Rohstoffe Weltmacht der Rohstoffkonzerne

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Eisenerz

Bedrohlich wird der Mangel bei Metallen weniger, weil wie beim Erdöl der Peak-Oil genannte Höhepunkt der Reserven überschritten wäre. „Das Gerede vom Peak-Metall ist Unsinn, weil die Erde nur zu einem kleinen Teil auf mögliche Lagerstätten erforscht ist“, sagt Peter Buchholz, Arbeitsbereichsleiter Rohstoffwirtschaft der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hamburg. Gefährlich wird die Klemme, weil sie häufig künstlich herbeigeführt wird.

Größter Übeltäter ist China. Während deutsche Unternehmen sich selbst um ihre Rohstoffe kümmern müssen, betätigt sich China für seine Betriebe als Zentraleinkäufer. Den Bedarf, der je nach Rohstoff um bis zu 80 Prozent im Jahr klettert, sichert die Regierung mit Hamsterkäufen zu Kampfpreisen. Peking verknüpft in Afrika oder Lateinamerika Entwicklungshilfe mit Liefergarantien für Metalle.

Gleichzeitig sichert China aber eigene Mineralien und Halbfertigwaren im Land: Durch offene Verstöße gegen den Freihandel wie Exportsteuern oder Ausfuhrverbote wie auf die seltenen Erden, auf die das Land fast ein Monopol hat (siehe WirtschaftsWoche 48/2009). „Die Liste der Verstöße hat 450 Posten“, rügt Hüttenchef Welsch.

Weltweit bis zu 100 Grubenprojekte zu seltenen Erden

Der BDI hat seine Generalversammlung deutscher Rohstoffopfer vor allem einberufen, damit sie der Bundesregierung ins Gewissen redet, die aus Sicht vieler BDI-Mitglieder den Mineralmangel unterschätzt. „Da reden wir Wirtschaftsminister Rainer Brüderle vor seiner Chinareise Anfang des Monats fast manisch ins Gewissen, und dann bringt er das Thema Handelsfouls bestenfalls am Rande zur Sprache“, ärgert sich ein Manager.

Aber der BDI-Kongress ist auch Innenpolitik. Einigen Verbandsmitgliedern brennt das Thema weniger stark unter den Nägeln, weil sie die Lage derzeit weniger dramatisch erleben. Vielen füllt der Aufschwung die Kassen, sodass sie das Gefühl haben, sich die Preissprünge eher leisten zu können. Dazu rechnen viele in absehbarer Zeit mit einer Entspannung.

Dafür spricht einiges: „Angesichts der Rekordpreise lohnt es sich wieder, neue Gruben zu erschließen und jene wiederzubeleben, die vor allem von kleineren Minenkonzernen eingemottet wurden, als mit dem Konjunkturabschwung vor zwei Jahren die Preise fielen“, sagt Experte Buchholz von der Rohstoff-Bundesanstalt. Das dürfte in zwei, drei Jahren bei fast allen Mineralien den Mangel deutlich lindern, selbst bei den seltene Erden genannten Metallen, die für High-Tech-Produkte vom Smartphone bis zum Laptop unverzichtbar sind. Dort gibt es weltweit bis zu 100 neue Grubenprojekte, die bis 2015 wieder fördern könnten.

Auch bei den mächtigen Grubenkonzernen erkennen Stahlmanager erste Anzeichen des Umdenkens und Milde bei den Preisverhandlungen. „Sie sehen, dass sie allmählich den Ast absägen, auf dem sie sitzen“, sagt Berater Rotering.

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