Schließung von Antwerpen Betriebsrat verweigert GM Sanierungsbeitrag

Der US-Konzern General Motors (GM) macht mit der Sanierung der Tochter Opel Ernst. Opels neuer Europachef Nick Reilly will das belgische Werk Antwerpen bereits Mitte des Jahres schließen und provoziert damit den offenen Bruch mit den Arbeitnehmern. Der Betriebsrat verweigert nun den von GM angestrebten Sanierungsbeitrag der Arbeitnehmer von 265 Mio. Euro jährlich.

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Quelle: handelsblatt.com

FRANKFURT. Luc Van Grinsven von der Gewerkschaft CSC sagte, Reilly plane die Schließung des Werks "im Prinzip" bis zum 30. Juni. Die Gewerkschaften würden aber dafür kämpfen, dass die Fabrik über diesen Termin hinaus produzieren könne.

Mit der Entscheidung, den Standort Antwerpen dichtzumachen, muss Reilly alle Hoffnungen begraben, sich mit den Arbeitnehmern zügig auf einen endgültigen Sanierungsplan zu einigen. Die Arbeitnehmer würden "keinen Cent Arbeitnehmerbeiträge für die Schließung des Werks leisten", sagte Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz.

Staatshilfen bleiben aus

Auch die von der flämischen Regierung für den Fall des Erhalts von Antwerpen avisierten staatlichen Hilfen von 500 Mio. Euro muss Reilly wohl in den Wind schreiben. GM hat den Finanzbedarf für die Restrukturierung von Opel auf 3,3 Mrd. Euro beziffert, rund 2,7 Mrd. Euro sollen die Regierungen der europäischen Opel-Länder aufbringen.

Deshalb beeilte sich Reilly, Befürchtungen zu zerstreuen, weitere Werke könnten auf der Kippe stehen. Derzeit gebe es keine Pläne, weitere Standorte zu schließen, sagte er in Brüssel. Opel will bei seiner Sanierung in Europa rund 8 300 Stellen abbauen, davon entfallen rund 4 000 Stellen auf Deutschland. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) erklärte, mit Antwerpen setze der neue Opel-Chef seine Ankündigungen lediglich in die Tat um und "gibt uns die Hoffnung, dass man auf sein Wort vertrauen kann".

Das sehen die Arbeitnehmervertreter anders. Sie werfen GM vor, sich nicht an vertragliche Abmachungen zu halten, die für Antwerpen die Produktion eines Geländewagens vorgesehen hatten. Reilly hingegen betonte, die Schließung des Standorts Antwerpen sei "keine leichte Entscheidung" gewesen, entspreche aber "der harten Realität der derzeitigen Geschäftssituation."

Der wieder aufgeflammte Konflikt mit den Arbeitnehmern trifft GM zu einem heiklen Zeitpunkt. Der Konzern steuert nach tiefroten Zahlen im Vorjahr erneut auf einen hohen Verlust zu - und verliert wegen der sich verzögernden Sanierung jeden Monat weitere Millionen Euro. Eine längere Auseinandersetzung mit den Belegschaftsvertretern würde die Probleme des angeschlagenen Autobauers im schwierigen Autojahr 2010 weiter verschärfen.

Reilly steht damit bereits eine Woche nach seiner Berufung vor seiner ersten großen Kraftprobe mit den Gewerkschaftsvertretern. Die Opel-Mitarbeiter hatten bis zuletzt versucht, die drohende Schließung des Werks Antwerpen mit einem eigenen Zukunftskonzept abzuwenden, das eine Verteilung der Lasten auf mehrere Werke vorsah. Doch das Konzept stieß nur auf wenig Gegenliebe im

Starker Kapazitätsabbau geplant

Opel kämpft mit massiven Überkapazitäten, die Reilly schnell abbauen will. "Um die langfristige Existenz des Unternehmens zu sichern, muss Opel seine Kapazitäten insgesamt um rund 20 Prozent reduzieren", sagte er.

Auch andere Autobauer in Europa bauen derzeit ihre Kapazitäten ab. So will Fiat-Boss Sergio Marchionne ein Werk auf Sizilien schließen. Alle sechs Produktionsstätten in Italien zu erhalten sei "fernab jeder industriellen Logik", sagte er.

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