Saudi-Arabien Saudischer Chemiekonzern Sabic wird zum Problem für BASF

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Im Produktportfolio der Deutschen machen einfache Massenchemikalien wie Styrol-Butadien-Block-Copolymer, aus dem etwa Lebensmittelverpackungen hergestellt werden, mehr und mehr Spezialitäten wie dem biologisch abbaubaren Kunststoff Ecoflex Platz. Vom Geschäft mit Polyolefin-Kunststoffen, die etwa die Autoindustrie einsetzt, hatte sich BASF schon 2005 getrennt – die Ludwigshafener verkauften es für 4,4 Milliarden Euro an die US-Industrieholding Access, hinter der der russisch-amerikanische Milliardär Leonard Blavatnik steht.

Demnächst soll Access auch Teile des Polystyrol-Geschäfts übernehmen, das besonders ölintensiv ist: „Um ein Kilogramm Polystyrol herzustellen, braucht man zwei Kilogramm Erdöl“, sagt ein BASF-Sprecher. Das Öl dient als Rohstoff, ist aber auch für die chemische Reaktion notwendig. An der eigenen Basischemie-Sparte hält BASF dagegen noch fest, betreibt weiter Crackeranlagen in Ludwigshafen, China und den USA, die Rohbenzin in Ethylen, Propylen und weitere Kohlenwasserstoffe aufspalten. 95 Prozent der dort hergestellten Zwischenprodukte verarbeitet BASF aber selbst weiter.

Sabic-Chef al-Mady macht Druck: Als das Unternehmen 1981 die Produktion startete, bestand die hauptsächlich darin, bei der Ölförderung frei werdendes Ethan in Ethylen und andere simple Chemikalien aufzuspalten. Inzwischen erwirtschaftet Sabics Basis-chemie nur noch 40 Prozent vom Umsatz. Die Produktpalette, die der Konzern heute an 54 Standorten weltweit fertigt, reicht von Düngemitteln bis zu High-Tech-Kunststoffen, wo auch Degussa, BASF und Bayer aktiv sind. So lieferten die Saudis das Material für die Thermoplastik-Dächer von vier Stadien der jüngsten Fußball-EM in Österreich und der Schweiz. Und al-Mady will die Spezialchemie weiter ausbauen: „Die Europäer arbeiten an immer komplizierteren Produkten, das tun auch wir“, kündigte er im Januar auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos an.

Starke Rückendeckung für seinen Kurs erhält al-Mady vom saudischen Staat. Dem gehören 70 Prozent am börsennotierten Chemieriesen – den Rest halten Anleger meist aus der Golf-Region. König Abdullah will in den nächsten Jahrzehnten sein von der Ölförderung abhängiges Reich in eine Industrienation verwandeln. Die Chemie-Industrie sieht er als treibende Kraft. Um schneller zu wachsen, kauft auch Sabic zu: 2002 die Petrochemiesparte des niederländischen Pharma- und Chemiekonzerns DSM. Im einstigen DSM-Ableger Gelsenkirchen stellt Sabic nun jährlich eine Million Tonnen Polyethylen und Polypropylen her. Und vergangenes Jahr zahlte das Unternehmen zwölf Milliarden Dollar für die Kunststoffsparte des US-Riesen General Electric (GE).

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