Öko-Nihilismus Wirtschaftlicher Selbstmord aus Angst vor dem Tod

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Fahrzeuge stauen sich am Quelle: dpa

Nihilismus bedeutet nach Albert Camus nicht, an nichts zu glauben, sondern nicht an das, was ist.

Nach Friedrich Nietzsche, der den Begriff prägte, handelt es sich beim Nihilismus um ein zweideutiges und daher hoch gefährliches Durchgangsstadium zwischen dem Abfall von Gott und dem Glauben an den Übermenschen. Habe ich Nietzsche richtig verstanden, dann ist Nihilismus lediglich eine vornehme Umschreibung von Dummheit.

Diese hat wenig mit dem IQ zu tun, dafür aber umso mehr mit krankhafter Religiosität, mit dem Glauben, es gebe etwas Wichtigeres als das wirkliche Leben in Freiheit und Würde. Oft setzen Nihilisten alles daran, etwas wirklich oder scheinbar Gutes zu erreichen, achten dabei aber nicht auf dessen Preis. Dieser kann unverhältnismäßig hoch sein. Das ist eindeutig der Fall, wenn des vermeintlich Guten wegen nicht nur Freiheit und Menschenwürde, sondern u. U. sogar Millionen von Menschenleben geopfert werden, was im 20.Jahrhundert leider wiederholt vorkam. Nihilismus wurde und wird noch heute auch zur physischen „Negation des Lebens“ (Nietzsche).

Die aktuell gefährlichste Form von Nihilismus bzw. gutmenschlicher Dummheit sehe ich im „Klimaschutz“, weil dieser alles auf eine Karte setzt. Um das Ziel einer 20-prozentigen Reduktion des „Treibhausgases“ Kohlenstoffdioxid (CO2) bis zum Jahre 2020 zu erreichen und damit eine „Vorreiterrolle“ im Kampf gegen den als bedrohlich dargestellten Klimawandel spielen zu können, müssen nach den von der deutschen Bundesregierung im August 2007 im Schloss Meseberg getroffenen Beschlüssen schätzungsweise 500 Milliarden Euro investiert werden.

Gedankenlos nimmt die "Klimapolitik" Hunger- und Erfrierungsopfer in Kauf

Die EU-Kommission hat das Meseberger Programm im Januar 2008 für die ganze EU verbindlich gemacht. Dessen Gesamtkosten, so es denn umgesetzt wird, gehen also in die Billionen. Diesen Rieseninvestitionen stünde mit Sicherheit kein messbarer Einfluss auf die Durchschnittstemperatur der Erde gegenüber. Denn Deutschlands Beitrag zu den globalen CO2-Emissionen wird, nach „offiziellen“ Projektionen, im Jahre 2020 nur noch 1,6 und im Jahre 2030 gerade noch 1,2 Prozent ausmachen, während China allein über ein Viertel beisteuern würde.

Zwar führt die „Klimaschutzpolitik“ der Bundesregierung,  die Förderung unbezahlbarer „erneuerbarer“ Energiequellen bei gleichzeitigem Verzicht auf den Weiterbetrieb abgeschriebener und daher konkurrenzlos kostengünstiger Kernkraftwerke zweifelsohne auch zu einem Aufschwung mittelständischer Industrie- und Handwerksbetriebe. Aber diese Blüte und die mit ihr verbundene Schaffung Hunderttausender von (hoch subventionierten) Arbeitsplätzen werden erkauft durch enorm steigende Energiepreise. Das könnte sich als fatal erweisen, sollten jene Astronomen Recht behalten, die vor einer „Kleinen Eiszeit“ infolge nachlassender Sonnenaktivität warnen.

Gedankenlos nimmt so die „Klimapolitik“ mit der (gewollten) Verteuerung von Energieträgern und Nahrungsmitteln Hunger- und Erfrierungsopfer in Kauf, um vorgeblich ein statistisches Konstrukt, die bodennahe Durchschnittstemperatur über den Landmassen der Erde, zu schützen.

„Klimaschutz“ durch die Drosselung von CO2-Emissionen mithilfe des Einsatzes „erneuerbarer“ bzw. kohlenstoffarmer Energieträger und des Handels mit streng rationierten CO2-Emissionsrechten ist die bürokratische Antwort auf den ständigen, auch ohne menschliches Zutun ablaufenden Klimawandel. Statt auf der unvoreingenommenen Überprüfung von Hypothesen mithilfe von Experimenten und Messungen beruht die bürokratische Herangehensweise auf der Herstellung eines scheinbaren Konsenses über CO2-Emissionen als Hauptursache des Klimawandels mithilfe numerischer Computersimulationen im „Weltklimarat“ IPCC.

In welchem Maße es auf der Erde in den nächsten 100 Jahren wärmer oder kühler wird, können uns numerische Modelle der atmosphärischen Zirkulation, wie die US-Atmosphärenforscher Gerald Roe und Marcia Baker (in „Science“ vol. 318, p. 582) durch Tests aller gängigen „Klimamodelle“ demonstriert haben, aber gar nicht sagen. Die vernünftige Antwort auf diese Herausforderung liefert uns der gesunde Menschenverstand. Dieser legt uns nahe, Probleme immer ein Stück weit auf uns zukommen zu lassen, als uns um ungelegte Eier zu sorgen. Wir müssen versuchen, uns dem unvorhersehbaren und unaufhaltsamen Wandel möglichst intelligent anzupassen.

Die Chancen, dem pseudoreligiösen Wahn des Klimaschutzes ein Ende zu bereiten, stehen derzeit nicht gut

Die wichtigsten Voraussetzungen dafür sind Wettbewerb und Glaubensfreiheit.

Mehr Wettbewerb führt erfahrungsgemäß zur Steigerung des gesellschaftlichen Wohlstands. Dieser wiederum erleichtert die Anpassung an unvorhersehbare Entwicklungen wie Erdbeben oder Klimaverschiebungen. Denn nicht zufällig unterscheiden sich die Opferzahlen bei schweren Erdbeben in armen und reichen Ländern um einige Größenordnungen. Schreitet die „Klimapolitik“ jedoch auf dem eingeschlagenen Weg fort, droht uns m. E. eine allgemeine Verarmung und damit ein Sinken der Anpassungsfähigkeit, wenn nicht Selbstmord auf Raten. 

Dennoch stehen die Chancen, dem pseudoreligiösen Wahn des „Klimaschutzes“ ein Ende zu bereiten, derzeit nicht besonders gut. Dafür sorgt ein staatsmonopolistisches Kartell von Profiteuren maßgeschneiderter Gesetze im Namen des „Klimaschutzes“: der Öko-Industrie-Komplex. Zu diesem bekannten sich jüngst in einer auf Initiative des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) zustande gekommenen Erklärung zum bevorstehenden G8-Gipfel die Chefs von 91 internationalen Industrie-, Bank- und Versicherungskonzernen.

Darin machen sie sich stark für eine „kohlenstoffarme“ Wirtschaft durch eine Halbierung der weltweiten CO2-Emissionen bis zum Jahre 2050. Dabei gelte es, internationale „top-down“-Verpflichtungen mit „bottom-up“-Initiativen mithilfe von „Marktmechanismen“ zu einer „intensiven Public-Private-Cooperation“ zu verbinden. Was die ergrünten CEOs unter „Marktmechanismen“ verstehen, hat aber mit offener Marktwirtschaft im Sinne Ludwig Erhards wenig zu tun. Es handelt sich vielmehr um die geschlossene und statische Welt der Bürokratie. Deshalb wäre es nur logisch, diese Konzerne umgehend zu verstaatlichen.

Für die Verbreitung der Dummheit bedarf es keiner Verschwörung, denn Dummheit ist von sich aus hoch ansteckend. Das hat die Meinungsforscherin Elisabeth Noelle-Neumann in ihrem Klassiker „Die Schweigespirale“ gezeigt.

Was als Offensive des Bürokratismus begann, droht deshalb zu einer gegenüber der Realität abgedichteten „totalitären Fiktion“ zu werden. Es ist zwecklos, die Erfinder und Profiteure dieser Fiktion widerlegen zu wollen.

Das hat die Philosophin Hannah Arendt am Beispiel der (noch immer fortlebenden) Fiktion einer jüdischen Weltverschwörung demonstriert. Hitler konnte nicht widerlegt, sondern nur militärisch besiegt werden, bemerkte Arendt trocken.

Auf die heutige Situation übertragen, heißt das für mich: Wir müssen versuchen, den Öko-Industrie-Komplex und seine nihilistischen Propheten mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.

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