Regierungskommission Gehaltsdeckel für Vorstände auf dem Weg

Die Kommission für gute Unternehmensführung bringt eine Neuerung auf den Weg: Aufsichtsräte sollen dafür sorgen, dass nicht unbegrenzt verdient werden kann. Die Obergrenze soll dann jeder nachlesen können.

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An dem Gehalt von VW-Chef Martin Winterkorn hat sich eine Diskussion entzündet. Er könnte 2012 mehr als 20 Millionen Euro verdient haben. Quelle: dpa

Frankfurt Börsennotierte Unternehmen in Deutschland sollen künftig Obergrenzen für die Gehälter und Boni ihrer Vorstände festlegen. Die von der Bundesregierung eingesetzte Corporate-Governance-Kommission will den Aufsichtsräten dabei aber keine Vorgaben machen, was sie noch für eine angemessene Entlohnung hält. „Das bleibt allein in der Entscheidungsfreiheit des Aufsichtsrats. Die Vergütungssysteme sollten aber nicht nach oben offen sein“, betonte der ehemalige Daimler-Finanzvorstand Manfred Gentz, der die Vorschläge federführend ausgearbeitet hatte. Die Unternehmen sollen im Geschäftsbericht angeben, wie viel ihre Vorstände maximal verdienen können.

Die Kommission für gute Unternehmensführung reagiert mit dem Gehaltsdeckel auf Auswüchse, die zu astronomischen Vergütungen geführt hatten, etwa weil die Vorstands-Boni mit dem Gewinn stiegen. So hatte VW-Vorstandschef Martin Winterkorn für 2011 ein Gehalt von mehr als 17 Millionen Euro bekommen. Für 2012 könnte es deutlich mehr sein (siehe kostenpflichtiger Handelsblatt-Artikel: „Der Zuviel-Verdiener“).

„Die Diskussionen der letzten 24 Monate sind sicher nicht ohne Einfluss geblieben“, sagte der Vorsitzende der Kommission, Commerzbank-Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller. Die Vorschläge werden nun bis Mitte März zur Diskussion gestellt.

Die Aufsichtsräte, die die Vorstandsgehälter festlegen, sollen nach dem Willen der Kommission auch darauf achten, dass die Gehälter für Vorstände nicht zu weit von denen der zweiten Führungsebene und von denen der Gesamtbelegschaft abweichen. „Die Zuwächse bei den Vorständen waren zuletzt höher als in den Belegschaften“, sagte Gentz. „Der Aufsichtsrat sollte zumindest darüber nachdenken. Wir wollen die Aufsichtsräte nicht bevormunden, aber ihre Aufmerksamkeit erhöhen.“ Forderungen aus der Politik, die Vorstandsvergütungen auf ein Vielfaches des Durchschnittsgehalts zu beschränken, erteilte Müller aber eine Absage.

Zudem will die Corporate-Governance-Kommission eine Schneise in das Dickicht der Vergütungsberichte in den Geschäftsberichten schlagen. „Wir haben deutliche Klagen über mangelnde Transparenz und Vergleichbarkeit“, sagte Müller. Die Experten haben deshalb Mustertabellen entwickelt, in denen die Konzerne von 2014 an die Vorstandsgehälter aufschlüsseln sollen.

Doch sind sie nur eine „Anregung“ der Kommission, verwendet werden müssen sie nicht - zum Missfallen der Anlegerschützer von der DSW. „Das hätte den Druck nochmals deutlich erhöht“, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Er forderte die Firmen auf, die Angaben schon in diesem Jahr zu veröffentlichen. „Die notwendigen Daten und Zahlen liegen vor.“

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