Online-Handel Media Markt auf Brautschau

Europas größter Elektronikhändler MediaSaturn hat immer noch keinen eigenen Online-Shop. Nun fahndet das Unternehmen nach Übernahmekandidaten und bandelt mit dem Online-Händler Redcoon an. Vom Flirt könnte ausgerechnet ein österreichischer Wettbewerber profitieren.

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Online-Geiz rächt sich Quelle: dapd

Für Hannes Majdic könnte es das Geschäft seines Lebens werden. Wenn sich morgen die Eigentümer der Elektronikhändler Media Markt und Saturn zur Gesellschafterversammlung treffen, werden sie voraussichtlich den Einstieg bei einem Online-Händler beschließen, um im stark wachsenden Internetgeschäft endlich Flagge zu zeigen. Und Majdic könnte der große Gewinner sein. Denn vor allem auf den Online-Händler Redcoon, an dem der Österreicher zu einem Drittel beteiligt ist, konzentrieren sich derzeit die Übernahmespekulationen. Majdic, der in Österreich selbst zu den größten stationären Elektronikhändlern zählt, hat bereits Gespräche mit dem Media-Markt-Mehrheiteigner Metro bestätigt.

Redcoon gilt neben Cyberport und Notebooksbilliger.de als einer der wichtigsten eigenständigen Elektronik-Online-Händler in Deutschland. Rund 400 Millionen Euro soll das Unternehmen im vergangenen Jahr umgesetzt haben. Die Wachstumsraten sind seit Jahren zweistellig. Keine Frage, mit einem Zukauf könnte Media Saturn, deren so genannte Online-Strategie in der Branche schon seit Jahren für Erheiterung sorgt, auf einen Schlag Boden gut machen.  

Über die Vorstellungskraft hinaus

Und dennoch wäre der Deal nicht ohne Ironie. Redcoon war 2003 ausgerechnet von dem ehemaligen Media-Markt-Geschäftsführer Reiner Heckel in Aschaffenburg gegründet worden. Für 50.000 Euro stieg Majdic wenig später ein. Inzwischen halten Majdic, Heckel und Klaus Matle je ein Drittel der Anteile an der Online-Shopping-Plattform. Seither stiegen die Umsätze rasant, im Schnitt ordern pro Tag 2000 Neukunden über Redcoon Digitalkameras und Computer und auch der Unternehmenswert dürfte sich vervielfacht haben. Bei den Übernahmegespräche gehe es „um Summen, die weit über die Vorstellungskraft eines normalen Elektrohändlers hinausgehen", sagt Majdic jüngst dem österreichischen Branchenreport „E&W“. Metro sei indes nur einer von vielen Kaufkandidaten.

Dass die Redcoon-Fraktion mit derlei Ansagen vor allem den Preis treiben will, glaubt man hingegen im Umfeld des Handelskonzerns Metro. Dort gibt man gibt sich zurückhaltender. Ob es tatsächlich zu einer Übernahme von Redcoon komme, sei noch offen. Auch das ausgerechnet Majdic an Redccon beteiligt ist, stößt bei MediaSaturn auf wenig Begeisterung. 

Majdic hatte 1982 sein Unternehmen Hifi-Video Majdic gegründet und erzielte 2009 einen Umsatz von mehr als 80 Millionen Euro. „In der Alpenrepublik ist Majdic damit der größte private Elektrohändler“, berichtet das Fachblatt „Computer Reseller News“. 2005 gründete Majdic den Onlineshop Electronic4you, der wenig später um stationäre Abholshops ergänzt wurde. Besonders pikant: Majdics Shops befinden sich mitunter in direkter Nachbarschaft zu österreichischen Media-Saturn-Geschäften. Von freundlicher Nachbarschaft ist indes wenig überliefert.  „Die Online-Aktivitäten von Media Markt in Österreich werden nicht wahrgenommen“, giftete Majdic im vergangenen Jahr und empfahl der Konkurrenz, besser gleich unter einem anderen Namen aufzutreten. In Österreich und den Niederlanden hatte Media Markt 2010 die ersten Schritte zu einem geplanten Wiedereinstieg ins Online-Geschäft gewagt.

Nun dürften sich Majdics Prognosen als richtig erweisen. Dass Metro den Kernmarken einen reinen Online-Anbieter zur Seite stellen wird, gilt inzwischen als sicher. Auch die Media-Mitgesellschafter Kellerhals und Stiefel, sollen das Projekt mittlerweile mit Verve vorantreiben.

Majdic, der mögliche Gewinner der verzögerten Online-Strategie von Media Markt, macht sich via „E&W“ schon mal Gedanken über seine künftige Lebensplanung: „Wenn die Summe des Käufers - wer immer es ist - außergewöhnlich ist“, so Majdic, „warum sollte ich da ,nein' sagen. Ich habe schon schlechtere Geschäfte gemacht. Was kann sich jemand besseres vorstellen, als innerhalb von 7 bis 8 Jahren ein Vermögen mit redcoon zu machen. Es soll so werden: Wenn der Deal zustande kommt, haben alle drei redcoon-Eigentümer ausgesorgt. Ich war nichts anderes gewohnt in meinem Leben als von Montag bis Sonntag zu arbeiten und habe das immer mit Spaß gemacht. Aber das ist natürlich Traum jedes Unternehmers."

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