Rewe-Chef Caparros "Der Selbstmord ist kollektiv"

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Quelle: dpa

Wie sehen Ihre Pläne für das Großhandelsgeschäft aus?

Mit einem Umsatzplus von fünf Prozent steht die Sparte gut da. Aber auch bei unseren Fegro/Selgros-Großmärkten brauchen wir ein attraktiveres Sortiment. Wir wollen viele Gebrauchsartikel, also Nonfood-Ware, aus den Regalen nehmen und dafür viel mehr Lebensmittel speziell für Gastronomen anbieten.

Ein großes Problem ist auch Ihre Discounttochter Penny, die von Aldi, Lidl und Netto unter Druck gesetzt wird.

Im Auslandsgeschäft können wir mithalten, das ist nicht das Problem. In Deutschland ist Penny die Nummer vier im Markt. Das ist zwar ein undankbarer Platz, aber es kann trotzdem nicht sein, dass sich Penny so schwertut.

Woran hapert es?

Wir arbeiten an der Präsentation der Läden, und auch das Nonfood-Geschäft muss attraktiver werden. Aber vor allem brauchen wir ein schärferes Profil. Es ist vielen Kunden noch nicht hinreichend klar, wofür Penny eigentlich steht. Wir müssen also kreativer werden und das Sortiment anpacken.

Resultieren die Schwierigkeiten bei Penny auch aus den Preisschlachten der vergangenen Monate?

Teilweise. Die Preissenkungen, die vor allem Aldi forciert, sind allerdings längst kein Hebel mehr, um die Zahl der Kunden oder den Umsatz zu steigern. Wenn jemand normalerweise vier Brötchen zum Frühstück isst, die jeweils 25 Cent kosten, wird er morgens nicht plötzlich acht Brötchen verspeisen, wenn der Bäcker den Preis auf 12,5 Cent senkt.

Warum drücken dann Aldi und Lidl Ihrer Ansicht nach dermaßen die Preise?

Das ist Teil des Verdrängungskampfes, der in diesem Segment begonnen hat. Die Discounter stoßen an ihre Wachstumsgrenzen und wollen ihr Umfeld schwächen, um den Bereinigungsprozess zu beschleunigen und so ihre Marktanteile zu sichern. Andere Vertriebsformate stehen vor dem gleichen Problem, dort setzen die Manager auf andere Methoden. Aber in der Werkzeugkiste der Discounter gibt es offenbar nur ein Tool – das ist der Preis. Wenn man nur einen Hammer hat, sieht eben jedes Problem wie ein Nagel aus.

Wird es weitere Preissenkungen geben?

Die Abwärtstrend ist ungebrochen. Um es mal so zu beschreiben: Wir Händler sitzen alle in einem Bus, der Fahrer drückt aufs Gaspedal, und die Wand, an der wir aufprallen werden, kommt immer näher. Aber statt den Bus zu stoppen, singen alle nur laut und fröhlich, um die Angst zu vertreiben. Der Selbstmord ist kollektiv.

Warum steigen Sie nicht aus dem Spiel aus? Kaum senkt Aldi die Preise, ziehen Rewe und Penny nach.

Wir sind nie die Preis-Angreifer, aber wir müssen mitmachen. Wenn Milch, Brot oder Butter in unseren Geschäften teurer sind als bei der Konkurrenz, wandern Kunden ab. Wir würden uns aus dem Markt schießen, und als Erster will auch niemand sterben.

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