Nutzfahrzeuge Lkw mieten statt kaufen

Immer mehr Lastwagen werden künftig gemietet statt gekauft – für die Hersteller ein hoch lukratives Geschäft.

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Lkw-Vermieter GE Equipment Services: Mehrere Zehntausende Lkws im Bestand

Hundert Prozent. Um so viel kann der Ertrag pro Fahrzeug steigen, wenn ein Lkw-Hersteller ein Fahrzeug vermietet, statt es zu verkaufen. Denn den Service rund um die Vermietung lassen sich die Hersteller gut bezahlen. Zudem schöpfen sie die Gewinne aus dem lukrativen Service- und Ersatzteilgeschäft ab, wenn das Fahrzeug in ihrem Besitz bleibt. Da überrascht es wenig, dass in den USA inzwischen jeder zweite neue Truck in die Vermietung geht. In Großbritannien und Skandinavien sind es 25 Prozent. In Deutschland dagegen beginnen nur sieben Prozent der neuen Lkws ihr Dasein als Mietfahrzeug.

Das könnte sich bald ändern, denn auch in diesem Bereich des Lkw-Marktes beschleunigt die Krise Veränderungen. Der Wirtschaftseinbruch hat Speditionen und Unternehmen klargemacht, wie wertvoll es ist, eine flexible – sprich gemietete – Fahrzeugflotte zu haben. Statt neue Lkws zu kaufen, wird seit einigen Monaten gemietet, was das Zeug hält. Es sind kaum noch Miet-Lkws zu bekommen.

Miet-LkW stehen auf der Agenda der Hersteller

Dies ist kein Strohfeuer, wie die Unternehmensberatung Bain & Company herausgefunden hat. Schon 2012 werden 10 bis zu 20 Prozent der Lkws in Deutschland als Mietfahrzeug zugelassen, so das Ergebnis einer Bain-Studie, die der WirtschaftsWoche exklusiv vorliegt. „Wenn es attraktive Angebote gibt, könnte innerhalb weniger Jahre auch eine Vermietquote von bis zu 30 Prozent erreicht werden“, sagt Jörg Gnamm, Partner und Nutzfahrzeugexperte bei Bain.

Noch ist der Markt für Miet-Lkws in Europa vor allem in den Händen von herstellerunabhängigen Vermietern. Sie heißen GE Equipment Services, Fraikin oder PEMA und haben jeweils einige Zehntausend Lkws und Trailer im Bestand. Die meisten europäischen Lkw-Hersteller selbst haben die Vermietung dagegen lange verschlafen. „Daimler hat das Thema schon lange auf der Agenda“, sagt Berater Gnamm. „Nun aber ziehen die anderen Hersteller mit Angeboten nach.“

Grafik: Verkaufte und vermietete Nutzfahrzeuge in Deutschland

Der amerikanischen Lkw-Hersteller Paccar vermietet über das Tocherunternehmen PacLease, Volvo über seinen Finanzarm Volvo Financial Services. Seit 2008 haben Scania (Scania Rent) und MAN (MAN Rental) Vermietsparten. 2009 stieg MAN zudem mit 51 Prozent beim deutschen Lkw-Vermieter Euro-Leasing ein. Bei der diesjährigen IAA in Hannover stellt Renault seine Pläne für eine eigene Lkw-Vermietung unter dem Label Renault Truck Rent & Drive vor. Besonders weit ist aber Daimler mit Charterway. Bereits seit 1992 bietet die Daimler-Tochter Miet-Lkws an und gehört zu den bekanntesten Anbietern in Deutschland.

MAN plant inzwischen eine Ausweitung seines Mietangebots. „Wir gehen davon aus, dass es in einigen Ländern Europas große Chancen für unser Angebot gibt“, sagt Geoff du Plessis, der bei MAN den Bereich Vermietung leitet. So habe MAN bereits in Dänemark eine Vermietung eröffnet. „Als nächsten Schritt planen wir den Start in Großbritannien und danach in anderen europäischen Ländern.“ Wo die Marke des Tochterunternehmens Euro-Leasing gut eingeführt sei, werde sie genutzt. In anderen Ländern werde das Angebot unter der Marke MAN Rental laufen. Nach Einschätzung von Branchenexperten rückt damit eine Komplettübernahme des Familienunternehmens Euro-Leasing durch MAN näher. „Wir haben die Option, 100 Prozent von Euro-Leasing zu erwerben“, sagt du Plessis. „Es gibt aber keine aktuellen Pläne, dies zu tun.“

Euro-Leasing-Chef Ralf Faust will sich zur möglichen Übernahme nicht äußern. „So oder so sind wir in einem Wachstumsmarkt“, sagt Faust. „In Zukunft wird ein Drittel der neuen Lkws geleast, ein Drittel wird direkt von Eigentümern genutzt, und ein Drittel geht in die Vermietung.“

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