OBI-Chef Giroldi "Wir waren zu früh dran"

Der Chef von Deutschlands größter Baumarktkette OBI über seine Pläne für das Online- und Filialgeschäft.

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Sergio Giroldi Quelle: Laif

Herr Giroldi, Sie wollen demnächst Werkzeugkästen und Rasenmäher auch via Internet verkaufen. Warum sind Sie so spät dran?

Giroldi: Spät dran? Der Online-Markt für Heimwerkerprodukte existiert doch noch gar nicht. Wir werden unseren Online-Shop in der zweiten Novemberhälfte eröffnen und von Anfang an rund 5000 Produkte aus allen wichtigen Sortimentsbereichen anbieten – von Werkzeugen bis zu Dekorationsartikeln. Damit sind wir der erste gewichtige Anbieter in dem Bereich in Deutschland.

Sie vergessen Hagebau oder Universal-Anbieter wie Amazon, die längst auch Bohrmaschinen und Baumaterialien in ihrem Sortiment führen.

Giroldi: Wir verfolgen einen ganz anderen Ansatz.

Nämlich?

Giroldi: Wir verzahnen unser Stationär- und Online-Geschäft miteinander. Auf der Web-Seite wird jedem Kunden automatisch der nächstgelegene OBI Markt angezeigt. Unsere Kunden können in den Märkten Ware zurückgeben, die sie online gekauft haben. Und falls ein Artikel in einem OBI-Markt nicht vorrätig ist, wird eben online nachbestellt. Das ist ein erster großer Schritt in Richtung Multichannel. Wir arbeiten an weiteren Aktivitäten, durch die das stationäre und das Internet-Geschäft noch mehr ineinandergreifen.

Was sind Ihre Ziele?

Giroldi: Wie im stationären Geschäft wollen wir auch online der deutsche Marktführer werden. Unser Kerngeschäft bleibt aber der stationäre Handel. In den Märkten wollen wir daher unsere Eigenmarke OBI noch stärker als eine Art Dachmarke positionieren, den Kunden noch höherwertige Produkte anbieten und die Expansion vorantreiben. Allein in Deutschland sehe ich für die kommenden Jahren Platz für 50 bis 60 neue OBI-Märkte. Auch außerhalb von Deutschland gibt es noch viel Spielraum für zusätzliche OBI-Märkte.

Laufen Ihre Geschäfte so gut, dass Sie wieder auf Expansion umschalten?

Giroldi: Sie laufen besser, als ich selbst erwartet hatte. Alle wichtigen Kennziffern – egal, ob Umsätze, Margen oder Erträge – weisen nach oben. Vor allem der deutsche Markt entwickelt sich hervorragend. International läuft es für OBI zwar etwas durchwachsener, aber insgesamt auch positiv. Trotz solcher Erfolge dürfen wir den Online-Trend und die Wachstumsraten in dem Bereich aber nicht ignorieren: Langfristig rechne ich mit einem Umsatzanteil unseres Internet-Geschäfts von zehn Prozent.

Das dürfte den OBI-Franchisenehmern, denen rund die Hälfte der Märkte gehört, wenig Freude bereiten, ihnen drohen Umsatzverluste.

Giroldi: Im Gegenteil: Durch den Multichannel-Ansatz werden wir viele Online-Kunden auch davon überzeugen, ihren OBI-Markt in der Nähe zu besuchen. Die zehn Prozent Online-Umsatz kommen also zu den stationären Umsätzen dazu.

OBI hatte vor einigen Jahren schon einmal versucht, im Internet-Geschäft Fuß zu fassen. Das Projekt scheiterte. Warum sollte es diesmal gelingen?

Giroldi: Vielleicht waren wir damals zu früh dran. Inzwischen hat sich der Online-Markt weiterentwickelt, die Kaufbereitschaft und technische Ausstattung der Konsumenten ist gestiegen. Noch wichtiger ist aber, dass unser Modell die Verkaufskanäle nicht gegeneinander ausspielt, sondern miteinander verbindet.

Haben Sie keine Angst, dass Sie sich durch die Preisvergleichsmöglichkeiten im Internet ein Problem einhandeln?

Giroldi: Der Preis ist in Deutschland immer noch ein wichtiges Einkaufskriterium, aber nicht mehr das alles entscheidende. Der richtige Mix aus guten Preisen, einem breiten Sortiment und kompetenter Beratung ist für die Kunden viel wichtiger. Die Preise sind in Deutschland schon auf einem extrem niedrigen Niveau, weiter geht es nicht mehr runter. Wettbewerber, die allein auf den Preis -gesetzt haben, versuchen deshalb gerade, das zu ändern.

Mit Erfolg?

Giroldi: Das wird sich zeigen. Klar ist, dass wir in Deutschland noch eine Konsolidierung der Baumarktbranche erleben werden. Vielleicht nicht 2010 oder 2011, aber es wird eine Marktbereinigung kommen.

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