Sal. Oppenheim Angst um elitären Privatcharakter

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Deutsche Bank und Oppenheim im Vergleich

Davon ist auch Christopher v. Oppenheim nicht unberührt. Auch er bürgte gemeinsam mit anderen Gesellschaftern persönlich für einen Kredit in dreistelliger Millionenhöhe an die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz. Kritiker unterstellen den Gesellschaftern nun, dass sie sich auch deshalb bei Arcandor engagierten, um ihr Privatvermögen zu retten. Zudem führt die Finanzaufsicht BaFin wegen der Verbindungen zum Immobilienunternehmer Josef Esch derzeit eine Sonderprüfung bei Oppenheim durch. Im Extremfall könnte diese dazu führen, dass der Gründernachfahre aus einer möglichen Führungsposition abberufen wird.

„Christopher ist ein anständiger Kerl, aber keine starke Persönlichkeit“, sagt einer, der ihn gut kennt. So habe er auch zweifelhaften Geschäften und übermäßig ehrgeizigen Plänen seiner Mitgesellschafter nie energisch widersprochen. Ob der zurückhaltende Oppenheim-Erbe, der alte Bücher sammelt, zur neuen Identifikationsfigur taugt, ist deshalb fraglich.

Unspektakulärer Lebensstil

Neben schillernden Mitgesellschaftern wie v. Krockow oder dem für das Risikomanagement zuständigen Friedrich Carl Janssen wirkte Christopher jedenfalls trotz seiner 44 Jahre oft wie ein Schuljunge.

Auch sein Lebensstil ist eher unspektakulär. Statt in einer Villa lebt er in einem Penthouse auf einem unscheinbaren Fünfzigerjahre-Bau in Köln. „Er ist eher eigenbrötlerisch und kein Charismatiker, der Leute hinter sich schart“, sagt ein Bekannter. Gesellschaftlichen Glanz verstrahlt er — wenn überhaupt — über seine Ehefrau Gabriele, eine eloquente Erbin des Teppich- und Staubsaugerherstellers Vorwerk.

Kontinuität durch Familien-Bande

Doch um zumindest den Anschein von Kontinuität zu erwecken, muss die Deutsche Bank auch auf ein Familienmitglied setzen. Sie kann die Integration nur behutsam betreiben und muss dauerhaft den elitären Privatbankcharakter erhalten. „Unsere wichtigste Aufgabe wird es sein, die Loyalität zur Bank zu erhalten, damit das Management und die Mitarbeiter die gute Arbeit der vergangenen Jahre fortsetzen können“, meinte Deutsche-Bank-Finanzvorstand Stefan Krause vergangene Woche bei einer Konferenz mit Analysten.

Als Modell gilt die Übernahme der Düsseldorfer Privatbank Trinkaus & Burckhardt durch die britische HSBC. Die lief zwar auch nicht reibungslos, war aber letztlich erfolgreich.

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