Oracle-Chef Larry Ellison "SAP macht zwei Kardinalfehler"

Seite 2/2

Als SAP im Mai den Datenbankhersteller Sybase für 5.8 Milliarden Dollar übernahm und sich damit direkt gegen den Datenbank-Marktführer Oracle aufstellte, hat sich Ellison tierisch gefreut. „Jetzt noch ins Datenbankgeschäft einsteigen? Die sind verrückt geworden.“  Das SAP ihn mit einer moderneren Datenbank aussticht, fürchtet der Oracle-Chef nicht. „Wir werden ein Jahr früher mit einer neuen Version rauskommen.“

Und noch kräftig dazukaufen. Ohne konkret zu werden, kündigt Ellison weitere Übernahmen an. Laut Analysten will er dafür in den nächsten Jahren mindestens fünfzig Milliarden Dollar aufwenden. „Technologieprodukte sind so günstig. Selbst wenn man überbezahlt, ist das kein Problem“, sagt Ellison. Er will vor allem da zuschlagen, wo es interessante Technologie zu kaufen gibt. Man müsse eigene IP haben, Patente, Produkte, mit denen man sich differenzieren kann.

Boeing verkauft auch keine Bauteile

„Beispielsweise einen Chipdesigner wie es mein guter Freund Steve Jobs bei Apple getan hat.“ Im Beratungsgeschäft allerdings eher nicht. Lange wurde spekuliert, dass Oracle eventuell das Beratungsunternehmen Accenture kauft. „Das würde nur unsere anderen Service-Partner aufbringen“, wiegelt Ellison ab.

Er sieht die Zukunft der Computer- und Softwarebranche in der Integration von Hard- und Software, also Produkte aus einer Hand. Deshalb hat er den Computerhersteller Sun gekauft. „Die Kunden wollen keine Komponenten, sondern ein funktionierendes Produkt“, behauptet Ellison. Boeing verkaufe auch keine Bauteile für ein Flugzeug, sondern einen fertigen Flieger.

Das Unternehmen sich jedoch scheuen, sich auf einen Anbieter festzulegen, erwähnt Ellison nicht. Auch dass man an dem eigenen Unternehmenssoftwarepaket Fusion schon seit fünf Jahren herumdokert, fällt weitgehend unter den Tisch.

Einen Wettbewerber jedenfalls erwähnt der Oracle-Chef an diesem Nachmittag mit keinem einzigen Wort – Hewlett Packard. Mit dem nach Umsatz größten Technologiekonzern hat Oracle gerade einen Burgfrieden geschlossen. Im Gegenzug liess HP die Klage gegen seinen Ex-Chef und Ellisons neuestem Stellvertreter Mark Hurd fallen. Auch Hurd, der zusammen mit Co-Stellvertreterin Safra Catz im Vorprogramm von Ellison auftritt, lässt sich nicht aus der Reserve locken. Nur soviel: „Ich sehe meine Aufgabe darin, dass möglichst alle potentiellen Oracle-Kunden unsere Produkte kennen. Und natürlich, dass sie diese dann auch kaufen.“ Darunter werden auch etliche HP-Kunden sein. Als die Analystenpräsentation vorbereitet wurde, war der Friede noch nicht ausgehandelt. Auf einer Folie steht da unmißverständlich, welchen Wettbewerbern Oracles Hochleistungs-Datenbankserver Exadata vor allem Kunden abnehmen soll – IBM und HP.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%