Prototyp Boeing 747-8 Lufthansas wohlgehütetes Geheimnis

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Geheimnis unter blauem Plastik: Der neue Lufthansa-Jumbojet 747-8 in Seattle Quelle: Rüdiger Kiani-Kreß/wiwo.de

Doch wenn Buchholz den Daumen hebt, ist das ein Ritterschlag für ein Modell. Das hat er bei der 747-8 getan und 20 Exemplare bestellt, sowie das Kaufrecht für 20 weitere – mehr als er vom neuen Lufthansa-Flaggschiff, dem Airbus-Riesenflugzeug A380, haben wollte.

„Es ist genau das was wir brauchen“, sagt Buchholz. „Denn die 747-8 schließt die Lücke zwischen unseren kleineren Airbus-Maschinen mit gut 300 Sitzen und dem A380 mit 500 Sitzen. Außerdem nutzen wie die Gelegenheit, mit dem Zugang des Flugzeugs in unsere Flotte auch unser Bordprodukt zu verbessern.“

Weil das offiziell noch geheim ist, ist es auch besonders schwer in die Maschine zu kommen. Zwar bekommt Lufthansa den Flieger erst in einem Jahr. Doch weil zum Zulassungsprogramm eines Flugzeugs auch Testflüge mit Einrichtung gehören, wird die Yankee Alpha – wie die Lufthansa sie nach den beiden letzten Buchstaben der Registriernummer nennt –  bereits jetzt zu einem großen Teil eingerichtet.

Also sollen Besucher Fotoapparate sowie Handys mit Kamera abgeben. Wir müssen nur versprechen, sie nicht zu benutzen. Zum einen könnte es sein, dass Lufthansa am neuen Gestühl noch was ändert und da sollen keine falschen Fotos in die Öffentlichkeit gelangen. Und die Linie will besonders die neuen Sitze in der Business Class in einer großen Feier vorstellen, wenn sie ihre erste 747-8 im kommenden Frühjahr bekommt. Da die Lufthansa ihr Businessgestühl im Schnitt nur alle acht Jahre erneuert, ist jeder Umbau ein Großereignis. 

Die zweite Voraussetzung ins Allerheiligste der Airline vorgelassen zu werden sind kleine Stofflaschen mit einer weichen Gummisohle, die jeder Besucher über seine Schuhe ziehen muss. „Das verhindert, dass Schmutz in die Maschine gelangt oder mindert den Schaden, wenn jemand mit den Schuhen irgendwo dagegen stößt“, erklärt Buchholz.

Dann endlich dürfen wir die dünne schmutziggelbe Metalltreppe hoch steigen bis in eine Höhe, wo bei einem Haus der dritte Stock ist. Der Weg führt wie immer bei einem Flugzeug zuerst in die  Küche. Diese hier ist freilich noch im Rohbau. Zwar sind die Öfen und Kaffeemaschinen schon eingebaut. Im Rest der Kabine aber hängen jede Menge Kabel wirr durch die Gegend. Neben den mehreren hundert Kilometern Strippen und Rohre, die später mal Luft oder Bytes für die Bordunterhaltung transportieren, sind es noch jede Menge dicke orange Bündel. Das sind die Leitungen der vielen Geräte, die später bei den Testflügen Daten weiter leiten zu den Überwachungscomputern, die nach den kleinsten Anomalien im Betrieb suchen, damit Boeing Probleme abstellen und den Flieger möglichst fehlerfrei machen kann. 

Das Leitungswirrwarr überdeckt zum Teil ein kleines braunes Schild „Lufthansa First Class“. Buchholz bemerkt unser Erstaunen. „Wir haben die First verlegt“, sagt er. Bei den heute 30 älteren Jumbos vom Typ 747-400 liegt das beste Abteil der Lufthansa oben im Hump genannten Obergeschoss. Aber in der neuen 747-8 liegt die Nobelsektion wie bei allen anderen Fluglinien im Maindeck genannten großen Hauptgeschoss vorne an der Spitze. Es werden wie im A380 der Lufthansa nur acht Sitze sein – statt 16 wie heute in der 747-400: drei hinter einander an der Außenwand und zwei in der Mitte. Dazu kommt eine kleine Bar. 

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