Russische Investoren "Geschäfte mit Russland sind kein Nullsummenspiel"

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Selbst Russlands Regierungschef Wladimir Putin ermuntert heimische Großkonzerne, im Westen Know-how zuzukaufen. Was soll das bedeuten?

Borer-Fielding: Es geht doch gar nicht um Transfer von Know-how. Die russische Wirtschaft muss modernisiert werden, also ist das Land auf moderne Anlagen aus dem Westen angewiesen, um eines Tages selbst auf internationalem Niveau fertigen zu können. Vor diesem Hintergrund betrachten wir Russland als riesengroßen Markt für Maschinen und Dienstleistungen von Oerlikon oder Sulzer. Es handelt sich keineswegs um einen Transfer in dem Sinne, dass Schweizer oder deutsches Know-how nach Russland abfließt.

Haben Sie wirklich keine Angst, dass die heutigen Großkunden morgen Ihre Konkurrenten werden?

Borer-Fielding: Wir sitzen doch alle in einem Boot. Mit unseren Exporten helfen wir russischen Unternehmen auf die Beine. Die werden investieren und Arbeitsplätze schaffen, was den Konsum ankurbelt. Dadurch fließt zusätzliches Geld auch in Importwaren. Die Russen vertrauen auf unsere Qualität, also kaufen sie deutsche Autos, Schweizer Fahrstühle oder machen Urlaub in den Schweizer Alpen. Geschäfte mit Russland sind doch kein Nullsummenspiel.

Wie kümmert sich Wekselberg selbst um seine Töchter im Westen?

Borer-Fielding: Die Strategie entwickelt Viktor Wekselberg selbst. Allerdings berät er sich intensiv mit seinem Management, auch mit mir. Erfreulicherweise kann man ihm auch widersprechen, er hört sich andere Meinungen an und gibt auch mal einen Fehler zu. Aus dem operativen Geschäft hält er sich allerdings heraus, denn als Direktor beim russisch-britischen Ölkonzerns TNK-BP ist er stark eingebunden.

Einen Oligarchen stellt man sich im Westen eher als protzigen Kapitalisten vor. Passt auch Viktor Wekselberg in diese Schublade?

Borer-Fielding: Nein, Wekselberg ist das absolute Gegenbeispiel. Er ist hochintelligent, sehr freundlich, bescheiden im Auftreten. Er liebt die Oper, Kunst und Kultur. Dort investiert er auch einen Teil seines Vermögens, das er ansonsten nicht zur Schau trägt.

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