Pierre de Weck  "Der Kern ist gesund"

Der Deutsche-Bank-Manager über die Sorgen reicher Kunden und die Integration von Sal. Oppenheim.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Deutsche-Bank-Manager Pierre de Weck

WirtschaftsWoche: Herr de Weck, die Börsenkurse brechen ein, die Verunsicherung wächst dramatisch. Wie reagieren Ihre reichen Kunden?

De Weck: Deutlich gelassener als in der Krise 2008. Sie machen sich Sorgen, sind aber von Panik weit entfernt.

Zu Recht?

Die meisten haben viel konservativer und ausgewogener investiert. Sicher gibt es das Szenario, dass es wegen der europäischen Staatsschuldenkrise zu einer Bankenkrise und damit zur Rezession kommt. Auch wenn wir nicht davon ausgehen, müssen wir das in die Risikobetrachtung einbeziehen, zumal die Lösung der Probleme von der Politik abhängt. Aber das führt bisher zu keiner massiven Flucht aus dem Risiko. Viele sehen auch Chancen. Langfristige Trends wie das Wachstum in den Schwellenländern gehen weiter.

Was raten Sie konkret?

Aktien, vor allem von Unternehmen, die vom Aufschwung in den Schwellenländern profitieren, sind langfristig attraktiv. Wir empfehlen auch, den Anteil von Immobilien zu erhöhen. Gold kann eine Absicherungsfunktion haben.

Fliehen Ihre Kunden aus dem Euro?

Wenige stellen den Euro grundsätzlich infrage. Aber das Interesse an einer breiteren Streuung ist gestiegen. Anlagen in australischen Dollar, norwegischen Kronen oder chinesischen Renminbi sind wegen des höheren Zinsumfelds attraktiv.

Fließt Ihnen Geld von Anlegern aus hoch verschuldeten Ländern Südeuropas zu?

Ja, ganz eindeutig.

Wie stark leidet Ihr Ergebnis?

Weniger, als man denken könnte. Ein immer größerer Teil unserer Kunden lässt sein Vermögen gegen ein pauschales Beratungsentgelt von uns verwalten, wodurch die Erträge weniger schwanken. Unser Geschäft ist sehr beratungsintensiv, und die Margen sind wegen verschärfter gesetzlicher Vorgaben etwas gesunken. Insgesamt hatten wir aber ein sehr gutes erstes Halbjahr und liegen im Plan. Wir halten am Ziel fest, beim verwalteten Vermögen jährlich um zehn Prozent zu wachsen.

Ist Ihr Sparprogramm abgeschlossen?

 Ja, wir haben 2009 die Kosten um rund 13 Prozent gesenkt. Jetzt investieren wir wieder. Dabei ist neben Asien Deutschland für uns der wichtigste Markt mit zuletzt zweistelligen Zuwachsraten. Hier haben wir vor allem bei sehr großen Vermögen kräftig zugelegt. Nun wollen wir uns zusätzlich stärker auf Anleger konzentrieren, die über ein Vermögen im einstelligen Millionenbereich verfügen. Dafür werden wir die Zahl der Berater erhöhen und denken über neue Standorte nach. Das gilt für das Angebot der Deutschen Bank genauso wie für unsere Tochter Sal. Oppenheim.

Letztere dürfte Ihnen wenig Freude gemacht haben. Das Image hat unter dubiosen Geschäften der alten Führung gelitten, 2009 und 2010 hat die Bank rund zwei Milliarden Euro Verlust gemacht.

Wir sind mit der Entwicklung von Sal. Oppenheim sehr zufrieden. Das ist weiter eine sehr gute Adresse. Die Verluste 2009 kamen vor allem aus Bewertungen aus der Insolvenz von Arcandor, 2010 waren es Restrukturierungen wegen der Aufgabe des Investmentbankings und dem Abbau von Beteiligungen. Die Themen sind erledigt, die Bank ist jetzt dort tätig, wo sie am stärksten ist: in der Vermögensverwaltung. Dieser Kern war und ist gesund.

Dennoch fehlen bisher messbare Erfolge.

Das stimmt nicht. Wir haben zum Zeitpunkt des Erwerbs von Sal. Oppenheim damit gerechnet, bis zu 20 Prozent des Anlagevermögens zu verlieren. Stattdessen hat die Bank schon 2010 zugelegt, und wir sind optimistisch, dass wir das Ziel eines jährlichen Zuwachses von fünf Prozent bald erreichen. Sal. Oppenheim ist in diesem Jahr bisher klar profitabel und wird das voraussichtlich auch 2012 sein.

Wollen Sie sich dauerhaft mit zwei Angeboten selbst Konkurrenz machen?

Wir sind mit zwei Angeboten am Markt, die sich ergänzen. Oppenheim-Kunden legen Wert auf Unabhängigkeit und die Kultur einer Privatbank. Bei einer stärkeren Integration würden uns eventuell einige den Rücken kehren. Das Wealth Management der Deutschen Bank nutzt dagegen die globalen Ressourcen der Bank und bietet auf der Anlageseite die Kompetenz des Investmentbankings. Mit 65 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen ist Sal. Oppenheim groß genug, um langfristig unabhängig zu bestehen.

Ungeklärt ist noch die Zukunft der mit Oppenheim übernommenen BHF-Bank.

Wir verhandeln derzeit mit dem Investor RHJI und sind überzeugt, dass es eine für alle Beteiligten gute Lösung gibt.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%