Rapper Curse im Interview Tee zum guten Ton

Zu Champagner sagt er nicht Nein, doch Rapper und Hitparadenstürmer Curse gibt grünem Tee den Vorzug. Als Tee-Kenner sucht und findet er ihn in Japan und trinkt ihn aus wertvollen Tonschalen.

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Zu Champagner sagt er nicht Nein, doch Rapper und Hitparadenstürmer Curse gibt grünem Tee den Vorzug. Quelle: fourartists

fivetonine: Eigens eingeflogener Grüntee aus Japan – was wäre ein Rapper ohne Allüren?

Curse: Vielen Dank für das schöne Klischee. Das Teewasser, das Aufkochen – darum kümmere ich mich immer selbst, gieße für jedes Crew-Mitglied Tee auf, wenn erwünscht.

Warum muss der Grüntee eingeflogen werden?

Ein feiner Grüntee hat mit der geschredderten Wiese, die man hierzulande meist angeboten bekommt, so wenig zu tun wie ein Rothschild-Wein mit einem Tetrapack-Fusel. Bei richtig guten japanischen Grüntees kann ich die Anbaugebiete herausschmecken.

Wie kommt man an die besten Tee-Adressen?

Vor Ort. Es gibt in Japan Teeläden mit eigenen Plantagen. Das heißt, dass es diesen besonderen Tee auch nur in diesem einen Laden gibt. Also muss man hinfliegen. Ich war bereits in Shizuoka und mehrmals in Uji, wo sich das älteste Teegeschäft Japans Tsuen chaya befindet – seit über 20 Generationen. Wenn man sich von seiner besten Seite zeigt, Kenntnis und freundliches Interesse mitbringt, dann schicken die Hersteller auch mal was nach Deutschland. 

Welche Rolle spielt die Keramik?

Lange wurde am japanischen Kaiserhof prunkvolles Golddekor gerühmt. Ende des 16. Jahrhunderts kam die Wende, weil der berühmte Teemeister Sen no Rikyu die Reduktion pries, und lehrte, das Schöne im Unfertigen zu sehen. Damit hat er die bis heute gültige Ästhetik der japanischen Tee-Zeremonie geprägt. Eine einzige, leicht welke Blume habe oft mehr Schönheit und könne mehr erzählen als ein großer Blumenstrauß, verkündete er.

Wie viele Teeschalen besitzen Sie?

Also wirklich gute Stücke, Matcha-Schalen aus der Teezeremonie: sieben oder acht. Normale Tassen: 15. Das sind Kunstwerke, auch wenn sie manchmal roh und erdig aussehen. Raku, es bedeutet Freude oder Genuss, und ist auch der Name einer Töpferdynastie, die sehr begehrt ist. Die Tradition wird seit Jahrhunderten von Meisterhand an die nächste Generation weitergegeben. Die Töpferstile unterscheiden sich je nach Region. So gibt es in Iga eine bestimmte Glasur, die wie flüssige Jade aussieht. In Mino sind mehrere Glasurarten erfunden worden, etwa die Shino-Glasur, sie gleicht einem Zuckerguss. Da möchte man reinbeißen!

Wie kostbar sind solche Einzelstücke?

Schalen vom Oberhaupt der Raku-Dynastie können mehr als eine voll ausgestattete S-Klasse kosten. Die Töpfer stellen den Ton ja komplett selbst her: Sie suchen Flusskiesel und rühren Glasuren nach eigenen Rezepturen an. Ein Meister würde sein Rezept nie verraten. Er lässt sich nur hier und dort etwas abgucken – den Rest muss sich der Schüler dann selbst erarbeiten. So wird gewährleistet, dass die Tradition fortgeführt und dennoch weiterentwickelt wird. 

Wie wählen Sie Schalen für Ihre Sammlung aus? 

Das ist eine Herzensfrage. Welche Schale berührt dich? Das ist wie mit Kunst. Es geht darum, den ästhetischen Genuss zu steigern. Doch diese Kunstwerke stellt man nicht einfach irgendwohin und guckt sie an. Sie kommen durchs Benutzen zum Leben, setzen Patina an und werden immer interessanter. Über viele Jahre hinweg verändern sie sich, werden dunkler oder bekommen – wie bei der Shino-Glasur – in den tieferen Schichten Risse und damit ein neues Muster.

Nehmen Sie wertvolle Stücke auch mit auf Tour?

Ich habe mindestens eine Kanne und eine Tasse dabei, die ich je nach Saison auswähle: Manche passen besser zum Frühling, andere sind sehr herbstlich. 

Wie sieht die Sommertasse aus?

Hellbeige mit einer Farbapplikation, sie erinnert mich an einen blühenden Ast. Meine Wintertasse gleicht einem glühenden und leicht verkohlten Baumstamm: dunkelrot mit Ascheflecken – da gehört richtig heißer Tee hinein, um sich die Hände zu wärmen.

Haben Sie Freunde, die Ihre Leidenschaft teilen?

Mein Manager sammelt jetzt auch Teeschalen, und wir hatten schon heiße Phasen in Japan, in denen wir viel gekauft haben. Einmal hatten wir jeweils zwei Tassen Matcha getrunken und saßen da. Zehn Minuten Stille, und er schaut mich an und sagt: Das Zeug sollte man den verrückten Politikern geben. Dieser Tee macht klar und wach, aber auch irgendwie high.

Sie haben sogar einen Song über Tee geschrieben...

...ja. Im Refrain von "Grüner Tee" heißt es: Die Qualität ist abhängig von wie man’s pflegt, ich kümmer’ mich um den Garten und warte bei grünem Tee.

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