Rauchverbot Wo im Job gequalmt werden darf

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OB in Kantine oder Büro. Quelle: dpa

Ganz anders Richard Gretler. Der Chef des Zigarettenproduzenten Reemtsma mache zwar gerade eine Rauchpause, heißt es beim Hamburger Hersteller von West-Zigaretten und Drum-Tabak. Von der endgültigen Abkehr vom Glimmstengel könne dabei jedoch keinesfalls die Rede sein, dafür sei Gretler ein viel zu großer Freund der eigenen Erzeugnisse. Und so darf das Unternehmen wohl als eines der letzten Refugien für rauchende Arbeitnehmer gelten: Hier darf noch jeder Mitarbeiter nach Herzenslust qualmen. „Es ist jedem überlassen, ob er raucht oder nicht. Bei uns ist Rauchen grundsätzlich erlaubt“, sagt Pressesprecherin Svea Schröder. Egal ob in Einzel- oder Großraumbüros, es müsse lediglich sicher gestellt werden, dass niemand durch den blauen Dunst belästigt werde. Rund 30 Prozent der 800 Mitarbeiter in der Hamburger Konzernzentrale sind Raucher. Sollte sich ein Kollege durch den Qualm des Nachbarn gestört fühlen, dann gehen die Reemtsma -Raucher eben auf den Gang, vor die Tür oder in die Kaffeeküche. Spezielle Räume oder Nischen gibt es nicht.

Rund zehn Kilometer weiter südlich, gleich am Ufer der Außenalster, qualmt es ebenfalls heftig: Bei den gut 500 Mitarbeitern in der deutschen Hauptverwaltung von British American Tobacco, kurz BAT, dem Hersteller von Lucky Strike, HB, Lord oder Pall Mall. Auch hier gilt: Feuer frei in allen Einzelbüros und bei gegenseitiger Absprache auch im Großraumbüro.

Mit Kündigung gedroht

Bei Meetings immerhin gilt auch im Raucher-Paradies eine Smoking-Policy: Wen die grundsätzliche Raucherlaubnis bei Besprechungen stört, kann das vor Beginn der Sitzung anmelden. Aber auch das ist kein Problem – dann werden eben mehr Rauchpausen eingeplant.

In den USA wäre ein so lockerer Umgang mit dem Rauchen undenkbar. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten werden Raucher seit Jahren von ihren Arbeitgebern unter Druck gesetzt. Der Grund: Die Unternehmen wollen ihre Gesundheitskosten senken. Einige haben Rauchern gar schon mit Kündigung gedroht – selbst wenn diese lediglich außerhalb des Arbeitsplatzes zur Zigarette gegriffen haben.

Nahrungsmittelhersteller Mills etwa verlangt von rauchenden Mitarbeitern einen Zusatzbeitrag für die monatliche Krankenversicherung., Gartenproduktehersteller Scotts drohte Anfang 2004 allen rauchenden Angestellten – etwa ein Drittel der 2000 Mitarbeiter – 2004 mit Entlassung, sollten sie nicht innerhalb von neun Monaten mit dem Rauchen aufhören.

Mittelständler Weyco hat diesen Schritt schon vollzogen: Der Gesundheitsdienstleister etwa hatte das Unternehmen schon 2003 zur rauchfreien Zone erklärt und explizit keine Raucher eingestellt. Als vier Mitarbeiter die Teilnahme an einem Test verweigerten, der Nikotinkonsum nachweisen sollte, wurden sie entlassen.

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