Pleite einer Traditionsfirma Das Ende von Grundig

Nach jahrelanger vergeblicher Suche nach einem finanzstarken Investor hat der fränkische Unterhaltungselektronikkonzern Grundig Insolvenz angemeldet. Das hoch defizitäre Traditionsunternehmen beschäftigt noch rund 3 500 Mitarbeiter.

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Grundig

„Wir haben Antrag auf Insolvenz gestellt,“ sagte Grundig-Finanzchef Günter Moissl am Montag zu Reuters. Weitere Angaben machte er nicht. Ein Sprecher der Nürnberger Justiz bestätigte den Eingang des Antrags. Das zuständige Gericht werde im Laufe des Vormittags darüber entscheiden. Niedergang über zwei Jahrzehnte Grundig hatte über Jahre nach einem finanzstarken Partner gesucht, um sein Überleben zu sichern. Mit dem türkischen TV-Geräte-Hersteller Beko war am vergangenen Montag der zweite potenzielle Käufer innerhalb eines guten Monats abgesprungen. Finanzkreisen zufolge hatten die Geld gebenden Banken zu Wochenbeginn entschieden, bestehende Kredite nicht weiter zu verlängern. Das 1945 von Max Grundig gegründete Unternehmen kämpft seit Jahren mit Verlusten und litt die 80er und 90er Jahre unter den zahlreichen Änderungen im Eigentümerkreis. Heute ist der Konzern nur noch ein Schatten seiner selbst: Ende der 80er Jahre hatte Grundig rund 38 000 Mitarbeiter beschäftigt. Mehrfach stand das Unternehmen in der Vergangenheit vor dem Konkurs. Stets konnte dann - meist unter Vermittlung der Bayerischen Staatskanzlei - noch in letzter Minute eine rettende Lösung gezimmert werden. Übernahmeverträge mit Taiwanern bereits unterzeichnet Anfang des Jahres hatte noch alles danach ausgesehen, als ob Grundig endlich den seit Jahren ersehnten Investor gefunden hätte. In einer feierlichen Zeremonie unterzeichneten Vorstand und das Management des taiwanischen Elektronikkonzerns Sampo einen Übernahmevertrag. „Die Zukunft des Unterhaltungselektronikkonzerns Grundig ist gesichert“, hatte der Rosenheimer Antennenbauer Anton Kathrein, der 89 Prozent am Unternehmen hält, damals gesagt. Doch zwei Monate später platzte der Deal. Grundig setzte daraufhin auf Beko, die dann - offenbar völlig überraschend für das Management - Abstand von ihren Kaufplänen nahmen. Zwar gab es dem fränkischen Konzern zufolge „aussichtsreiche Kontakte zu weiteren Interessenten“, von denen aber offenbar keiner für einen Kauf gewonnen werden konnte.

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