auf Facebook und in anderen Internet-Portalen zwitschern, wie toll sie die Marke Nivea findet.

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