Outdoor-Branche Der verführerische Duft des Abenteuers

Der Erfolg von Jack Wolfskin, Salomon und North Face lockt große Konzerne ins Outdoorgeschäft. Der Kampf um Kunden verschärft sich.

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9,7 Milliarden Euro gaben europäische Kunden im Jahr 2010 für Allwetterausrüstung aus. Das sind sechs Prozent mehr als 2009. Quelle: handelsblatt.com

Der Messetag ist noch nicht zu Ende, da knallen schon die Korken. Am späten Nachmittag gleicht das Messegelände in Friedrichshafen in diesen Tagen einer riesigen Party. Auf ihrer weltweit größten Ausstellung, der Outdoor, feiert die Branche sich selbst.

Die Hersteller von Regenjacken und Wanderstiefeln, von Rucksäcken und Kletterseilen haben Grund zur Freude. Denn der Boom der Industrie setzt sich fort. Vergangenes Jahr haben die Europäer knapp zehn Milliarden Euro für neues Equipment ausgegeben, gut sechs Prozent mehr als 2009.

Bislang waren es vor allem Mittelständler, die das Geschäft prägten. Doch das ändert sich. Große Unternehmen und Finanzinvestoren drängen ins Geschäft. "Die Outdoorbranche zieht immer größere Investments an", sagt David Udberg, Präsident des europäischen Branchenverbands EOG.

Angesichts des Wachstums verschärft sich der Wettbewerb. Die Branche gerät in Bewegung. Zwar haben Sportartikelanbieter wie Nike oder Adidas schon heute eigene Kollektionen. Doch die führenden Turnschuhproduzenten betonen bei jeder Gelegenheit, wie attraktiv das Geschäft ist. Puma-Eigentümer PPR hat zudem angekündigt, rund um die Raubtiermarke eine neue Sportsparte aufzubauen. Dazu kommen Konglomerate wie Schwanhäußer, die sich ein neues Standbein aufbauen.

Erst im vergangenen Monat hatte die VF Corporation für mehr als zwei Milliarden Dollar den Outdoorausrüster Timberland übernommen. Die amerikanische Bekleidungsfirma hat damit das Elffache des Gewinns vor Zinsen und Steuern von Timberland auf den Tisch gelegt. "Diese Bewertung zeigt, dass die Käufer riesiges Potenzial in unserer Branche sehen", sagt Präsident Udberg.

Auch die fränkische Schwan-Stabilo-Gruppe bemüht sich nach Kräften, ihr Standbein in dem Geschäft zu stärken. Erst Mitte der Woche hat die Gruppe den bayerischen Bergsportspezialisten Ortovox übernommen. Das für seine Buntstifte bekannte Unternehmen hat bereits vor einigen Jahren Deuter gekauft, den größten deutschen Rucksackhersteller. "In den fünf Jahren seit der Akquisition 2006 hat Deuter den Umsatz verdoppelt", sagt Sebastian Schwanhäußer, Miteigentümer des Traditionsunternehmens.

Zuvor hatte sich schon der japanische Laufschuhkonzern Asics das schwedische Label Haglöfs gekauft, die bayerische Traditionsfirma Hanwag ging an das schwedische Outdoorimperium Fenix. Barclays Private Equity steht kurz vor dem Verkauf von Jack Wolfskin an den Konkurrenten Blackstone.

Die nächsten Abschlüsse dürften bald folgen. An Kaufkandidaten mangelt es nicht. Manchem Mittelständler fehlt ein Nachfolger an der Spitze oder Geld für die Expansion. Auch Ortvox wurde verkauft, weil in der Eigentümerfamilie die Kinder die Führung nicht übernehmen wollten. Womöglich werden einige Besitzer auch schwach angesichts der Summen, die im Spiel sind. VF zahlt für Timberland einen Aufschlag von 43 Prozent vor Ankündigung des Deals.

Es hat seinen Grund, dass die Konzerne so viel Geld lockermachen. Ein Ende des Booms ist nicht absehbar. "Der Gipfel ist noch lange nicht erreicht", sagt Andreas Rudolf, Vorstand der Sporthandelskette Sport 2000.Gleichwohl ist das Geschäft kein Selbstläufer. Das zeigte sich erst in diesem Frühjahr. Wegen des warmen Wetters hingen die teuren Regenjacken wie Blei an den Ständern der Händler. Den Marktforschern der GfK zufolge ist das Outdoorgeschäft deshalb hierzulande zwischen Januar und Ende Mai um 13 Prozent eingebrochen.

Der Feierlaune in Friedrichshafen tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil: Der Regen der letzten Tage lockt die Käufer in die Läden - und bietet einen weiteren Grund, auf der Outdoor-Messe auf gute Geschäfte anzustoßen.

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