Regulierung Strenge Schweizer Bankenregeln

UBS und Credit Suisse müssen künftig besonders viel Eigenkapital halten. Das macht sie stabiler. Weltweit werden sich die Schweizer Regeln aber kaum durchsetzen.

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Die Eigenkapitalanforderungen Quelle: AP

Auf ihre „Swissness“ hält sich die Schweiz viel zugute. Schweizer Marketingexperten definieren darunter weltweit mit der Alpenrepublik assoziierte Tugenden wie „schnell, pünktlich, redlich, zuverlässig und berechenbar.“ So soll die Welt künftig auch die Schweizer Banken wahrnehmen. Statt als Zufluchtsort für Steuerflüchtlinge sollen die künftig mit einer anderen, derzeit besonders gefragten Stärke punkten. Sie sollen besonders stabil und zu Alpenfestungen des Geldes werden.

Deshalb haben die Schweizer Regulierer ihren Großbanken UBS und Credit Suisse nun die weltweit bislang härtesten Eigenkapitalregeln aufgebrummt. Sie müssen künftig insgesamt Eigenkapital in Höhe von 19 Prozent ihrer risikogewichteten Aktiva halten. Der Grund dafür ist klar: Die Bilanzsumme der Institute übertrifft das Haushaltsvolumen des kleinen Landes um ein Vielfaches. Auf dem Höhepunkt der Krise wurde bereits darüber spekuliert, ob im Zweifelsfall die EU die UBS retten müsse. Das „Too big to fail“-Problem verlangt in keinem anderen Land so dringend nach einer Lösung. Deshalb ist auch fraglich, ob das Schweizer Modell weltweit Schule machen wird.

Die Quote für Eigenkapital höchster Qualität (etwa Aktienkapital und einbehaltene Gewinne) soll bei den großen Schweizer Banken künftig bei mindestens zehn Prozent liegen, das sind drei Prozentpunkte mehr als es die Basel-III-Regeln vorsehen. Hinzu kommt als bislang ausschließlich Schweizer Spezialität bedingtes Kapital in Form von „Contingent Convertibles“, kurz „CoCos“.  Hierbei handelt es sich um Fremdkapital, für das die Bank Zinsen zahlt und das in Eigenkapital umgewandelt wird, wenn die Kernkapitalquote einer Bank unter einen kritischen Wert sinkt. Nach jetzigem Stand müssten die Großbanken hier zusätzlich neun Prozent halten.

So streng die Regeln sind: Hier scheint es noch ein Hintertürchen zu geben: „Wenn nicht genügend CoCo-Kapital angesammelt werden kann“, so heißt es im Report der zuständigen Schweizer Kommission, „müssen die spezifischen Erfordernisse für systemrelevante Banken angepasst werden.“ Banken müssten dann andere Formen von Kapital aufnehmen oder „einschneidende organisatorische Schritte“ unternehmen. Das klingt schwammig.

Nationaler Alleingang zahlt sich aus

Auf den Kapitalmärkten kommen die Vorschläge jedenfalls gut an. Zwar werden die Banken, die bereits zu den kapitalstärksten der Welt zählen, bis 2018 zusätzliches CoCo-Kapital in zweistelliger Milliardenhöhe Höhe brauchen. Doch Stabilität ist ein hohes Gut: „Schweizer Banken sind die einzigen globalen Banken mit voller Klarheit und Transparenz bezüglich ihrer Kapitalausstattung nach Basel 3“, heißt es heute in einer Analyse von J.P.Morgan. Folglich belohnen die Analysten beide Banken weiterhin mit einer Empfehlung: „Übergewichten.“ Dass Banken durch nationale Alleingänge im weltweiten Wettbewerb unvermeidlich ins Hintertreffen geraten, wie immer wieder behauptet wird, scheint zumindest für die Schweizer Banken nicht zu gelten.  

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