Ölkatastrophe Warum sich BP radikal verändern wird

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Wechsel an der Spitze

Carl-Henric Svanberg (r), Tony Quelle: dpa

Der russische Ölkonzern Gazprom hatte bereits im vergangenen Monat Interesse an den Anteilen bekundet, die BP an Shah Deniz hält. Als weiterer Interessent für Teile von BP hat sich der französische Ölkonzern Total jüngst selbst ins Gespräch gebracht. Total-Vorstandschef Christophe de Margerie erklärte dazu: „Es ist zwar derzeit nicht unsere Priorität, uns Teile von BP anzuschauen“, schob jedoch nach: „Sollten sie aber zum Verkauf gestellt werden, würden wir sie natürlich näher betrachten.“ Strategisch wichtige Geschäftsfelder wie die Tiefseeförderung im Golf von Mexiko, in Brasilien und Westafrika sowie das Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP in Russland wird BP allerdings sicher behalten.

Gerüchten über eine Kapitalerhöhung erteilte BP eine Absage. Dem Vernehmen nach sucht das Unternehmen aber nach einem Partner, damit es nicht von einem anderen Ölkonzern geschluckt wird. Deshalb wird mit Staatsfonds, darunter aus Abu Dhabi, Kuwait, Katar und Singapur, über eine Beteiligung gesprochen. Die „Sunday Times“ berichtete, BP-Berater rührten die Werbetrommel, um bis zu zehn Prozent der Aktien, die der Konzern in der Hinterhand hält, bei Investoren zu platzieren. Dies könnte umgerechnet bis zu 9,2 Milliarden Dollar einbringen. Zusätzliche Nahrung erhielten die Gerüchte durch eine Reise Haywards nach Abu Dhabi, wo er sich angeblich mit Vertretern des Staatsfonds Abu Dhabi Investment Authority traf.

Ziemlich sicher ist, dass es an der BP-Spitze einen Wechsel geben wird, sobald die Halbjahreszahlen verkündet und die Probleme an der Bohrinsel einigermaßen behoben sind. Vor allem der schwedische Aufsichtsratsvorsitzende Carl-Henric Svanberg ist bei den Aktionären unbeliebt. Wochenlang hatte Svanberg das Gespräch mit den Anlegern gemieden. Für ihn könnte Chip Goodyear, der ehemalige Chef des US-Ölanlagenbauers BHP Billiton, kommen. Aber auch der Posten von BP-Chef Hayward wackelt. Als Kronprinzen werden der BP-Geschäftsführer für Amerika und Asien, Bob Dudley, und der Leiter des Raffineriegeschäfts, Iain Conn, gehandelt.

Kostensparen vor Sicherheit

BP-Chef Hayward muss sich vor allem seine Ankündigung bei der Amtsübernahme vor drei Jahren vorhalten lassen. Das Thema Sicherheit, sagte er damals, habe für ihn höchste Priorität. Interne Unterlagen, die das „Wall Street Journal“ zusammentrug, nähren nun den Verdacht, dass BP unter Haywards Führung aus Kostengründen bei der Einhaltung der Sicherheitsstandards schlampte.

So setzte BP auf der verunglückten Plattform die Bohrtechnik Long-String-Design ein, die deutlich riskanter ist als ein Alternativverfahren, aber auch deutlich billiger. Experten halten die Technik, bei der nur ein Bohrstrang vorangetrieben wird, für gefährlicher, weil Gas unbemerkt und unkontrolliert außerhalb der Röhre aufsteigen kann. Dieses Risiko besteht vor allem bei Ölvorkommen, die unter hohem Druck stehen.

Bisher unbekannte interne Dokumente, die BP im Rahmen der Untersuchungen durch den US-Kongress offenlegen musste, offenbaren nun: BP-Ingenieure wussten spätestens seit Januar dieses Jahres, dass bei der verunglückten Tiefseebohrung im Macondo-Ölfeld eben diese präkeren Druckverhältnisse auftraten. Eine konservativere Bohrmethode, das sogenannte Liner-Tieback-Design, hätte zusätzliche Sicherheit gebracht. Dieses Verfahren ist laut einer internen BP-Schätzung aber rund sieben bis zehn Millionen Dollar teurer.

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