Schifffahrt Somalische Piraten schlagen immer öfter zu

Die Lage am Horn von Afrika wird für die Schifffahrt immer brenzliger. Die Zahl der Piratenangriffe steigt an - und hat nun ein neues Rekordhoch erreicht. Die Reeder suchen nach Auswegen.

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Ein bewaffneter somalischer Pirat schaut auf hohe See. Quelle: handelsblatt.com

Die Piraterie auf See hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres mit 352 Überfällen weltweit ein neues Rekordhoch erreicht. Wie das International Maritime Bureau (IMB) der Internationalen Handelskammer mitteilte, sind das 22 Prozent mehr als im Vorjahr.

Somalische Piraten haben ihr Gebiet auf das Rote Meer ausgedehnt und bereits 199 Angriffe verübt. Das ist ein Anstieg von 58 Prozent. Ein neuer Brennpunkt sind die Gewässer vor der Küste des westafrikanischen Benin. Dort wurden 2011 bereits 19 Übergriffe verzeichnet, davon acht Entführungen von Tankern. Im Vorjahr gab es keine vergleichbaren Vorfälle.

Erst kürzlich war ein Tanker, der von der Hamburger Schiffsmanagementgesellschaft Columbia betreut wird, mit 20 Mann Besatzung an Bord vor der Küste Nigerias gekapert worden. Die „Cape Bird” ist inzwischen wieder freigelassen worden, aber speziell in der jüngsten Zeit nimmt die Zahl der Piratenüberfälle vor der afrikanischen Atlantikküste zu. Allerdings ist die Lage dort nicht so schlimm wie vor der Küste Somalias.

Dort war kürzlich der italienische Frachter „Montecristo“ gekapert worden. Das Schiff war vor der Küste Somalias allerdings von britischen und US-amerikanischen Marineeinheiten aus Piratenhand befreit worden.   Der mit Eisenschrott beladene Frachter war von bewaffneten Piraten gekapert worden - nach Angaben der Reederei etwa 620 Seemeilen (rund 1150 Kilometer) von der somalischen Küste entfernt. Aktuell befinden sich noch zwei weitere italienische Schiffe in Gewalt somalischer Piraten: Die „Savina Caylyn“ und die „Rosalia D'Amato“ waren jeweils am 8. Februar und 21. April gekapert worden.

Gefährliche Gewässer

Das International Maritime Bureau hat bis Ende September weltweit 35 gekaperte Handelsschiffe erfasst, 24 wurden allein von somalischen Piraten entführt. Sie hielten Ende des Monats 15 Schiffe mit 277 Geiseln fest.Nach dem Piratenüberfall vor der Westküste Afrikas hat der Verband Deutscher Reeder (VDR) erneut darauf gedrängt, dass bewaffnete Sicherheitskräfte so schnell wie möglich an Bord von Handelsschiffen dürfen. Die Zulassung privater Schutztruppen, wie sie die Bundesregierung plane, sei eine denkbare Lösung. „Wir drängen darauf, dass die Zertifizierung so schnell wie möglich beginnt“, teilte Verbandsgeschäftsführer Ralf Nagel in Hamburg mit.

Die Gewässer am Horn von Afrika gelten als äußerst gefährlich. Somalische Seeräuber gefährden seit Jahren die Schifffahrt vor Ostafrika. Die Vereinten Nationen registrierten allein in der ersten Jahreshälfte 171 Angriffe. Die Regierung in Somalia, die wegen des seit 15 Jahren andauernden Bürgerkriegs nicht in der Lage ist, den Piraten das Handwerk zu legen, stimmte schließlich einem internationalen Waffengang zu.

Angesichts der häufigen Angriffe hat die Nato im März 2010 ihre Operation „Ocean Shield“ bis Ende 2012 verlängert. Die Europäische Union versucht mit der Marine-Mission “Atalanta” die Piraterie einzudämmen.

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