Schmiergeldaffäre Siemens: Ermittler der US-Behörde SEC im Anflug

Beamte der US-Börsenaufsicht SEC wollen in der Siemens-Schmiergeldaffäre Manager vernehmen. Ex-Aufsichtsräte und Vorstände bei Siemens dürfen sich auf einiges gefasst machen. Denn die Ermittler aus den USA gelten als wenig zimperlich.

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Siemens an der US-Börse Quelle: dpa

Für so manche Siemens-Manager verliefen die Nächte in diesem Sommer unruhig – nicht nur wegen der Hitze. „Viele machen sich Sorgen um den nächsten Tag“, sagt ein verschreckter Mitarbeiter aus dem Mittelbau.

Die Angst vieler einst so stolzer Siemensianer gilt Einladungen, die jeden Tag im Briefkasten liegen können, deren wahre Bedeutung sie nicht einschätzen können und deren Ausgang sie fürchten müssen. „Es sind mehr Vorladungen als Einladungen für Vernehmungen“, klagt ein ehemaliger Siemens-Manager, der das schon erlebt hat und der lieber anonym bleiben möchte. Nun kritisiert Ulrich Wastl von der Münchner Kanzlei Westpfahl & Spilker, einer der Anwälte der Vorgeladenen: „Die Vernehmungen bei Siemens entsprechen nicht deutscher Rechtskultur.“

Hunderte von Mitarbeitern des Münchner Konzerns sind in den vergangenen Monaten von Vertretern der US-Rechtsanwaltskanzlei Debevoise & Plimpton in die Zange genommen worden. Die Amerikaner wurden von Siemens beauftragt, im Zuge der Korruptionsaffäre Verantwortliche und Mitwisser herauszufinden. „Das war mehr ein Verhör als eine Vernehmung“, erschaudert der Ex-Simensianer noch heute.

Doch das war erst das Vorgeplänkel. Für Siemens und seine Manager kommt jetzt alles noch dicker. Zwei Ermittler der US-Börsenaufsicht SEC haben sich in München angekündigt. Sie wollen mit den zuständigen Staatsanwaltschaften Nürnberg und München Beschuldigte und Zeugen in der Korruptionsaffäre vernehmen.

US-Staatsanwälte schalten sich ein

Zugleich öffnen US-Ermittler gerade eine zweite Front gegen Siemens: Der Konzern soll jahrelang den griechischen Telekomkonzern OTE bestochen haben, Siemens-Produkte überteuert zu kaufen. Da OTE – wie Siemens – an der Börse in New York gelistet ist, hat zum einen auch hier die SEC Handhabe für Ermittlungen. Zum anderen schalten sich nun US-Staatsanwälte ein und ermitteln gegen frühere Siemens-Manager, weil die Korruptionszahlungen von bisher festgestellten 1,5 Milliarden Euro amerikanische Siemens-Konkurrenten außerhalb der USA – etwa in Griechenland – benachteiligt haben sollen.

„US-Staatsanwälte sammeln zurzeit über die griechischen Ermittlungsbehörden Material über den Bestechungsfall OTE durch Siemens“, sagt ein ehemaliger Siemens-Manager in Griechenland, der auch selbst durch Fragen von US-Ermittlern in Bedrängnis gebracht wird. Ausgelöst haben die neue Welle an Beschuldigungen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Athen gegen fast 40 Personen.

Wenn in den nächsten Tagen zwei Beamte der US-Börsenaufsicht in München sind, dann stehen neue, bohrende Fragen bei Siemens bevor. Zum Beispiel, wer im früheren Siemens-Vorstand von angeblichen Korruptionsfällen in Griechenland wusste. „Gegen sie haben auch US-Konkurrenten von Siemens Schadensersatzansprüche“, befürchtet der Anwalt eines Ex-Siemens-Managers.

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